Party San Open Air
August 2007 – Bad Berka, Thüringen
(Bericht: Twilightheart)
Das Party San 2007 war eins der interessantesten Festivals des Jahres (zumindest was das Gebiet von Bayern und Thüringen betrifft). Gorgoroth (zum letzten Mal mit Infernus), Korpiklaani, Primordial, Asphyx, Kreator, Vader, Belphegor und einige mehr. Und für mich persönlich war die mit größter Spannung erwartete Band Bewitched, denn diese spielt höchst selten und es sollte die Live-Premiere für mich werden. Donnerstag Nachdem
wir schön inmitten von Bad Berka privat bei einem Bauern eingecheckt
hatten (nachdem ein gewisses Hotel mich nicht mehr haben wollte, weil
ich ein Jahr zuvor beim Party San ein Waschbecken kaputt gemacht habe)
und erst’mal kleine Hasen im Stall geknuddelt hatten, ging es dann
auch alsbald zum Festivalgelände. Als
gegen 21 Uhr Pentacle aus den Niederlanden auf die Bühne kamen,
goss es wirklich wie aus Kannen, selbst im Fotograben gab es keinen
Meter, wo man vor’m Regen geschützt gewesen wäre. Und so hiess es
von Beginn an, entweder auf die Fotos zu verzichten, oder mit
irgendwelchen Plastiktüten versuchen, die Kamera zu schützen.
Mega-nervig! Auf
Dying Fetus aus den USA schienen die meisten Fans ungeduldig
gewartet zu haben. Plötzlich war es vor der Bühne voll wie an einem
Samstag. Es schien so, dass viele bereits Donnerstag angereist waren, um
speziell diese Band zu sehen. Es war unglaublich, wie voll es plötzlich
war (hätte der Gig im Party-Zelt stattgefunden wie im Vorjahr, wäre spätestens
jetzt der Ofen aus gewesen und die Securities hätten wieder die
Absperrungen stützen müssen). Nun ja, es gab also Dying Fetus unter
der Dusche. Ich glaube, Regencapes oder sonstiges waren völlig sinnlos,
das Wasser spritzte eh von unten wieder hoch und überall hin. Sobald
man unter freiem Himmel war, war man von oben bis unten
durchweicht. Die Zeit war wie im Flug vergangen und es war bereits 23 Uhr. Zeit für Secrets of the moon! Die melodischen Black Metaller, die es auch bereits seit 1995 gibt, liessen die Fan-Herzen höher schlagen. Die Band hat es geschafft, sich über die Jahre eine eingeschworene Fan-Basis zu erspielen, denn wo auch immer man die Band live sieht (selbst wenn sie als erste Band des Tages ein Festival eröffnen) sie haben immer die ersten Reihen voller Fans, die nach ihnen schreien und dann dann total abgehen, wenn die Musik einsetzt. So auch hier. Der Sound war übrigens sehr gut (bei allen Bands). Man fand wirklich nichts, wo man etwas hätte aussetzen können. Wenn wirklich etwas schlecht klang, dann weil die Bands schlecht spielten oder die Vorbereitungszeit nicht für den Soundcheck gereicht hatte oder ähnliches. Aber die Technik der Hauptbühne war wirklich top. Merciless
aus Schweden waren die Headliner des ersten Festivaltages. Sie betraten
die Bühne mit den Worten „We are Merciless and we bring you hell“.
Schon vor dem Gig hatte es enthusiastische „Merciless“-Sprechchöre
gegeben. Auf der Bühne gab es Feuer als Deko, überall sonst Wasser.
Doch der Regen konnte den Death/Thrash-Legenden, die seit über 20
Jahren ihr Unwesen treiben, keinen Einhalt gebieten. Schon allein das
Intro war ziemlich schräg, es klang ein wenig wie Jahrmarktmusik, nur
verzerrter. Und danach wurde ordentlich geschreddert. Zusätzlich zur
perfekt gespielten Mucke versuchten die Herren durch wildes Headbangen
und viel Bühnenaction eine gute Show hinzulegen. Nach ca. drei Vierteln
des Gigs meinten sie „We thank you Germany and we love you“. Aber
natürlich wurde hier das Ende des Gigs nur angetäuscht, es ging noch
eine Weile weiter, bevor sie sich mit „You guys rule“ endgültig zu
verabschieden schienen. Doch nein, nachdem sie das 20-jährige Bandjubiläum
erwähnt hatten und das ganze als „fucking mad“ bezeichnet hatten,
schoben sie noch einen letzten Song hinterher. Freitag Die ersten 3 Bands fielen leider der Trödelei meiner Mitfahrgelegenheit zum Opfer. Man wartet ja doch auf den anderen, auch wenn man selbst lieber eher zum Festivalgelände gegangen wäre. Nun gut, ich konnte es verschmerzen, Lay Down Rotten, Korades und Cliteater nicht gesehen zu haben. Was soll’s! Der
Festivalfreitag begann für mich also gegen 17 Uhr mit Red Harvest.
