Kings of Black Metal Festival
10. April 2010 – Giessen/ Germany
(Bericht: Twilightheart)
Am 10.
April 2010 fand erneut das „Kings of Black Metal“-Festival statt.
Die Hessenhallen, wo das Event steigt, sind immer wieder die reinste
Freude. Genügend Platz für alles, was da kommen mag. Auch bei 3500
Besuchern (so meine Schätzung der Besucherzahl) sind genügend Parkplätze
vorhanden, und zwar direkt neben der Halle, schön übersichtlich. Auch
die Halle selbst ist schön groß, durch die hohe Bühne sieht man auch
von ganz hinten immer noch gut (es sei denn, eine Band findet Gefallen
daran, sich selbst so einnebeln zu lassen, dass man nur noch ihre
Silhouetten erkennt, aber dazu später mehr). Was noch nicht so gut lief (in diesem und im Vorjahr) war der Einlass. Die Schlangen draußen waren einfach zu lang, allerdings passt der Eingang mit nur 2 durchschnittlich breiten Türen auch nicht wirklich zur Größe der Halle. Genau wie viele andere verpasste auch ich dadurch den Auftritt der Band Impiety, bzw. sah gerade noch den letzten Song, den ich zum fotografieren nutze. Auf Besonderheiten konnte ich in der Kürze der Zeit nicht mehr achten. Nur soviel: dieser letzte Song war ein Bathory-Cover. Allein wegen dieses Songs hinterließ die Band bei mir ein positives Gefühl. Bereits
um 14:40 Uhr enterten Den Saakaldte die Bühne. Da das gesamte
Billing des Festivals 1A war, war es beinahe nicht möglich, eine
Reihenfolge festzulegen, die allen Bands gerecht geworden wäre. Allein,
dass Immortal als DER Headliner spielen, ist nachvollziehbar. Doch zurück
zu Den Saakaldte, die mit „Drikke ens Skål“
eröffneten. Ich weiß nicht, wie gut man von hinten in der Halle alles
gehört hat, aber vorne im Fotograben war der Sound eher schlecht.
Zumindest habe ich die Stimme von Frontmann Niklas Kvarforth nicht aus
den Boxen gehört, sondern nur leise direkt von ihm, wenn ich vor ihm
stand. Mitten während des Gigs ging Niklas zum Soundtech und gab ihm
Anweisungen, was er ändern soll, aber es brachte nicht unbedingt die
große Veränderung. Trotz allem hat mich die Intensität begeistert mit
der Niklas dieses Mal zugange war. Wenn ich mich an den Gig beim Party
San 2009 erinnere, wo er sich mehr darauf konzentriert hat, seine
Kotz-Orgie auf der Bühne zu inszenieren, dann bin ich froh, beim KOBM
einen Gig gesehen zu haben, der ganz der Musik galt. Kein Gepose oder ähnliches,
einfach nur hingebungsvoller Gesang in allen Facetten. Weiter ging es
mit „La vinteren vare evig“ und „Vandringen“. In sich vertieft
spielte Bandchef Sykelig vor sich hin, während die anderen beiden
Saiten-Virtuosen mit Headbanging für Action sorgten. Einige der
inzwischen zahlreich anwesenden Fans hielten sogar Schilder hoch, die an
Kvarforth gerichtet waren (so bedankte sich z.B. ein Pärchen dafür,
dass sie sich durch Niklas kennengelernt haben). Die Bühne
wurde umgebaut, und selbst wer den Spielplan nicht zur Hand hatte, wird
bereits anhand der „Deko“ erraten haben, dass gleich Darkened
Nocturn Slaughtercult den Bühnenboden in Blut tauchen würden. Nun spielten Forgotten Tomb, eine Band, die man wohl nur lieben oder langweilig finden kann. Dazwischen gibt es scheinbar nichts. Ich habe haufenweise Fans gesehen, die mit leuchtenden Augen vor der Bühne standen, als die Italiener ihren doomigen BM darboten. Herr Morbid krächzte sich die Seele aus dem Leib und vor allem der Bass-Sound war echt geil. Aber insgesamt konnte ich der Live-Show nichts abgewinnen. Im Prinzip standen die Musiker nur rum, und selbst wenn das beim Doom so Gang und Gäbe sein sollte, hätte ich zumindest eine Mimik erwartet, die irgend ein Gefühl ausdrückt (wenn auch ein depressives, negatives oder was auch immer). Doch da war nichts. Für mich persönlich war die Band DIE Enttäuschung des Festivals. Die große Frage „Was, das soll alles gewesen sein?“ schwebte im Raum. Da kann ich mir auch eine CD kaufen, dann habe ich das Ganze in perfekter Qualität. Aber wozu ich eine Live-Show brauche, bei der stoisch die Musik „abgearbeitet“ wird, ist mir ein Rätsel. Doch wie gesagt: einige der Anwesenden schienen beglückt zu sein, als stünde der Messias auf der Bühne, also irgendwas Bezauberndes müssen „Forgotten Tomb“ doch an sich haben, ich konnte nur leider nicht erkennen, was es ist. Was Setherial
