Party San Open Air

August 2007 – Bad Berka, Thüringen

(Bericht: Twilightheart)

Das Party San 2007 war eins der interessantesten Festivals des Jahres (zumindest was das Gebiet von Bayern und Thüringen betrifft). Gorgoroth (zum letzten Mal mit Infernus), Korpiklaani, Primordial, Asphyx, Kreator, Vader, Belphegor und einige mehr. Und für mich persönlich war die mit größter Spannung erwartete Band Bewitched, denn diese spielt höchst selten und es sollte die Live-Premiere für mich werden.

Donnerstag

Nachdem wir schön inmitten von Bad Berka privat bei einem Bauern eingecheckt hatten (nachdem ein gewisses Hotel mich nicht mehr haben wollte, weil ich ein Jahr zuvor beim Party San ein Waschbecken kaputt gemacht habe) und erst’mal kleine Hasen im Stall geknuddelt hatten, ging es dann auch alsbald zum Festivalgelände. 
Es regnete bereits und es war abzusehen, dass dies ein Schlamm-Wochenende werden würde, welches noch Wacken 2005 Konkurrent machen könnte. (Am Ende blieb es wohl unentschieden, die Schlammassen waren bei beiden Festivals gleichermassen entsetzlich).
20 Uhr begannen Disaster KFW aus Weimar/ Thüringen mit ihrer Death/Grind-Atacke. Zum ersten Mal in der Geschichte des Party San wurde bereits am Donnerstag die Hauptbühne bespielt. Im Nachhinein war dies eine gute Idee, denn man stelle sich vor, dass bei dem strömenden Regen wieder alle versucht hätten, im Party-Zelt unterzukommen. Das hätte gleich am ersten Abend wieder eine Katastrophe gegeben. Zwar war es nun trotzdem unangenehm, da der Regen der Stimmung natürlich bei vielen Gigs einen Dämpfer gab, aber wie heisst es so schön: nur die Harten komm’n in Garten! Und so headbängten ein paar Leute trotz des Regens. Disaster KFW rockten auch ordentlich los und verbreiteten Old-School-Stimmung. 

Als gegen 21 Uhr Pentacle aus den Niederlanden auf die Bühne kamen, goss es wirklich wie aus Kannen, selbst im Fotograben gab es keinen Meter, wo man vor’m Regen geschützt gewesen wäre. Und so hiess es von Beginn an, entweder auf die Fotos zu verzichten, oder mit irgendwelchen Plastiktüten versuchen, die Kamera zu schützen. Mega-nervig! 
Nun ja, die Deather von Pentacle wollte ich mir aber unbedingt anschauen, denn in der Band spielen Mitglieder der legendären Asphyx. Pentacle droschen gehörig auf ihre Instrumente ein und zwangen die Zuschauer mit ihrem mitreissenden Sound dazu, vorne die Stellung zu halten und Stimmung zu machen. Der Frontmann liess sich natürlich auch zu ein paar Kommentaren bezüglich der Sintflut hinreissen und wirkte trotz allem unglaublich motiviert. Mit grimmiger Miene zog er den Gig bis zum Schluss durch und die Band hinterließ bei vielen einen bleibenden Eindruck.

Auf Dying Fetus aus den USA schienen die meisten Fans ungeduldig gewartet zu haben. Plötzlich war es vor der Bühne voll wie an einem Samstag. Es schien so, dass viele bereits Donnerstag angereist waren, um speziell diese Band zu sehen. Es war unglaublich, wie voll es plötzlich war (hätte der Gig im Party-Zelt stattgefunden wie im Vorjahr, wäre spätestens jetzt der Ofen aus gewesen und die Securities hätten wieder die Absperrungen stützen müssen). Nun ja, es gab also Dying Fetus unter der Dusche. Ich glaube, Regencapes oder sonstiges waren völlig sinnlos, das Wasser spritzte eh von unten wieder hoch und überall hin. Sobald man unter freiem Himmel war, war man von oben bis unten durchweicht. 
Dying Fetus knüppelten gewaltig los, sie legten mit ihrem Death/Hardcore eine technische Versiertheit an den Tag, die so manchem den Atem stocken liess. Jetzt war mir klar, warum alle diese Band sehen wollten. Vor allem bei einem Song mit dem Titel „One shot, one kill“ gab es kein Halten mehr und es wurde gemoscht bis zum Exzess.