Publikum war nicht wirklich viel anwesend. Aber dafür gab es kurzzeitig
herrlichen Sonnenschein. Der Sänger von Red Harvest grölte sich die
grimmige Stimme aus dem Leib und die Musik der Band war das geeignete
Brett, um in Festivalstimmung gebracht zu werden. An
Equilibrium beim Party San in den Vorjahren kann ich mich nicht
erinnern. Ich glaube, das war das erste Mal. Die bayrisch-thüringische
Fan-Allianz funktionierte jedenfalls, denn auch hier in Thüringen
wurden die Bayern empfangen wie Könige. Wenn es eine Band gibt, die
sich auf ihre Fans verlassen kann, dann sind es Equilibrium. Egal, wie
viele Jahre lang die Band immer wieder die gleichen Songs spielt, bei
„Met“ werden immer wieder ausflippen und ein harter Kern der Fans
wird für einen geilen Moshpit vor der Bühne sorgen. Auch
was die Stage-Show betriftt, blieb alles beim alten. Sänger Helge war
der einzige, der wirklich für Bewegungsaction sorgte, ab-und zu auch
die Bassistin. Alle anderen konzentrierten sich auf ihre Instrumente. Der coolste Rollstuhlfahrer des Party San (er ist, glaube ich, fast jedes Jahr dabei) sorgte währenddessen am Nuclear-Blast-Stand für den Brüller des Jahres. Jeanette von Nuclear Blast fragte ihn: „Willste’n Bier?“ und seine Antwort war: „Nein danke, ich muss noch fahren!“ ... Belphegor gleich nach Equilibrium spielen zu lassen, sorgte natürlich für einen fast kompletten Wechsel der Fans in den vorderen Reihen. Die Black-Metaller, die für die blasphemischsten Texte überhaupt bekannt sind, fielen als brachiale Urgewalt über die Fans her. Mit Songs wie „A swarm of rats“ und dergleichen machten sie eindeutig klar, wie gnadenlos anti-christlicher BM sein kann. Gelungener Auftritt durch und durch! Die
Polen von Vader setzen gleich im Anschluss noch eins drauf. Wie
ein Killer-Geschwader fielen sie in Thüringen ein und knüppelten alles
nieder. Die Fans gingen hervorragend mit und man kann guten Gewissens
von einem Ereignis der Sonderklasse sprechen. Quizfrage:
bei wie vielen Bands mischt Vargher von Naglfar aus Schweden sonst noch
mit? Antwort: bei unglaublich vielen, und es werden immer mehr! Die
beste Spielzeit des Tages bekamen Die Apokalyptischen Reiter. Und
sie hatten auch mehr Spielzeit zur Verfügung als einer der
nachfolgenden Headliner. Und dies zu Recht, denn Die Apokalyptischen
Reiter sorgen immer für unglaublich viel Spass. Sänger Fuchs (früher
auch als Eumel bekannt) kam blutig auf die Bühne, wobei man bei ihm
annehmen muss, dass es als Parodie auf die BM-Bands gedacht ist. Beim
ewig langen Intro wurde schon einiges an Show geboten (Frau in Weiß und
einer der Musiker kam im Mönchsgewand). Trotz des wieder satten Regens
war die Stimmung unter den Fans sofort von Null auf Hundert gegangen.
Zusammen mit Fuchs sprang man herum und hatte gute Laune. Songs aus 8
Jahren Bandgeschichte wurden gespielt, sogar teils unveröffentlichte.
