Korpiklaani "Voice of Wilderness"

(Napalm Records, February 2005)

Endlich halte ich es in den Händen (nach einiger Verzögerung, denn es musste ja nun unbedingt die japanische Version mit 2 Videos als Bonus sein...  wer solche Sonderwünsche hat, muß natürlich länger warten) > „Korpiklaani“ aus Finnland mit ihrem neuesten Werk „Voice of Wilderness“. Und der Titel des Albums wird seinem Namen alle Ehre machen, das verspreche ich euch! Aber dazu später mehr!

Der erste Song „Cottages and Saunas“ beginnt auch gleich mit echt finnischer wilder Folk-Musik... so richtig roh und ursprünglich, wie man sich finnischen Folk eben vorstellt. Da wird man gleich erst mal von der Fiedel begrüßt und es folgt eine extrem eingängige und ansteckende Melodie, bei der man sofort mitsingen möchte, thematisch ist es eine Reise durch die Gefühle der Finnen: „Hier haben wir unsere Häuser und Saunas gebaut, und niemand kann sie uns nehmen, nie und unter keinen Umständen“ (Textauszug/ frei in`s deutsche übersetzt) und man hat sofort das Bedürfnis, die Jungs live zu sehen und bei ihren Konzerten einmal wild abzuhotten. Auch wird man hier natürlich zum ersten Mal mit der Stimme des Sängers Jonne konfrontiert.... nun, roher und ursprünglicher geht´s auch hier nicht! Wer satte Tenor-Töne a la Kotipelto hören will, ist hier falsch! Doch wer eine männliche, etwas tiefere, von Herzen singende Stimme hören will, ist hier dagegen vollkommen richtig! Und wenn ihr es erst mal selbst gehört habt, werdet ihr mir recht geben: es passt einfach keine andere Stimme an die Vocals in dieser Band! Punkt, aus, Ende!

Weiter geht es mit den wilden Humppa Rhythmen! „Journey Man“! Auch hier werden wir thematisch wieder mit dem Leben in finnischen Wäldern konfrontiert! „Mein Leben lang liebte ich den Klang des Waldes rings umher, Adler fliegen wo der Wind frei ist...“, doch was sich lyric-mäßig nach Melancholie anhört, ist musikalisch trotzdem eine ganz wilde Mischung aus Humppa, treibenden Fiedel-Klängen, unruhigen Drums und leidenschaftlichem Gesang. Und auch eine Flöte fehlt zwischendurch nicht.

Es folgt das etwas rockigere, zwar schnelle, aber nicht ganz so wilde „Field in Flames“, in welchem es um wilde Schlachten und die Erinnerungen eines Kriegers daran geht. Jonne`s Stimme ist hier im Refrain sehr gefordert, da dies relativ anspruchsvoll zu singen ist. Doch da Jonne seine Stimme relativ gut variieren kann, meistert er diese Herausforderung mit Bravur. Doch auch wenn ich von „etwas rockiger“ sprach... der Kontext bleibt doch folkig, und auch hier dominieren Instrumente wie die Fiedel wieder zum Ende hin. Doch die besten Songs des Albums sollen doch erst später folgen.

Nun werden wir aber erst mal wieder ein bisschen beruhigt mit dem Beginn des instrumentalen Stücks „Pine woods“. Es wird allerdings nach dem sanften Beginn auch gleich wieder zu einem schnelleren Stück, eine Mischung aus süßer Melodie und wildem Folk , und durchsetzt ist das Ganze mit ein paar jagenden Flötenklängen... und auch andere Instrumente des finnischen Folks, deren Namen ich lieber nicht versuche, herauszufinden, da ich sicher falsch liegen würde.... im Mittel-Break hört es sich fast nach Bongos an... und es folgt gleich nach dem „Trommel“-Teil ein absolut wildes Solo auf der E-Gitarre, allerdings so wild es auch ist, so akkurat und ausgefeilt wird es doch gespielt. Und danach explodiert der Song einfach in wilden Instrumentierungen, bis sich die Anfangsmelodie wieder durchsetzt und den Song zu einem ausgewogenen Ende führt.