Die Zeit war wie im Flug vergangen und es war bereits 23 Uhr. Zeit für Secrets of the moon! Die melodischen Black Metaller, die es auch bereits seit 1995 gibt, liessen die Fan-Herzen höher schlagen. Die Band hat es geschafft, sich über die Jahre eine eingeschworene Fan-Basis zu erspielen, denn wo auch immer man die Band live sieht (selbst wenn sie als erste Band des Tages ein Festival eröffnen) sie haben immer die ersten Reihen voller Fans, die nach ihnen schreien und dann dann total abgehen, wenn die Musik einsetzt. So auch hier. Der Sound war übrigens sehr gut (bei allen Bands). Man fand wirklich nichts, wo man etwas hätte aussetzen können. Wenn wirklich etwas schlecht klang, dann weil die Bands schlecht spielten oder die Vorbereitungszeit nicht für den Soundcheck gereicht hatte oder ähnliches. Aber die Technik der Hauptbühne war wirklich top. 

Merciless aus Schweden waren die Headliner des ersten Festivaltages. Sie betraten die Bühne mit den Worten „We are Merciless and we bring you hell“. Schon vor dem Gig hatte es enthusiastische „Merciless“-Sprechchöre gegeben. Auf der Bühne gab es Feuer als Deko, überall sonst Wasser. Doch der Regen konnte den Death/Thrash-Legenden, die seit über 20 Jahren ihr Unwesen treiben, keinen Einhalt gebieten. Schon allein das Intro war ziemlich schräg, es klang ein wenig wie Jahrmarktmusik, nur verzerrter. Und danach wurde ordentlich geschreddert. Zusätzlich zur perfekt gespielten Mucke versuchten die Herren durch wildes Headbangen und viel Bühnenaction eine gute Show hinzulegen. Nach ca. drei Vierteln des Gigs meinten sie „We thank you Germany and we love you“. Aber natürlich wurde hier das Ende des Gigs nur angetäuscht, es ging noch eine Weile weiter, bevor sie sich mit „You guys rule“ endgültig zu verabschieden schienen. Doch nein, nachdem sie das 20-jährige Bandjubiläum erwähnt hatten und das ganze als „fucking mad“ bezeichnet hatten, schoben sie noch einen letzten Song hinterher. 
Hierbei wurde der Gig dann abrupt abgebrochen (Zeitvorgaben?) und in der selben Sekunde begann die Metal-Disco. Eigenartiges Ende, aber na ja. Das Los des Headliners...

Freitag

Die ersten 3 Bands fielen leider der Trödelei meiner Mitfahrgelegenheit zum Opfer. Man wartet ja doch auf den anderen, auch wenn man selbst lieber eher zum Festivalgelände gegangen wäre. Nun gut, ich konnte es verschmerzen, Lay Down Rotten, Korades und Cliteater nicht gesehen zu haben. Was soll’s!

Der Festivalfreitag begann für mich also gegen 17 Uhr mit Red Harvest. Publikum war nicht wirklich viel anwesend. Aber dafür gab es kurzzeitig herrlichen Sonnenschein. Der Sänger von Red Harvest grölte sich die grimmige Stimme aus dem Leib und die Musik der Band war das geeignete Brett, um in Festivalstimmung gebracht zu werden. 
Bei einem Abstecher zum Autogrammstunden-Stand wurde erzählt, dass Vader einen Unfall gehabt hatten und nicht klar sei, ob sie überhaupt kommen können. Wie sich später herausstellte, hatten sie es dann doch geschafft und es war auch nichts wirklich Schlimmes passiert.

