Party.San Open Air 2012
Schlotheim, 9. – 11. August 2012
(Bericht: Surtr + Twilightheart)
Wie kann man, ohne arg in Enthusiasmus zu verfallen oder die Neutralität zu verlieren, diese Review, diesen Bericht beginnen? Für mich, einen Liebhaber des "Party.San Open Air", das erneut das Highlight des Jahres war, ist und wohl bleiben wird, ist die Frage viel mehr eine Farce. Zu perfekt war die Stimmung, das Bandangebot, das Wetter, das Publikum, sowie das ganze Drumherum! Klar gibt es hier und da auch Ausrutscher, aber die passieren überall und haben dem positiven Gesamteindruck nichts genommen. Mit
ordentlichen Headlinern, die auf die Namen Immortal, Bolt Thrower und
Behemoth hören, sowie einem ordentlichen Querschnitt aus dem besten,
was die extreme Metalschiene zu bieten hat – sei es Death Metal mit
Nile und Immolation, Black Metal mit Ragnarok und Naglfar oder Thrash
Metal mit Sodom und Tankard - haben die Veranstalter erneut alle Genres
bedienen können und dabei nicht vergessen, erlesene Schmankerl wie Iron
Lamb, Archgoat, Dead Congregation oder Tormented auf der Bühne am
Flugpatz Obermehler auftreten zu lassen. Wettertechnisch gab es Donnerstag mittag kurze drei Minuten Regen, ansonsten wechselten Sonne und Wolken. Unerhört fast, denn ein Party.San ohne Regen? Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals so einem Ereignis beigewohnt zu haben. Dass aufgrund des Billings sowieso nur wahre Fans des extremen Metal anwesend sind, ist ein weiterer Punkt, der das Party.San so angenehm macht, denn bunte Shirts und Ohrlöcher mit 10 Zentimeter findet man hier nur unter höchster Anstrengung. Dafür steht erneut das Billing, welches Bands, welche breiteres Publikum locken, nicht beinhaltet. Nicht dass der Rezensent etwas gegen breite Hörerschaft einzuwenden hat, aber schön ist es doch einen Ort auf der Welt zu wissen, an dem man „unter sich“ ist. Nachdem der Mittwoch mit Partyzelt und erster Tuchfühlung mit dem Cuba-Libre-Stand beginnt, dauert es am Donnerstag bis 16:30 Uhr, bis zum ersten Mal die Boxen knallen. Übel ist für viele sicherlich der Anreisestau, der für manche Gäste mehr als 2 Stunden Wartezeit bedeutet. (Surtr) Ebenso mit Warten ist die Riesenschlange am Eingang zum Festivalgelände verbunden, welche sich kurz vor 16 Uhr bildet. Aber das kann und soll niemandem die Tage vermiesen. Der erste Tag steht dafür ganz unter dem Stern der Panzer Brigade Bolt Thrower, denen während dem ganzen Tag von mir am meisten entgegengefiebert wird. Donnerstag Doch los geht es erst mal mit oldshooligem Brutal Death. Dead Congregation aus Griechenland beginnen die drei infernalischen Bühnentage zwar technisch bedingt später, dafür aber mit voller Wucht. Ein brutales Death-Metal-Brett der alten Schule fegt über den Flugplatz und viele Zuschauer, die aufgrund der massiven Schlange am Eingang erst nach und nach herbeiströmen, kommen in den Genuss einer Zelebrierung sondergleichen. So hat Brutal Death der alten Schule zu klingen. Mit Feeling für Brachialität und anständigem Wummern aus den Boxen verfliegt die Zeit im Nu. Kaum hat man sich an die erste Malträtierung der Ohren gewöhnt, ist es dann aber leider auch schon vorbei. Darauf
setzt dann okkulte Nachmittagsstimmung ein. In Solitude, die
Heavy-Metal-Fraktion aus Schweden, spricht nicht nur Liebhaber
klassischer Klänge an, sondern mit ihrer schwarzangehauchten
Grundeinstellung auch Freunde des Okkultismus sowie der Pre-Black-
Metal-Phase, die sich durch Grundtöne von Mercyful Fate und Venom
auszeichnet. Dazu das sanfte Kokettieren mit Corpse Paint. Was
allerdings der Pelz um den Hals von Sänger Pelle "Hornper" Åhman