Eine Special-Show quasi. Neben „We will never die“, „Metal will
never die“ und „Dostula“ durften auch „Iron fist“ und „Unter
der Asche“ nicht fehlen. Bei Immolation gab es danach wieder Geknüppel. Und das im Regen. Die ersten Fans zeigten Ermüdungserscheinungen, und ich auch. Ich musste mich erst’mal an den Ständen von Twilight Records und Nuclear Blast (die praktischerweise nebeneinander aufgebaut waren) bei ein paar Schwätzchen erholen (Dank an Maik und Jeanette für eure Hilfe bei allem! Ihr beide seid eh die besten!) Auch
die Thrash-Legenden von Kreator sah ich mir vorwiegend nur von
weitem an. Gleich zu Beginn war das auch gut so, denn das Pyro
funktionierte nicht und der Gig begann mit einer giftigen Rauchwolke, in
der die Sicherheitsleute im Fotograben und die Fans vorne fast erstickt
wären. Zum Glück dauerte dies nicht allzu lange, der Qualm verflüchtigte
sich in der nassen Luft alsbald. Keine Ahnung, ob es danach noch Metal-Disco oder eine Rausschmeißer-Band gegeben hatte. Wir begaben uns jedenfalls ohne Umwege in Morpheus’ Arme. Samstag Am
Samstag ließ ich meiner Mitfahrerin keine Chance zu bummeln. Da ich die
Bekanntschaft von Interment’s Sänger Johan gemacht hatte und dieser
echt nett und redselig gewesen war, wollte ich deren Gig dann auch
sehen, stand also pünktlich 13:45 Uhr im Fotograben. Die belgischen Grinder von Leng Tch’e waren die nächsten. Ich glaube, fast jedes mal, wenn ich die Band wieder irgendwo live gesehen hatte, hatten sie einen neuen Sänger. Insofern war ich wirklich erstaunt, dass dies eine Mal der selben Sänger am Start war wie beim letzten Gig, den ich von der Band gesehen habe. Nun ja, ein Grindcore-Fan bin ich zwar nicht, trotz allem war es interessant, der Band eine Weile zuzusehen, denn sie waren wirklich sehr agil, allen voran natürlich der Vokalist, der wie ein Wilder auf der Bühne rumsprang. Die animierte die Zsuchauer natürlich dazu, mitzumachen. Und so gab es die ersten ungestümen Schlamm-Springer an diesem Tag. Die Band mit dem wunderschönen Namen „The Black Dahlia Murder“ schafften es gleich im Anschluss, die Stimmung im Publikum aufrecht zu erhalten. Die Band aus den USA, die eine Mischung aus melodischem Death und Metalcore spielen, waren bester Laune und animierten das Publikum immer wieder zum springen und moshen. Inzwischen war mitten auf dem Platz ein Schlammfeld entstanden, durch das die ersten dann mit Anlauf durchschlitterten, wobei sie natürlich am Ende von den Zehenspitzen bis zu den Haarwurzeln mit Schlamm bedeckt waren. Und dazu rumpelten The Black Dahlia Murder auf der Bühne... dass das für irre Stimmung gesorgt hat, könnt ihr euch sicher vorstellen. Der
Gig von Haemorrhage, den sehr unterhaltsamen Spaniern, fiel einem
Interview mit Bewitched zum Opfer. Somit stand ich bei Melechesh aus Israel wieder vor der Bühne, die ja wohl den interessantesten Mix aus Black, Death und Folk spielen, den man sich vorstellen kann. Nicht jedermanns Sache, aber allemal gut genug, es sich wenigstens einmal anzuhören, wenn die Band eh schon anwesend ist und einen Gig spielt. Sie schafften es auch tatsächlich, das Publikum des Party San zu einem gewissen Grad mitzureißen. Ich denke mal, das war nicht das letzte Mal, dass man sie in der Gegend live sehen wird. Ab
nun sollten nur noch erstklassige Headliner auf der Bühne stehen. Die
ersten davon waren Primordial. Die Iren sorgten von Beginn an dafür,
dass niemand den Blick von der Bühne abwenden konnte. Frontmann Alan
war wie immer absolut charismatisch und hyperaktiv. Jede einzelne
gesungene Liedzeile wurde mit der passenden Mimik oder Gestik
unterstrichen. Wenn Primordial spielen, fühlt mich sich für kurze Zeit
in andere Welten versetzt, denn allein schon durch Alan’s Hingabe auf
der Bühne bleibt einem der Atem weg. Ich bin jedenfalls jedes Mal
vollkommen fasziniert, wenn ich Primordial live erleben kann. Tja,
dumm gelaufen. Der einzig mögliche Termin für ein Gorgoroth-Interview
mit Infernus war während der Spielzeiten von „Grave“ und „Korpiklaani“.
Claudia, die extra wegen des
Gorgoroth-Interviews angereist war, wollte natürlich dabei sein.