An Equilibrium beim Party San in den Vorjahren kann ich mich nicht erinnern. Ich glaube, das war das erste Mal. Die bayrisch-thüringische Fan-Allianz funktionierte jedenfalls, denn auch hier in Thüringen wurden die Bayern empfangen wie Könige. Wenn es eine Band gibt, die sich auf ihre Fans verlassen kann, dann sind es Equilibrium. Egal, wie viele Jahre lang die Band immer wieder die gleichen Songs spielt, bei „Met“ werden immer wieder ausflippen und ein harter Kern der Fans wird für einen geilen Moshpit vor der Bühne sorgen. 
Aber ... man höre und staune, es wurden beim Party San DOCH ein paar neue Songs gespielt. Die Vorfreude war gross. Vielleicht sind die mal anders als die vorherigen, dachte ich mir. Als es dann soweit war, konnte ich allerdings keinen grossen Unterschied hören. Zwar sind die Songs ausgefeilter, aber der Stil ist wirklich haargenau der selbe. Dies zur Beruhigung der Fans, die vielleicht gerüchteweise gehört hatten, dass Equi vielleicht mal was Neues ausprobieren. Alles bleibt beim alten. Massenweise live-taugliche „Die-Hörner-hoch“-Musik! 

Auch was die Stage-Show betriftt, blieb alles beim alten. Sänger Helge war der einzige, der wirklich für Bewegungsaction sorgte, ab-und zu auch die Bassistin. Alle anderen konzentrierten sich auf ihre Instrumente.
Unter anderem wurde „Widar’s Hallen“ gespielt. Leider ohne Gaby Koss, die das Outro eingesungen hatte. MIT Gaby ist es einfach doch am schönsten.
Equilibrium waren die erste Band, bei der es im Hintergrund Pfeiftöne gab und ein paar andere kleine Störungen. Wahrscheinlich lief irgendwo ein Playback mit, welches das verursacht hat. 
Helge, dessen „Hey hey“-Rufe immer sofort aufgenommen und von den Fans wiedergegeben wurden, riss in seiner Rage auf der Bühne gleich mal einen Bühnenscheinwerfer um. Später wurden noch T-Shirts in die Fanmenge geworfen, und auch um den Drumstick, der am Ende in’s Publikum fliegt, prügelte man sich fast. Ihr seht schon, die Band hat wieder auf ganzer Linie ihre Fans überzeugt und sie wurden abgefeiert, bis echt nichts mehr ging.

Der coolste Rollstuhlfahrer des Party San (er ist, glaube ich, fast jedes Jahr dabei) sorgte währenddessen am Nuclear-Blast-Stand für den Brüller des Jahres. Jeanette von Nuclear Blast fragte ihn: „Willste’n Bier?“ und seine Antwort war: „Nein danke, ich muss noch fahren!“ ...

Belphegor gleich nach Equilibrium spielen zu lassen, sorgte natürlich für einen fast kompletten Wechsel der Fans in den vorderen Reihen. Die Black-Metaller, die für die blasphemischsten Texte überhaupt bekannt sind, fielen als brachiale Urgewalt über die Fans her. Mit Songs wie „A swarm of rats“ und dergleichen machten sie eindeutig klar, wie gnadenlos anti-christlicher BM sein kann. Gelungener Auftritt durch und durch!

Die Polen von Vader setzen gleich im Anschluss noch eins drauf. Wie ein Killer-Geschwader fielen sie in Thüringen ein und knüppelten alles nieder. Die Fans gingen hervorragend mit und man kann guten Gewissens von einem Ereignis der Sonderklasse sprechen.
Interessant war auch, dass einige Sanitäter und auch einige Polizisten am Bühnenrand standen und zuschauten. Nun hiess es ja, Vader hätten an diesem Tag einen Unfall gehabt. Standen die Sanis da nun zur Sicherheit, falls doch noch einer der Musiker während des Gigs von der Bühne kippt? Und stand die Polizei da, weil sie Randale befürchteten? Oder standen sie da einfach alle, weil sie auf die Musik abfahren? 
Nun ja. Vader quälten ihre Instrumente bis zum geht-nicht-mehr und bestachen alle mit ihrer unglaublichen Präzision. Spätestens beim ultraschnellen „Wings“ war wahrscheinlich auch der letzte Betrunkene kurzzeitig wieder wach gemörtelt worden. Begleitet vom verdienten tosenden Applaus verliessen sie die Bühne.