zu bedeuten hat, bleibt fraglich. Danach wird das Angebot leider nicht besser, denn Necros Christos gehen an ihrer eigens auferlegten Einfachheit im Songwriting zugrunde. Abwechslungsreich ist der arg statische Gig nicht. Zu eintönig und unspektakulär walzen sich die Herren durch ihre Songs. Höhepunkte, die erwähnenswert wären, finden sich meines Erachtens nach nicht. Schade, da habe ich mir mehr erwartet. Nun, da sollte man die Band mal auf Platte auschecken, ob sich dort einem das Konzept erschließt. Für meinesgleichen ist der Auftritt eher ein Flop. (Surtr) Das erste Highlight des Tages hört auf den Namen Nifelheim. Der thrashige Batzen aus Schweden ist definitiv „evil“. Zumindest die Songtitel beweisen das sehr gut, beinhalten die ersten vier Tracks doch das Wort „evil“. „Evil Eternal“ macht den Anfang, gefolgt von „Black Eevil“, „Possessed by Evil“ und „Demonic Evil“. Man merkt: Mehr „evil“ geht nicht! Das unterstreicht der holprige Sound zwar nicht so ganz, dafür umso mehr das Auftreten von Halbglatzen-Hassbündel Gustavsson am Mikrofon, welcher von der Ausstrahlung einem Cronos in nichts nachsteht. Die Schreie sind zwar wenig abwechslungsreich, trumpfen aber dafür mit Kraft und Energie. Nietenbesetzt und schwarz bis in die Zehenspitzen taucht die Saitenfront die in Sonnenlicht getauchte Bühne für eine Dreiviertelstunde in Dunkelheit. Die thrashige Venom-Attitüde versetzt die Meute vor der Bühne in nicht endende Headbang-Räusche, nicht zuletzt da die Songs noch einen Zacken schneller als auf Platte, dennoch nicht minder tight gezockt werden. So macht das Ganze Spaß. Wer nach diesem Gig unbefriedigt ist, hat das von Nifelheim perfekt ausgearbeitete Vermächtnis von Bathory und Venom nicht verstanden. Beziehungsweise ist einfach nicht evil genug ( ;-) ). (Surtr) Schön langsam wird es dunkel über Schlotheim. Passend dazu betreten nun Vallenfyre die Bühne. Ein All-Star-Team par excellence. Mitglieder von Paradise Lost, My Dying Bride und Doom geben sich die Ehre. Angeführt von Greg Mackintosh, seines Zeichens Gitarrist von Paradise Lost, der seine Death-Metal- und Crust-Gelüste in ebendiesem Projekt auslebt. Wer diesem Gig beiwohnt, erlebt den erst dritten Auftritt dieser Band. Aber Startschwierigkeiten sind aufgrund der Abgebrühtheit der einzelnen Mitglieder glücklicherweise nicht zu entdecken. Im Gegenteil, mehr als locker (wenn nicht sogar zu locker) gibt sich vor allem Sprachrohr Mackintosh, der mit seiner keifend-röchelnden Stimme, die Düsternis der Musik perfekt unterstreicht, welche zu bestem Paradise Lost-Gitarren-Sound mal doomig, mal crustig, mal mid-tempo-deathig daherrollt und alles zermalmt. Solch eine Intensität weiß der heutige Headliner Bolt Thrower nicht den ganzen Gig durch zu halten. Am Sound ist nicht zu mäkeln bis auf die nur zwischendurch anwesenden Overheads am Drumset. Definitiv aber ein weiteres Highlight am ersten Tag. (Surtr) Das
absolute Highlight soll aber nun folgen: Sólstafir, die Isländer
verzaubern den Nachthimmel mit ihrem unkonventionellen Sound mit einer
Macht, die nicht von dieser Welt ist... Wie, so fragt man sich, wie kann
man nur so gut sein? Wie? Ein klarer Publikumswechsel tritt nun ein, als die Kuttenträgerfraktion das Festivalgelände stürmt. Was interessiert den Thrasher am heutigen Tag? Sodom. Und sonst? Nichts, nur Sodom! Das deutsche Trio gilt weltweit als Top-Ten-Thrash-Metal- Band und der lässige Umgang mit der Fanbasis räumt Frontschnauze Tom Angelripper Vergleiche mit Lemmy ein. Der glasklare Sound geht dem vor Kraft strotzenden Set der Band entgegen. Leider ist dafür auch der obligatorisch ewige Soundcheck vonnöten, der Sodom die Spielzeit schröpft. Immerhin neun Songs schaffen es ins Set, von denen die meisten durch die voll ausgeschöpfte Festival-Slot-Besetzung der letzten Jahre zwar arg langweilig sind, trotz allem aber eben auch für sich stehen. So macht „War and Pieces“ den Beginn, gefolgt von Klassikern wie „M16“ und „Agent Orange“. Auch Anhänger der alten Schiene werden mit „Outbreak of Evil“, „Blasphemer“ und „Sodomy and Lust“ bedient. Schön auch die Ramones-Cover-Version „Surfin Bird“ zu hören. Zeitbedingt macht dann „Remember the Fallen“ den Schluss. Schade, echt viel zu kurz. Auf dem Party.San hätte mir eine ausgeschöpfte Live-Band wie Sodom viel mehr Spaß gemacht als sonst. (Surtr) Der
Headliner des Abends Bolt Thrower schafft es durch seine raren
Auftritte, die Euphorie, die Aufmerksamkeit und nicht zuletzt die
gesamte Hörerschaft zu zentrieren auf die gute Stunde Live-Performance,
welche, egal wo sie stattfindet, die Leute zum Ausrasten bringt. Dass
die vier Herren und die Dame aus England in Schlotheim ihr eigenes
Merchandise-Zelt aufgebaut haben, bietet ihnen eine am Abend einheitlich
eingekleidete Jüngerschaft, die von den ersten Klängen des pompösen
Klassik-Intros an stramm stehen um zu den Panzer-Hymnen ihre Haarpracht
zu schütteln.
