Gaby Koss

Interviewpartnerin: Gaby Koss
Fragen von: Twilightheart

Zeit: 5. Januar 2009

"Wer ist eigentlich Gaby Koss?" werden sich einige von euch fragen. Nun, Fans von Equilibrium oder Helfahrt werden sich an den Namen vielleicht erinnern. Gaby hat diverse Intros und Outros für einige Songs eben dieser und anderer Metal-Bands eingesungen und war manchmal auch live dabei . Nun wirkt Gaby in neuen Bands mit. Grund genug, sie einmal mit ein paar Fragen zu nerven.

Du bist seit neuestem Bandmitglied von „Death Army“ und „Nota Profana“. Bitte erzähl doch mal, wie es dazu kam; und vor allem, warum dies so schnell und plötzlich kam.

Alev , die Sängerin von "Nota Profana" hat sich von der Band getrennt, da sie sich ganz ihrem Job, dem Design, widmen wollte und keine Zeit mehr hatte. Carlos hat mir eine Mail geschrieben, dass Alev nicht mehr in der Band sei – was ich von ihr schon wusste – und dass sie, bevor sie eine neue Sängerin suchen, mich fragen wollten...
„Death Army“ haben mich eingeladen, bei ihrem Auftritt auf der „Unholy Alliance“ -Tour von Slayer als Support in Milano mitzusingen. Wir sind super beim Publikum angekommen, haben bei den Magazinen nur Lob gehört und sind vom Tourmanagement gefragt worden, ob wir uns eine Amerika-Tour vorstellen könnten... na ja, ist wahrscheinlich nur Gerede, wie so viel in der Musikbranche, und wir hören nie wieder von ihnen... ;-)
Aber nach dem Auftritt und nachdem wir uns so gut verstanden haben und viel Spass hatten, meinte der Bandleader Axel, er sehe mich sowieso als festes Mitglied... Voila! :-)

Wie macht ihr das mit der Entfernung (wg. Proben und Auftritten)? Geht das nicht ganz schön in’s Geld und an die Substanz?

Ich habe die Songs zu Hause und übe, und am Abend vor dem Auftritt gibt es vorher eine Probe mit mir – ich fliege einfach ein bis zwei Tage früher, je nachdem...

Was ist aus deiner Zusammenarbeit mit Equilibrium geworden? Bleibt die weiterhin sporadisch erhalten?

Ich habe keine Ahnung was René da plant... ich bin jedenfalls bei seinem neuen Side-Project wohl nicht vertreten...

Du solltest ja eigentlich einen größeren Gesangspart auf dem neuen Album "Sagas" bekommen, aber dann wurdest du krank und hattest Probleme mit deiner Stimme (siehe Equilibrium-Interview). Was genau war da los? Müssen wir uns dauerhaft Sorgen um Deine Stimme machen?

Ich bin im Februar, März und April 2008 ein paar Mal hintereinander krank gewesen – eine Bronchitis und Stimmbandentzündung gab sich die Hand mit der nächsten - und ich konnte nicht mehr singen und sprechen, aber das ist jetzt wieder behoben. Aber im Gesang könnte es immer noch besser sein, d.h. üben, üben, üben.

Nun singst du neben Klassischem, dem ja wahrscheinlich Deine Hauptleidenschaft gehört, auch immer mal wieder in Metal-Bands der verschiedensten Stile. Nun habe ich aber gehört, dass du privat eigentlich keinen Metal hörst. Wieso singst du dann trotzdem in derartigen Bands? Wie fühlst du dich dabei? Oder ist das jeweils einfach nur ein Job für dich?