Quizfrage: bei wie vielen Bands mischt Vargher von Naglfar aus Schweden sonst noch mit? Antwort: bei unglaublich vielen, und es werden immer mehr!
Eine davon ist Bewitched. Die Bands hat zwar satanische Texte, aber von Musikstil her handelt es sich um die gleiche Mucke wie bei Motörhead. Insofern war dies natürlich eine interessante Kombination. Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, was Vargher überhaupt für ein Bühnen-Outfit wählen würde. Sein typisches Naglfar-BM-Outfit und dann Rock’n’Roll spielen? Aber er überraschte mit der gewagten Kombi von Cowboyhut und schwarzer Kluft! ;-) 
Aber nun’mal ernsthaft. Die Band kam zum Song „Fucked by fire“ vom neuen Album auf die Bühne und erstaunlicherweise gingen die Fans gut mit. Ich glaube nicht, dass viele Bewitched kannten. Wahrscheinlich erkannte man einfach nur gewisse Motörhead-Parallelen und konnte damit direkt etwas anfangen. Vargher hatte zwar auch eine Klampfe in der Hand, aber die wirklich kniffligen Sachen spielte ein anderes Bandmitglied. Wie sich später beim Interview mit der Band herausstellte, war dies volle Absicht, damit Vargher sich besser auf die Vocals konzentrieren kann.
Die Band rockte sich quer durch ihr Song-Repertoire: „Worship the fire“, „Cremation of the cross“, „Holy whore“, „Black burning hatred“, „Desecrate” und das echt geile “Blood on the altar”. Hiernach liess Vargher dann verlauten: “Party San, you have been good with us tonight, we thank you with a spell of death” und der Song “Death Spell” folgte. 
Ich fand es erstaunlich, dass das Party San Publikum solchen Spass an dieser Art von Musik fand zwischen all den Black- und Death-Bands usw. Nun wissen wir also auch, dass Motörhead auch gut beim PS ankommen würden. Aber die kann freilich keiner bezahlen.
Nun ja, Bewitched für ihren Teil schlossen den Gig mit „Glorious are the ways of death“ und den Zugaben „Triumph of evil“ und „Night of the sinner“ und haben mit Sicherheit ein paar Fans hinzugewonnen. 

Die beste Spielzeit des Tages bekamen Die Apokalyptischen Reiter. Und sie hatten auch mehr Spielzeit zur Verfügung als einer der nachfolgenden Headliner. Und dies zu Recht, denn Die Apokalyptischen Reiter sorgen immer für unglaublich viel Spass. Sänger Fuchs (früher auch als Eumel bekannt) kam blutig auf die Bühne, wobei man bei ihm annehmen muss, dass es als Parodie auf die BM-Bands gedacht ist. Beim ewig langen Intro wurde schon einiges an Show geboten (Frau in Weiß und einer der Musiker kam im Mönchsgewand). Trotz des wieder satten Regens war die Stimmung unter den Fans sofort von Null auf Hundert gegangen. Zusammen mit Fuchs sprang man herum und hatte gute Laune. Songs aus 8 Jahren Bandgeschichte wurden gespielt, sogar teils unveröffentlichte. Eine Special-Show quasi. Neben „We will never die“, „Metal will never die“ und „Dostula“ durften auch „Iron fist“ und „Unter der Asche“ nicht fehlen. 
Fuchs war mal an der Akustik- und mal an der E-Gitarre zu hören, außerdem gab es ein Solo vom Drummer, was ziemlich klasse war. „Erhelle meine Seele“ wurde ebenfalls gespielt. Und am Ende ging die Party mit dem Cover des Uralt-Songs „Dschinghis Khan“ so richtig ab.
Und wahrscheinlich muss man nicht erwähnen, dass die Band ihr ganzes Aufgebot an Späßen darbot. Zum Beispielt das mit-Booten- über-die- Fanmenge-„fahren“ und dergleichen mehr. Es war von Anfang bis Ende ein Gig, der Spass, gute Musik und Unterhaltung der Extraklasse bot! Jederzeit gerne wieder!