Freitag Der zweite Tag steht ganz unter dem Schweden-Banner, werden heute doch glatt alle Schweden-Kracher ins Feld geschickt. Entrails, Tormented, General Surgery und Iron Lamb stehen neben den Tagesheadlinern Immortal und Nile bei vielen Fans auf der Liste. Daneben bieten sich dem Fan noch Schmankerl wie Immolation und Dark Fortress sowie der erste „Live“-Tag im Zelt. Der Tag beginnt mit rotziger Rock'n'Roll-Mucke seitens Malignant Tumour aus Tschechien, die mit ihrem Bad-Ass-Motörhead-Crust zeigen, wie man ein Festival wachrüttelt. Das können sie auch. Und wie. Mit einer Lässigkeit vorm Herren wissen die Tschechen in ihren zum Teil schrillen Outfits die rotzige Mucke ohne Probleme an den Mann/Frau zu bringen. Wer nicht mitmacht, hat schon verloren. Textsicher und stimmgewaltig feiern die Anwesenden die Combo ohne Unterlass. Die zahlt es der Menge mit großartigen Songs wie „Earthshaker“ und „We are the Metal“ zurück. (Surtr) Danach geht es weiter mit den Australiern Assaulter welche durch schwarzangehauchten Thrash Metal zu begeistern wissen. Zwar geht die Stimmung nicht so steil wie bei Malignant Tumour, trotzdem haut das Quartett heftig auf den Putz und das gar nicht mal schlecht. Zwar fehlt mir bei diesem Auftritt die Originalität, aber abwechslungsreich genug reiht sich Song an Song. Mit allem was dazu gehört: Röchelnd rotziger Gesang, sirrende Schredder-Gitarren, „Fuck off and die“-Feeling und dazu noch die gehörige Portion Tempo, die einen zwar angesichts des am Tag zuvor missbrauchten Nackens doch schon ordentlich ins Schwitzen bringt. Fast so gut wie Midnight. ...und das mittags! (Surtr) Das
Tempo wird aufrecht gehalten von schwedischem Rock'n'Roll aus dem Hause Iron
Lamb. Mit am Start: Daniel Ekeroth, der Autor des hochgeheiligten
Buches „Swedish Death Metal“. Entrails gehen erwartungsgemäß traditionell an die Todesschiene heran. Mit Boss HM-2 Heavy Metal-Pedal-Sound vom feinsten. Es ist eine Wonne diesem Prachtstück schwedischer Death- Metal-Kunst zuzusehen. Ist der Sound auf Platte stark Entombed-lastig, kommt das Ganze live viel wuchtiger und rauer daher. Details gehen dabei zwar eher verloren, aber das Feeling wächst dafür umso mehr. Mit Highlights wie „Entrails“ oder „The Morgue“ fetzen die Herren vehement machtvoll ihr Repertoire in die seelige Schar von Nostalgikern. Allen voran steht neben dem Enthusiasmus von Birdflesh-Bassist Svensson am Gesang natürlich die Intensität im Spiel von Gitarrist Bloodspill, dessen Entscheidung, 2008 dieses Schlachtschiff neu auferstehen zu lassen, wohl einer der wichtigsten der letzten Jahre für die Elchtodszene war. Drummer Mitroulis sitzt heute zweimal hinter dem Drumset, was ihn aber nicht daran hindert von Anfang bis Ende die Trommeln mit unbeschreiblichem Pflichtgefühl zu verdreschen (und mit was für einem Taktgefühl, hallelujah!). Entrails machen alles richtig. Die richtigen Songs, das richtige Soundgewand, kein großer Schnickschnack drum herum. Stur ins Gesicht! So muss das! Wahrlich ein Machtbeweis sondergleichen! (Surtr) Skálmöld aus Island haben ja in letzter Zeit von sich Reden gemacht. Nun, schon allein der folkige Name konnte bei mir die Neugier wecken. Mit 3 Gitarren und 3 x Vocals (Haupt- + zweimal