Es macht einfach Spaß, ich bin gerne mit den Leuten zusammen und es ist etwas völlig anderes als klassische Konzerte zu singen. Ich singe nur bei den Bands, wo mir die Musik auch gefällt! Privat höre ich Metal weniger , nur ab und zu mal im Auto, aber da ich ja mein Repertoire übe und auch ab und zu bei anderen Bands einsinge und mir Gesangsmelodien und Texte einfallen lassen muss ( und mag!), hab ich mit Metal doch viel zu tun; und auch mit meinem Keyboarder Marco und seiner Schwester (spielt Violine) aus der Nähe von Augsburg komponieren wir immer wieder neue Songs für unser neues Bandprojekt. Wir müssen uns nur noch einen Bandnamen überlegen und haben da schon Massen an Einfällen.

Mit welchem Künstler würdest du gerne mal zusammenarbeiten? Was wäre da dein ultimativer Traum?

Schade, dass es mit Christopher von Therion nicht geklappt hat. Wir haben uns per Mail und privat sehr gut verstanden. Leider war ich nur unter den letzten 5 in der Ausscheidung im Contest und da haben sie Lori ausgewählt, die ja eine super Sängerin ist und mehr dem Stimmtypus dramatischer Sopran bzw. dunkler Sopran entspricht, nach dem Christopher eigentlich gesucht hat...
Eigentlich wäre mein Traum, mit meiner Musik oder einem meiner Projekte selbst viel Erfolg zu haben und mir dann die Musiker aussuchen zu können, mit denen ich gerne zusammenarbeiten würde...! ;-)

Nun gibt es ja heute noch Fans, die in irgendwelche Foren schreiben, dass du die beste Sängerin warst, die Haggard jemals hatte. Trauerst du der Zeit bei Haggard irgendwie nach? Hörst du noch manchmal die alten Songs?

Alte Haggard Songs höre ich nur noch, wenn ich Aufnahmen mit meiner Stimme irgendwo höre, sonst aktiv nicht. Mir gefällt die neue CD ganz gut, aber die „Erste“ („And though shalt trust..the seer“) ist musikalisch mein Favorit.
Ich hatte viel Spaß bei Auftritten und Touren, aber die habe ich jetzt auch mit den neuen Projekten, vielleicht sogar mehr, da mein Gesang und ich als Person mehr anerkannt werden.

Was macht für dich eigentlich einen professionellen Künstler aus, mit dem du gut zusammenarbeiten kannst?

Bei großen Ensembles (Orchester oder Bands):
- Vorher selbst Lieder/Arien einüben, dass bei Proben keine Löcher für Einzelproben entstehen; die Einsätze wissen; 
Bei Duettpartnern (auch Instrumenten):
- Auch Augenkontakt  für das gefühlvolle Zusammenspiel und die Interpretation. 
- Aber auch ohne Probe ein Konzert schmeißen zu können, ist auch Professionalität ... – schon vorgekommen, bei z.B. meinem letzten Konzert, wo nicht viel Zeit zum Proben war und die Lieder nicht ein einziges Mal zusammen geprobt wurden. Es passiert aber auch bei Hochzeiten, Beerdigungen oder Kantatenaufführungen, dass kein einziges Mal zusammen geprobt  wurde oder das Stück nur einmal angespielt wird. Auch wenn ich als Gast irgendwo mit einer Band auftrete, kann es sein, dass es keine einzige Probe gibt...!!
Am besten war die Zusammenarbeit mit Guillermo Salgado, der als Repetitor an der argentinischen Oper in Buenos Aires angestellt war. Er war als Klavierspieler das Beste was ich je erlebt habe, er konnte mit so viel Gefühl vom Blatt spielen und ist auch noch auf deine Interpretation z.B. Fermaten, piano, crescendo usw. – eingegangen... wow. Ich habe schon mit sehr, sehr vielen Klavierspielern zusammen Musik gemacht, aber er war wirklich einfach ein Ausnahmepianist, der immer auf die Musik und den Sänger einging und Rücksicht übte.
Viele haben Ihren eigenen Rhythmus oder ihre Schiene oder sind gerade schlecht drauf und du musst Dich anpassen, also wird Dir wenig oder kein Raum für eigene Interpretation gelassen und Du musst „dahinhuddeln“, obwohl das Lied/Arie  oder dein eigenes Gefühl Dir eigentlich was anderes sagt und so kommt das Lied charakterlich ganz anders rüber als gewollt.. schade eigentlich.