Bei Immolation gab es danach wieder Geknüppel. Und das im Regen. Die ersten Fans zeigten Ermüdungserscheinungen, und ich auch. Ich musste mich erst’mal an den Ständen von Twilight Records und Nuclear Blast (die praktischerweise nebeneinander aufgebaut waren) bei ein paar Schwätzchen erholen (Dank an Maik und Jeanette für eure Hilfe bei allem! Ihr beide seid eh die besten!) 

Auch die Thrash-Legenden von Kreator sah ich mir vorwiegend nur von weitem an. Gleich zu Beginn war das auch gut so, denn das Pyro funktionierte nicht und der Gig begann mit einer giftigen Rauchwolke, in der die Sicherheitsleute im Fotograben und die Fans vorne fast erstickt wären. Zum Glück dauerte dies nicht allzu lange, der Qualm verflüchtigte sich in der nassen Luft alsbald. 
Die Band spielte natürlich alle Songs, auf die die Fans gewartet hatten, unter anderem „Violent Revolution“, „Enemy of God“, „Pleasure to kill“, „Extreme aggression“ von 1989, „Voices of the dead“ und „Flag of hate“. 
Wie nicht anders zu erwarten bei einer Band in der Größenordnung von Kreator, kamen auch die letzten noch von den Zeltplätzen, um sich die Show anzusehen. Trotz Schlammlawinen und Kälte war der Platz nun also bestens gefüllt und die Besucher honorierten den Kreator-Gig mit viel Applaus.
Weiterhin muss man sagen, dass die Band eine irre Licht-Show bot, die noch von ganz weit hinten eine fantastische Atmosphäre schaffte, so dass auch den Zuschauern in den entlegenen Ecken visuell richtig was geboten wurde. 

Keine Ahnung, ob es danach noch Metal-Disco oder eine Rausschmeißer-Band gegeben hatte. Wir begaben uns jedenfalls ohne Umwege in Morpheus’ Arme.

Samstag

Am Samstag ließ ich meiner Mitfahrerin keine Chance zu bummeln. Da ich die Bekanntschaft von Interment’s Sänger Johan gemacht hatte und dieser echt nett und redselig gewesen war, wollte ich deren Gig dann auch sehen, stand also pünktlich 13:45 Uhr im Fotograben. 
Nun gibt es natürlich mindestens 6 Bands, die „Interment“ heißen. Wenn das so ist, spielen beim Party San im Zweifelsfalle immer die aus Schweden, da es beim Booking doch immer eine leichte Schweden-Tendenz gibt.
Interment, die Schweden-Deather, betraten also die Bühne zum Song „Morbid Death“ von ihrem aller ersten 1991-er Demo. Vom ersten Eindruck her erinnerte mich die Musik an Deicide. Aber natürlich haben Interment auch viele eigene interessante Elemente in ihrer Musik. Besondere Aufmerksamkeit sollte man hierbei den Songs ihres letzten Werks schenken, der Split mit Funebrarum mit dem Titel „Conqueror of thorns“, die 2007 erschienen ist und von der bis auf einen Song alle beim Party San gespielt wurden, nämlich: „“Infernal damnation“, „Black hollow black“, „Breeding spawn“ und als Outro „The soul collector“. 
Von den älteren Alben wurde noch „Where death will increase“ und „Human dissection“ gespielt.
Man könnte sagen, die Band hat ordentlich reingehauen und es ist lobenswert, dass das Party San die Band geholt hat (machen die anderen Festivals ja eher nicht), denn sie waren wirklich würdige Opener für den Festival-Samstag.

Die belgischen Grinder von Leng Tch’e waren die nächsten. Ich glaube, fast jedes mal, wenn ich die Band wieder irgendwo live gesehen hatte, hatten sie einen neuen Sänger. Insofern war ich wirklich erstaunt, dass dies eine Mal der selben Sänger am Start war wie beim letzten Gig, den ich von der Band gesehen habe. Nun ja, ein Grindcore-Fan bin ich zwar nicht, trotz allem war es interessant, der Band eine Weile zuzusehen, denn sie waren wirklich sehr agil, allen voran natürlich der Vokalist, der wie ein Wilder auf der Bühne rumsprang. Die animierte die Zsuchauer natürlich dazu, mitzumachen. Und so gab es die ersten ungestümen Schlamm-Springer an diesem Tag.