Insofern war niemand bei Grave vor der Bühne. Anja
konnte dann wenigstens bei Korpiklaani einspringen. Doch erst’mal zurück
zu Gorgoroth! Es war die richtige Entscheidung gewesen, das Interview
nicht später irgendwann zu machen (die Option stand auch offen),
sondern genau an diesem Tag, denn wie ja inzwischen alle wissen, wurde
Infernus ein paar Tage danach aus seiner eigenen Band gefeuert. Es war
vielleicht die letzte Chance in unserem Leben, ein’mal mit ihm zu
reden. Und hier Anja’s Impressionen des Korpiklaani-Gigs: „Ließ die Schlammschlacht des diesjährigen Party San auch nur im Entferntesten an Woodstock erinnern, so bekam die Bühne mit den Finnen von Korpiklaani zumindest visuell entsprechend modetechnischen Anstrich. Musikalisch setzte der Sechser mit ihrem partytauglichen Gute-Laune-Humptata einen schillernden Kontrastpunkt zum restlich dargebotenen Billing und ließ selbst hartgesottene Schwarzwurzler im Vollrausch das Tanzbein schwingen. Jonne und Co. bliesen mit Smashern wie „The Hunting Song", „Let´s Drink" und „Beer Beer" die Gehörgänge des feierwütigen Auditoriums frei und sorgten für bierseelige Stimmung auf dem gesamten Festival-Gelände. Ein rundum gelungener Gig, der sogar bei dem ein oder anderen Security-Mann ein Lächeln ins Gesicht zauberte." Weiter im Bericht von Twilightheart: Mir blutete natürlich das Herz, dass ich Korpiklaani wegen des Interviews nicht hatte sehen können. Zumindest konnte man backstage trotzdem das ein oder andere Wort mit der Band reden. Sehr lustig war es auch, Jonne dann in seinen schönen Stiefeln durch den Schlamm waten zu sehen. Einige andere Künstler der Headliner-Bands (deren Namen ich lieber nicht preisgebe) ließen sich wegen des Schlamms divenhaft mit dem Auto bis zum Bühneneingang fahren. Aber nicht so Korpiklaani. Die machten sich ihre eigens handgefertigten Stiefel dann einfach mal genauso schmutzig wie die Fans ihre Boots. Ich sah gerade noch das Ende des Asphyx-Gigs. Auf die Niederländer hatte ich lange gewartet. Seit Jahren treiben sie mit ihrem Death/Doom schon ihr Unwesen, aber trotzdem bekam ich sie nie live zu Gesicht. Den anderen Besuchern war der Seltenheitswert dieses Gigs wahrscheinlich auch bewusst, denn das Gelände war voll und die Stimmung war trotz inzwischen wieder schlechten Wetters hervorragend. Überraschenderweise konnten auch viele in den ersten Reihen etliche Songs mitsingen. Unabhängig davon wurde aber exzessiv geheadbangt und das Party San hat mit der Wahl dieser Band mal wieder bewiesen, dass sie einen exklusiven Geschmack haben. 23 Uhr!
Stage-Time von Gorgoroth! Letzter Gig mit Infernus. Zu Schade! Aber leider muss ich
sagen, dass dies auch der Gig war, wo ersichtlich war, dass Infernus
tatsächlich die Gitarrensoli nicht so gespielt hat wie auf den Alben,
sondern einfach irgend’was gespielt hat. Ein paar böse Blicke seiner
„noch-Bandkollegen“ fielen ihm damals schon während des Gigs zu.
Aber gut, den meisten Fans ist dies vielleicht nicht aufgefallen. Denn
schliesslich haben Gorgoroth einen der fesselndsten Sänger im Black
Metal überhaupt. Gaahl ist ja bekannt für seine durchdringenden Blicke
und seine umwerfende Erscheinung. Diese verfehlt ihre Wirkung niemals.
Die Fans schauten gebannt zur Bühne und lauschten den satanischen,
brutalen Klängen der Meister des Genres. Gaahl schmetterte die
blasphemischen Hymnen mal growlend, mal clean in die Menge und
faszinierte jeden. Alle Aufmerksamkeit galt ihm. Die letzte Band,
die ich mir ansah, waren Malevolent Creation aus den USA (es
spielte zwar noch eine Band namens „Fuck“ später als Rausschmeißer,
aber so etwas muss man sich ja nicht unbedingt noch geben, wenn man
gerade eine 1A-Band nach der anderen gesehen hat). Als Fazit kann
man sagen, dass das Wetter mal wieder das einzige war, was der Stimmung
vielleicht einen Dämpfer aufgesetzt hat. Das Wetter war erst bei
Malevolent Creation so, wie es die ganze Zeit schon hätte sein sollen,
nämlich warm (für die späte Zeit) und es regnete endlich nicht mehr.
Leider zu spät. Ich glaube, es gab auf dem ganzen Festivalgelände
niemanden, der nicht komplett durchnässt war und am ganzen Körper schön
mit Schlamm bespritzt. Und hier noch ein paar Impressionen:
Solange die Sonne kurz schien, versuchte man, den Schlamm auf dem Gelände mit Stroh abzudecken: Und einige konnten auch dem Stroh noch Spaß abgewinnen:
Der
meist fotografierte Mann des Festivals - am Nuclear Blast Stand:
|
(mehr Fotos von den Bands in den "festival photos"!!)
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