Und nun folgt mein absolutes Lieblingsstück des Albums: „Spirit of the forest“. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, dieser Song ist einfach atemberaubend. Gleich zu Beginn denkt man erst mal, man ist im falschen Film, denn man hört etwas, was wie das Sing-Gebet eines Schamanen am Lagerfeuer klingt. Und sicher geht es im Text auch darum, obwohl es nicht 100% aus den Lyrics hervorgeht. Zumindest geht es um einen weisen alten Mann, der im kalten Norden lebt und (genau wie Jonne übrigens im wahren Leben auch) eine Schamanen Trommel besitzt. Mich erinnert dies irgendwie an die Sami (eine Minderheit in Skandinavien), denen ja mitunter auch schamanische Kräfte und Weisheiten nachgesagt werden. Und musikalisch ist die Umsetzung des Songs einfach absolute Spitzenklasse. Pure Magie! Man ist sofort vollkommen weg und gefesselt! In diesem Song zaubern eine schwermütige brachiale Gitarre und eine übermütige Fiedel (und natürlich weitere geheimnisvolle Instrumente) gemeinsam, um den Hörer in den Bann zu ziehen! Aber mehr wird nicht verraten! Selber hören! Und zwar unbedingt! Nur allein dieser Song wäre für mich den Preis der CD wert gewesen!

Aber danach wird es erst mal („zur Abkühlung“ quasi) wieder etwas leichter verdaulich mit einem eher einfachen Mid-Tempo-Song namens „Native Land“, dessen stimmliche Umsetzung zwar zu wünschen übrig lässt, der aber dafür mit von Herzen kommenden Texten aufwartet (wieder einmal geht es um die Schönheit und vor allem den Stolz Finnlands).

Doch diese paar ruhigen Minuten wurden wahrscheinlich nur eingebaut, damit man Zeit hat, sich zwischendurch mal zu erholen, denn nun geht es gnadenlos mit dem „Hunting Song“ weiter....  natürlich wieder die gute alte schnelle kompromisslose Humppa Musik, gleich gefolgt von einer rein instrumentalen Fortsetzung namens „Ryyppäjäiset“, die den Fiedel-Wahn gar nicht erst abbrechen lässt. Und danach kommt der Party-Kracher schlechthin, ein Track mit dem schönen Titel „Beer beer“ (und um`s Bier geht`s inhaltlich natürlich auch, wenn auch ironisch), und da die Melodie hierzu nach absolut und 100% (wenngleich auch nach finnischer und nicht deutscher) Party klingt, ist dieser Song der absolute Garant für gute Laune und lautes Mitgegröhle bei jedem Saufgelage (selbst mit 3,0 Promille kann doch jeder noch „Beer beer“ gröhlen)! ;-)

Natürlich verlangt dies nachfolgend wieder nach etwas Ernsterem! Und dieses Verlangen wird mit dem schönen „Old Tale“ bedient. Liebliche Melodien und sanfte Flötentöne (untermalt von einer akustischen Gitarre und weiteren romantischen Instrumenten) umschmeicheln den Hörer fast minutenlang in berauschender Weise, bevor es wieder schneller und etwas handfester wird, um den Lyrics gerecht zu werden, denn schließlich ist die Liebesgeschichte, die hier beschrieben wird, eine eher tragische.

Den Abschluß des Albums bildet der Song „Kädet Siipinä“, der auf finnisch gesungen wird, dessen Text aber auch ins englische übersetzt im Booklet steht (damit jeder diese wirklich wunderschönen Reime lesen und verstehen kann und sich davon verzaubern lassen kann). Dieser kommt als ruhiges, eher langsames Stück daher, in dem die Melodie (mit einfachen und wenigen, aber lieblich klingenden Instrumenten) im Vordergrund steht. Und so klingt das Album mit leicht melancholischen Tönen langsam und friedfertig aus.

Alles in allem hinterlässt das Album nichts als ein hervorragendes Gefühl... und bei Fans von finnischem Humppa ja sowieso! Wie es auch schon auf dem Album geschrieben steht, es handelt sich hier um ein „100% synthetikfreies natürliches Album, gemacht in Finnland“... und ich gebe hiermit die Garantie auf diese Angabe!

Wertung: 8 von 10 Punkten / Review: Twilightheart

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