Die Band mit dem wunderschönen Namen „The Black Dahlia Murder“ schafften es gleich im Anschluss, die Stimmung im Publikum aufrecht zu erhalten. Die Band aus den USA, die eine Mischung aus melodischem Death und Metalcore spielen, waren bester Laune und animierten das Publikum immer wieder zum springen und moshen. Inzwischen war mitten auf dem Platz ein Schlammfeld entstanden, durch das die ersten dann mit Anlauf durchschlitterten, wobei sie natürlich am Ende von den Zehenspitzen bis zu den Haarwurzeln mit Schlamm bedeckt waren. Und dazu rumpelten The Black Dahlia Murder auf der Bühne... dass das für irre Stimmung gesorgt hat, könnt ihr euch sicher vorstellen.

Der Gig von Haemorrhage, den sehr unterhaltsamen Spaniern, fiel einem Interview mit Bewitched zum Opfer. 
Bzw. stand nun auch ein von mir verlostes Fan-Treffen mit der Band auf dem Plan. Ein Leser des Magazins und eine Freundin von ihm (die ich namentlich schon aus dem alten offiziellen Dissection-Forum kannte, weshalb sie mir natürlich gleich sympathisch war) hatten das Treffen mit Bewitched gewonnen. Man muss schon zugeben, das Vargher zwar auf der Bühne rotzcool ist, aber off-stage für jeden Spass zu haben ist und einer der geselligsten Menschen ist, die man sich vorstellen kann. 
Dann hat er der ganzen Mannschaft (den Gewinnern, Anja, mir) auch noch alle Getränke spendiert. Nett. Während die Gewinner noch backstage blieben und mit der Band weitertranken, mussten Anja und ich natürlich wieder zurück in die endlosen Weiten der Schlammfelder.

Somit stand ich bei Melechesh aus Israel wieder vor der Bühne, die ja wohl den interessantesten Mix aus Black, Death und Folk spielen, den man sich vorstellen kann. Nicht jedermanns Sache, aber allemal gut genug, es sich wenigstens einmal anzuhören, wenn die Band eh schon anwesend ist und einen Gig spielt. Sie schafften es auch tatsächlich, das Publikum des Party San zu einem gewissen Grad mitzureißen. Ich denke mal, das war nicht das letzte Mal, dass man sie in der Gegend live sehen wird.

Ab nun sollten nur noch erstklassige Headliner auf der Bühne stehen. Die ersten davon waren Primordial. Die Iren sorgten von Beginn an dafür, dass niemand den Blick von der Bühne abwenden konnte. Frontmann Alan war wie immer absolut charismatisch und hyperaktiv. Jede einzelne gesungene Liedzeile wurde mit der passenden Mimik oder Gestik unterstrichen. Wenn Primordial spielen, fühlt mich sich für kurze Zeit in andere Welten versetzt, denn allein schon durch Alan’s Hingabe auf der Bühne bleibt einem der Atem weg. Ich bin jedenfalls jedes Mal vollkommen fasziniert, wenn ich Primordial live erleben kann. 
Vor dem Song „Gods to the godless“ hielt Alan eine kleine aber durchdringende Ansprache: „Please remember that some bands still stand for something, and please remember that some bands do not compromise!“. Sehr gut! Ich hoffe, dass die Band auch jetzt beim neuen Mega-Label diesem Grundsatz treu bleiben wird und sich nicht alles von der Webseitengestaltung bis zum Studio vorschreiben lassen wird.