sich danach leisteten, war auch etwas deprimierend. Denn sie spielten
nur 25 Minuten und gingen dann ohne Begründung ab. Sollte die Aktion
nur ein Anheizer sein, der die Metaller dazu bringen sollte, noch zu
einem extra Gig der laufenden Tour zu gehen? Dass nun gerade Setherial
„zwangs-gekürzt“ wurden, um eine Verspätung wieder wett zu machen,
kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen. Nun ja, wenigsten waren diese
25 Minuten echt geil. Frontmann Infaustus schrie wie ein Berserker auf
der Bühne rum und es erstaunt mich immer wieder, wie weit der Mann
seinen Mund aufkriegt, wenn er mal einen richtigen Brüller loslassen
muss. Dafür ist dieser dann aber in jedem Fall markerschütternd. Es gab übrigens dieses Jahr auch viele Besucher, die aus dem europäischen Ausland angereist waren. Etliche Französischsprachige zum Beispiel. Diese hatten allesamt das Problem, dass die Herren der Security-Mannschaft sie nicht verstanden, wenn sie auf Englisch etwas fragten, wodurch sie mit allem alleine klarkommen mussten. Ich persönlich kenne das nicht, dass man im Ausland nicht mal Englisch versteht, kann aber ungefähr nachempfinden, dass sich die ausländischen Gäste da schlecht behandelt gefühlt haben, es hagelte da etliche Beschwerden in die Richtung. Dies also einer der wenigen Kritikpunkte. Das Festival wächst nun mal und wird langsam international bekannt. Da sollte der Veranstalter reagieren und für die Zukunft auf Security-Personal bestehen, was auch ausländischen Fans zumindest ein paar einfache Fragen beantworten kann. Es gab in der Halle natürlich auch wieder zahlreiche Verkaufsstände, wenige Getränkestände (mit leider aufwendigem Pfand-und Bezahlssystem) und reichlich ungesunde Verpflegung. Dafür aber auch genügend sanitäre Einrichtungen. Und natürlich wurde wieder versucht, möglichst viele Bands zu Autogrammstunden zu motivieren, was dann auch gut ankam, wenn auch die Autogrammstunden nicht halb so gut besucht waren wie die Bierstände in der gleichen Zeit. Inquisition waren für viele der heimliche Headliner des Abends. Zu „Embraced by the unholy powers of death and destruction“ kamen die US-Black-Metaller auf die Bühne und sofort waren die ersten Fan-Reihen ein Hexenkessel. Viele Fans kriegten sich kaum noch ein bei soviel Perfektion, wie sie Incubus am Schlagzeug und Dagon an Gitarre und Mikro an den Tag legten. Inquisition gehen aber auch runter wie Öl, da sitzt jeder Ton und jeder Griff an den Saiten. Da hört man wirklich nicht die kleinste Ungereimtheit. Und das bei bestem Klang der Instrumente. Dass jemand nur mit der Gitarre dafür sorgen kann, dass man den Bass gar nicht vermisst, ist ja schon unglaublich. Aber die beiden Herren von Inquisition sind ja bekanntermaßen ein Phänomen für sich. „Command of the dark crown“, „Nefarious dismal orations“ und „Baptized in black goat blood“ folgten. Hier lässt sich bereits erahnen, dass die Band von jedem Album einen Song, höchstens zwei gespielt hat und damit ihr ganzes Repertoire abgedeckt haben. Aber es gab auch die ersten neuen Songs auf die Ohren. Nachdem „Desolate funeral chant“ neue Maßstäbe für Virtuosität gesetzt hatte, wurden „Ancient monumental war hymn“ und „We summon the winds of fire (for the burning of all holiness)“ nachgeschoben. Die ein oder andere kurze Ansprache von Dagon sollte den Kontakt zum Publikum verbessern. Da das Mikro dabei immer noch mit sehr viel Hall unterlegt war, war nicht allzu viel davon zu verstehen. Auch war es manchmal ärgerlich, dass der Bühnennebel so dicht war, dass man die Fingerfertigkeit des Gitarristen durch den Dunst nicht mehr bewundern konnte. „The realm of shadows shall forever reign“ und „Cosmic invocation rites“ bildeten den Abschluss des Gigs, der mit langem Applaus und vielen Zugabe-Rufen honoriert wurde. Enthroned hatten (wenn man Immortal mal ausklammert) die