Von den Künstlern, mit denen du bereits zusammengearbeitet hast, welche waren da diejenigen, von denen du das meiste gelernt hast und mitnehmen konntest, sei es an Erfahrung oder musikalischer Entwicklung?

- Meine Gesangslehrer Dietrich Schneider und Saverio Suarz-Ribaudo, Guillermo Salgado als Pianist und viele Musiker während des Studiums; natürlich viele Musiker und Sänger der Staatsoper, wie bei Proben und Auftritten z.B.  im Extrachor  mit Edita Gurberova, Cecillia Bartoli, Ann Murray, Thomas Hampson, Mirella Freni, Rothering, u.v.a.  
- Zusammenarbeit bei Proben mit Regisseuren, Bühnenmeistern, Maskenbildnern,  Kostümbildnern  (ja, ich hatte meine eigenen Kostüme für die Stücke, die es auch noch gibt!), Technikern, Bühnenbildnern, usw.

Kannst du eigentlich ein Instrument spielen?

Klavier mehr schlecht als recht, da ich seit Jahren nicht mehr gespielt habe. Aber während meines Studiums musste ich Prüfungen im Klavierspiel ablegen. 

Wie hast du eigentlich deine Leidenschaft für klassischen Gesang entdeckt? Hast du schon als Kind so was gesungen und hattest Gesangsunterricht?

Ich habe schon seit ich denken kann in der Schule immer solo gesungen und auch wurde ich von der Klasse immer gefragt, die Lieblingskinderserienlieder zu singen.
Ich war schon immer in Chören, Kirchenchören, usw. und habe zuhause in meinem Zimmer stundenlang getanzt und gesungen. Ich hatte auch Ballett, Stepptanz und Jazztanzunterricht. Kann auch jetzt noch ohne aufwärmen einen Spagat machen, was bei mir aber einfach Veranlagung ist. 
Ich wollte dann Gesangsstunden nehmen und bin durch meine Gesangslehrerin, die klassischen Gesang studiert hat,  auf Operngesang aufmerksam und neugierig geworden.
Vorher habe ich immer viel Kate Bush nachgesungen und das half fürs Singen im 2 gestrichenen - also hohen Bereich.

Hast du jemals schon eigene Songs geschrieben oder hast es vielleicht vor?

Ich habe meistens die Melodielinien für Bandaufnahmen selbst „kreiert“ und habe das letzte Jahr mal ein paar Sachen komponiert. Leider klingt alles nach netter Filmmusik, da ich mit Gitarren, Bass und Drums nicht umgehen kann.

Neben den o.g. Bands, gibt es da im Metal-Bereich noch andere Projekte, in denen du aktiv bist? 

Viele klassische Projekte – nach meinen Konzerten waren die Leute so begeistert, dass ich dieses Jahr doch mehr klassische Konzerte in Kirchen usw. geben will. Aber das hängt immer mit Arbeit zusammen und oft bin ich faul...
Leider bin ich bei der Big Band (Swing/Jazz) seit einem Jahr nicht mehr dabei , bin aber am suchen, da ich jetzt  auch Chansons von Edith Piaf und spanische Tangostücke für mich entdeckt habe.

Spielt es eigentlich eine Rolle für dich, was für Texte du singst? Ich meine, an der Oper früher hast du vielleicht christliche Texte gesungen und heute im Metal-Bereich singst du heidnische. Musst du dich mit dem identifizieren können, was du singst?

An Opern singt man selten christliche Texte, vielleicht wenn ein Requiem z.B. von Verdi aufgeführt wird. Es sind weltliche Texte bzw. Libretti um Liebe , Schmerz und Leid oder Fröhlichkeit meist in Gedichtform.
Auch bei Bands singt man teilweise Auszüge aus Requien oder Messen und ob heidnisch oder nicht, ich lasse jedem seinen Glauben.