Tja, dumm gelaufen. Der einzig mögliche Termin für ein Gorgoroth-Interview mit Infernus war während der Spielzeiten von „Grave“ und „Korpiklaani“. Claudia, die extra wegen des Gorgoroth-Interviews angereist war, wollte natürlich dabei sein. Insofern war niemand bei Grave vor der Bühne. Anja konnte dann wenigstens bei Korpiklaani einspringen. Doch erst’mal zurück zu Gorgoroth! Es war die richtige Entscheidung gewesen, das Interview nicht später irgendwann zu machen (die Option stand auch offen), sondern genau an diesem Tag, denn wie ja inzwischen alle wissen, wurde Infernus ein paar Tage danach aus seiner eigenen Band gefeuert. Es war vielleicht die letzte Chance in unserem Leben, ein’mal mit ihm zu reden. 
Sehr interessant war auch die Tatsache, wie Claudia und ich Infernus ohne Corpse-Paint erkennen mussten (es existieren meines Wissens nur zwei Fotos von ihm im Web, wo er privat zu sehen ist, beide sind nicht sehr hilfreich, was das Erkennen betrifft). Wir wussten, dass er bereits irgendwo backstage ist, da Gaahl und King auch schon da waren (bzw. eine Autogrammstunde gaben). Also gingen wir nach dem Ausschluss-Prinzip vor: alle bekannten Personen, Künstler, Fotografen, Groupies usw. dachten wir uns weg. Dann blieben schon nur noch ca. 5 Personen übrig, die von der Haarfarbe her in Frage kamen. Welcher davon hat nun grüne Augen? Eigentlich keiner! Aber einer saß in einer schattigen Ecke, so dass man seine Augen nicht sehen konnte. Also... der muss es sein!  Mutig hingegangen und angesprochen, und siehe da, er war es tatsächlich! 
Entgegen meinen Erwartungen war er überhaupt nicht unangenehm, sondern wirklich freundlich und zuvorkommend. Man sollte eben doch niemals auf das hören, was andere über einen Menschen erzählen, sondern sich immer selbst ein Urteil bilden. Wir gingen also zu einer ruhigen Stelle außerhalb des Festivalgeländes und Claudia und ich befragten Infernus. Das Interview kann man auf gorgoroth.info nachlesen (und hier im Mag natürlich auch). Zum Abschluss bekamen wir von ihm noch das Kompliment auf’s Auge gedrückt, dass er normalerweise keine Interviews mag, aber dieses sei „nice and relaxed“ gewesen. Danke.
Wir verabredeten uns noch für später, wegen eines Fotos, wenn er das Corpse-Paint für den Gig im Gesicht hat. Ist zwar im Dunkeln nicht besonders geworden, aber da Infernus nicht gerne fotografiert wird, ist es schon Ehre genug, dass ich es trotzdem durfte.

Und hier Anja’s Impressionen des Korpiklaani-Gigs:

„Ließ die Schlammschlacht des diesjährigen Party San auch nur im Entferntesten an Woodstock erinnern, so bekam die Bühne mit den Finnen von Korpiklaani zumindest visuell entsprechend modetechnischen Anstrich. Musikalisch setzte der Sechser mit ihrem partytauglichen Gute-Laune-Humptata einen schillernden Kontrastpunkt zum restlich dargebotenen Billing und ließ selbst hartgesottene Schwarzwurzler im Vollrausch das Tanzbein schwingen. Jonne und Co. bliesen mit Smashern wie „The Hunting Song", „Let´s Drink" und „Beer Beer" die Gehörgänge des feierwütigen Auditoriums frei und sorgten für bierseelige Stimmung auf dem gesamten Festival-Gelände. Ein rundum gelungener Gig, der sogar bei dem ein oder anderen Security-Mann ein Lächeln ins Gesicht zauberte."

Weiter im Bericht von Twilightheart:

Mir blutete natürlich das Herz, dass ich Korpiklaani wegen des Interviews nicht hatte sehen können. Zumindest konnte man backstage trotzdem das ein oder andere Wort mit der Band reden. Sehr lustig war es auch, Jonne dann in seinen schönen Stiefeln durch den Schlamm waten zu sehen. Einige andere Künstler der Headliner-Bands (deren Namen ich lieber nicht preisgebe) ließen sich wegen des Schlamms divenhaft mit dem Auto bis zum Bühneneingang fahren. Aber nicht so Korpiklaani. Die machten sich ihre eigens handgefertigten Stiefel dann einfach mal genauso schmutzig wie die Fans ihre Boots. 