längste Spielzeit mit fast einer Stunde. Diese nutzten sie gut. Während der letzte Gig der Band, den ich gesehen habe, eher eine Enttäuschung war, schienen sie beim KOBM voll motiviert. Voller Elan sorgten die Musiker für den bestmöglichen Gig, man hatte das Gefühl, dass alle verdammt locker und gut drauf sind. Man weiß nicht, wie sie’s gemacht haben, aber Enthroned hatten einen richtig guten Sound. Sie spielten viele Songs von ihrem neuen Album und dies in hervorragender Qualität. Auch kommunizierten sie durch Blickkontakt mit den Fans und richteten ab und an das Wort ans Publikum, wobei dieses keine Animation dieser Art gebraucht hätte. Die Fans saugten Enthroneds Black Metal eh gierig auf und tobten. Quasi mit spielersicher Leichtigkeit schüttelten Enthroned diesen Hammer-Gig und den satten Sound aus dem Ärmel. Da
wundert es beinahe nicht mehr, dass vielen beim Gig von Kampfar dann
doch schon etwas Puste fehlte. Nun ja, Kampfar passten ja auch nicht
unbedingt ins Konzept des Festivals, schließlich entspricht ihre Musik
nicht den gängigen Clichés des
Black Metal, obwohl sie natürlich nicht weniger geil reinhaut. Trotzdem
fühlen sich wohl eher Pagan- oder Folk-Metal-Fans davon angesprochen. 50
Minuten Umbaupause waren für Immortal eingeplant gewesen, am
Ende waren es 70. Meiner Meinung nach hätte das nicht sein müssen.
Aber es musste ja die vorher vielumworbene Pyro-Show vorbereitet werden.
Scheinbar gefällt dies vielen Fans? Mal feuerspucken finde ich auch
ganz interessant, aber dass nun während eines Gigs alle paar Minuten
irgendwo eine Flammenfontäne oder ähnliches hochgehen muss, stößt
bei mir auf Unverständnis. Auch wenn es eine BM-Legende ist, die dies
macht. Bei Immortal grenzte der ganze Aufwand meiner Meinung nach stark
an Übertreibung. War der Gig spektakulärer als ohne die ganzen
Feuerwerkskörper? Sicher nicht. Auch wurde die Band so extrem
zugenebelt, dass man sie einfach nicht mehr sah. Manchmal gar nicht
mehr, manchmal nur die Silhouette. Was soll das? Wenn eine Band auf der
Bühne steht, die die Fans lange nicht live gesehen haben, dann sollten
sie sie auch wirklich SEHEN können, und nicht nur erahnen können. Auch
einigen Musikern der anderen Bands ging es gehörig auf den Keks, dass
sie nicht mal neben der Bühne stehen und den Gig ansehen durften (wobei
dies während der Show sicher auch mit am Pyro lag... Auflagen des
Feuerschutzbeauftragten oder so). Natürlich durften auch die Fotografen
nun nicht mehr in den Fotograben. Insofern gibt es bis auf einen
„Zufallstreffer“ auch keine Fotos von Immortal beim KOBM. So, aber ich will natürlich auch noch was Positives über Immortal sagen. Zum einen war der Sound klasse. Jedes einzelne Instrument kam geil rüber, die tiefen Töne hatten richtig schöne Bass-Vibrationen, Abbath kreischte ohne Energieverlust (auch gegen Ende des Gigs, als die ganzen „Greatest Hits“ von Immortal quasi am Stück gespielt wurden) und das Publikum ging richtig gut mit. Zumindest in den vorderen Reihen, wo die ganzen Die-Hard-Immortal-Fans standen. Alle anderen waren von den Bierständen in die Halle gekommen, um einen Blick auf die Urgesteine des norwegischen BM zu werfen, somit war es nun richtig voll in der Halle, die man getrost als „ausverkauft“ bezeichnen konnte. Auch machte Abbath einige Späßchen mit dem Publikum, ließ mal dieses und mal jenes rufen und tat dann immer ganz beleidigt, wenn es nicht laut genug war oder zeigte den Fans demonstrativ seine Kehrseite. Sie mischten also ihren ureigenen Humor mit ihrer Musik, die auch hier live in bester Qualität rüberkam. Da zeigt sich eben doch, wer den sprichwörtlichen Ton angibt. Auch spielten Immortal so lange, dass es für die Fans vollauf befriedigend gewesen sein muss. Die bekanntesten ihrer Songs waren sowieso als Zugabe eingeplant, und insofern kann man sagen, dass Immortal das Kings of Black Metal 2010 würdig ausklingen ließen.
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(mehr Fotos von den Bands in den "festival photos"!!)
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