Was war die wunderbarste Erfahrung für dich in deinem Künstlerleben?

Nach Konzerten Anerkennung zu finden. Es ist wunderbar für einen Musiker, wenn Menschen gerührt sind und einen anstrahlen, weil man sie mit dem eigenen Gesang sehr berührt hat. 
Nach meinen letzten klassischen Konzerten im Dezember habe ich  bei Anfragen nach Folgekonzerten in begeisterte und herzliche Gesichter gesehen. Das ist einmalig – vor allem bei klassischen Konzerten...!!
Mit Bands war Mexico 2004 ein wirklich aufwühlendes Erlebnis, das ich niemals vergessen werde. Von Fans wird einem bestätigt, dass man doch nicht so schlecht ist, wie man immer selbst kritischerweise annimmt.

Bist du eher eine Diva, oder eine toughe Frau, die kein Problem damit hat, wenn (wie z.B. beim Summernights Festival 2007) nicht mal ein Spiegel backstage vorhanden ist, vor dem man sich für den Gig fertigmachen kann?

Ich schminke mich gerne vor Auftritten, brauche aber keine Extrawürste oder Luxus – den habe ich zuhause (hihi!!;-)). Ich nehme es, wie es kommt.
Man wird älter, vielleicht ist das bald nicht mehr so... wer weiß?

Durch deinen Beruf müsstest du ja unglaublich rumkommen. In welchen Ländern hast du schon überall gesungen?

Deutschland, Niederlande, Belgien, Rumänien, Schweiz, Österreich, Frankreich, Mexico usw.
Und bald auch in Venezuela mit Nota Profana...

Könnte man nicht eine Kauf-CD von dir zusammenstellen, wo die schönsten Stücke drauf sind (die ganzen Intros und Outros von Equi, Helfahrt usw.)?

Hab ich noch nicht darüber nachgedacht. Man braucht ja auch immer das Einverständnis der ganzen Bands... eine wäre sicherlich nicht einverstanden. Ich habe halt keine Rechte auf die Songs.

Wirst du von deiner Familie eigentlich vollkommen unterstützt? Oder musst du dir manchmal anhören, dass du einer brotlosen Kunst nachgehst?

Schön langsam – mein Vater ist ja auch Musiker und hat seit vielen Jahrzehnten mehrere Bands und hat mir  das erste Mal ein Kompliment gemacht – wenn er so gut spielen, wie ich singen könnte, wäre er woanders... 
Und das aus seinem Munde... da war ich platt, da mein Vater weder Komplimente noch Gefühle preisgibt.
Aber anscheinend haben ihm meine letzten Konzert auch sehr gefallen.

Hast du jemals daran gedacht, so richtig durchzustarten und unter die oberen 10.000 zu kommen? Musik wie sie z.B. Enya macht, könnte mit deiner Stimme sicherlich weltweit gut ankommen.

Das wäre natürlich super, aber da ich kompositorisch nicht genau weiß wohin, ist das irgendwie beschwerlich.... und ich habe leider auch keinen Komponisten, der für mich schreibt... vielleicht sollte ich mal suchen...!!!

Wo können wir dich als nächstes live erleben?

Am 7. Februar 2009 mit Ars Irae, am 21. Februar mit Death Army in Italien, und im März vielleicht in Venezuela, im April evtl. in Augsburg, im Mai im Rathaus in Pfaffenhofen, Anfragen aus Rumänien für weitere Konzerte 2009 sind auch eingegangen...

www.gabykoss.com

Gaby im August 2006 in den Helion-Studios bei Probeaufnahmen
für "Nightwish" (was viele vielleicht nicht wissen: sie war unter den 
Top-Finalistinnen als mögliche Nachfolgerin von Tarja!)

 

<<<zurück zu den INTERVIEWS

besucherzählerXStat.de