Ich sah gerade noch das Ende des Asphyx-Gigs. Auf die Niederländer hatte ich lange gewartet. Seit Jahren treiben sie mit ihrem Death/Doom schon ihr Unwesen, aber trotzdem bekam ich sie nie live zu Gesicht. Den anderen Besuchern war der Seltenheitswert dieses Gigs wahrscheinlich auch bewusst, denn das Gelände war voll und die Stimmung war trotz inzwischen wieder schlechten Wetters hervorragend. Überraschenderweise konnten auch viele in den ersten Reihen etliche Songs mitsingen. Unabhängig davon wurde aber exzessiv geheadbangt und das Party San hat mit der Wahl dieser Band mal wieder bewiesen, dass sie einen exklusiven Geschmack haben.

23 Uhr! Stage-Time von Gorgoroth! Letzter Gig mit Infernus. Zu Schade! Aber leider muss ich sagen, dass dies auch der Gig war, wo ersichtlich war, dass Infernus tatsächlich die Gitarrensoli nicht so gespielt hat wie auf den Alben, sondern einfach irgend’was gespielt hat. Ein paar böse Blicke seiner „noch-Bandkollegen“ fielen ihm damals schon während des Gigs zu. Aber gut, den meisten Fans ist dies vielleicht nicht aufgefallen. Denn schliesslich haben Gorgoroth einen der fesselndsten Sänger im Black Metal überhaupt. Gaahl ist ja bekannt für seine durchdringenden Blicke und seine umwerfende Erscheinung. Diese verfehlt ihre Wirkung niemals. Die Fans schauten gebannt zur Bühne und lauschten den satanischen, brutalen Klängen der Meister des Genres. Gaahl schmetterte die blasphemischen Hymnen mal growlend, mal clean in die Menge und faszinierte jeden. Alle Aufmerksamkeit galt ihm. 
Es wurde eine ausgewogene Mischung aus neuen und alten Songs gespielt, wobei ich sagen muss, dass die Fans zu den älteren Songs noch mehr abgingen als zu den neueren. Die ganze Show wurde mit reichlich Pyro und Feuer aller Art dekoriert, was dem ganzen einen wirklich höllischen Touch gab. Eine Show, an die ich mich sicher noch in einigen Jahren erinnern werde!

Die letzte Band, die ich mir ansah, waren Malevolent Creation aus den USA (es spielte zwar noch eine Band namens „Fuck“ später als Rausschmeißer, aber so etwas muss man sich ja nicht unbedingt noch geben, wenn man gerade eine 1A-Band nach der anderen gesehen hat).
Malevolent Creation ließen sich nicht lumpen und schleuderten ihren Death/Thrash in’s Publikum, bis denen die Ohren bluteten. Da gab es keine Gnade. Vokalist Brett, der das pure Leben auf der Bühne war, röhrte wie ein Besessener und die Äxte wurden gepeinigt, bis auch der letzte Fan noch’mal zum Endspurt ansetzte und ein letztes Mal ordentlich abbängte.  
Auch diese Band machte reichlich vom Pyro Gebrauch. Und so fand das Party San 2007 für mich sein Ende während Malevolent Creation noch schredderten. 

Als Fazit kann man sagen, dass das Wetter mal wieder das einzige war, was der Stimmung vielleicht einen Dämpfer aufgesetzt hat. Das Wetter war erst bei Malevolent Creation so, wie es die ganze Zeit schon hätte sein sollen, nämlich warm (für die späte Zeit) und es regnete endlich nicht mehr. Leider zu spät. Ich glaube, es gab auf dem ganzen Festivalgelände niemanden, der nicht komplett durchnässt war und am ganzen Körper schön mit Schlamm bespritzt.
Ansonsten war die Band-Auswahl des Festivals wie in den Vorjahren bestens. Um es kurz zu machen: das Party San ist und bleibt das beste Festival Thüringens.

 Und hier noch ein paar Impressionen:

 

 

Solange die Sonne kurz schien, versuchte man, den Schlamm auf dem Gelände mit Stroh abzudecken:

Und einige konnten auch dem Stroh noch Spaß abgewinnen:

 

 

 

 Der meist fotografierte Mann des Festivals - am Nuclear Blast Stand:
(Danke noch'mal an Dich für's Auto-anschieben-helfen!)

 

 

 

 

 

(mehr Fotos von den Bands in den "festival photos"!!)

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