Support) kamen sie dann auf die Bühne und fetzten los. Sie waren wahrlich ein Stilbruch zum sonstigen Billing und dieses Jahr wohl die einzige echte Folk-Metal-Band (es sei denn im Zelt hätte noch eine gespielt, die ich verpennt habe) des diesjährigen Party.San (ist der Hype vorbei? Oder kehrt das Party.San einfach zu seinen Wurzeln zurück? Nun, mir soll es recht sein, ich brauche Ensiferum nicht auf dem Party.San! Sorry.). Doch zurück zu Skálmöld! Die Musik war doch eher besinnlich und sehr melodisch, sehr sehr folkig, die schnelleren Passagen wiesen sogar die eine oder andere Humppa-Anleihe auf... aber insgesamt auch sehr anspruchsvoll. Diese Musik kann man nicht so einfach live genießen, wenn man sie nicht vorher auf CD „studiert“ hat... dies meine persönliche Meinung. Insofern war es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Zuschauer nicht gerade ausrasteten, aber einige nutzten trotzdem die Chance, andächtig zuzuhören. Großartige Action auf der Bühne war nicht auszumachen, aber eine gewisse Hingabe seitens der Musiker war doch nicht zu verleugnen. Ich glaube, ich muss sie mir definitiv erst mal näher zu Gemüte führen, bevor ich mich hier auch nur entfernt an eine Wertung wagen kann. (Twi.) General Surgery, die schwedischen Carcass metzeln im Anschluss erneut mit Erfolg. Mitroulis hinter dem Schlagwerk setzt nach Entrails nun mit den Pathologen zum blutigen Eingriff an. Mit schweren Geschützen vor allem vom „Left Hand Pathology“-Album markiert der Fünfer, dass ihm songwritingtechnisch so leicht niemand gewachsen ist. Denn die Songs kommen live einfach noch viel besser an als sie so oder so schon sind. Es macht einfach Spaß den verrückten Skandinaviern dabei zuzusehen wie sie bei knackigem Sound „The League of Extraordinary Graverobbers“ oder „Decomposer“ in die Menge werfen. Das Ganze mit einer Spielfreude, die sich, im Gegensatz zum Outfit des Quintetts, gewaschen hat. Leider geht aber gegen Ende die Lust und Laune sowohl vor als auch auf der Bühne ein wenig verloren. Trotzdem ein definitiv sehenswerter (und hörenswerter sowieso) Auftritt einer der besten Gore-Bands dieses Planeten. (Surtr) Im Zelt setzt nun ein weiteres Death-Metal- und Tageshighlight an, die Boxen zu vergewaltigen. Chapel of Disease, die Kölner, die sich der alten Schule so aufopferungsvoll verschrieben haben, entfachen ein Freudenfeuer der absoluten Spitzenklasse. Meine Damen und Herren, DAS ist Death Metal. Man könnte es bei diesem Satz auch einfach belassen und jedem nur empfehlen dieser Truppe auf jedes Konzert hinterher zu reisen, denn was diese Band da macht ist so gewaltig, dass ich es fast gar nicht fassen kann. Eine Mischung aus alten Asphyx, Morgoth und Benediction. Fies, böse und räudig. Wie anno dazu mal, mit einer Atmosphäre eines dreckigen dunklen Clubs (das Zelt tut hierzu sein Bestes). Was kann es Schöneres geben? Für mich neben Entrails und Tormented das (wenn nicht sogar DAS) Tageshighlight. (Surtr) Dark Fortress zeigen bei strahlendheller Sonne wie frostig ihre Gitarrenläufe klingen. Dass das bei strahlendem Sonnenlicht nicht die beste Uhrzeit für Black Metal ist, mag sein, trotzdem geben die Bayern durch und durch ihr bestes um das Publikum zu fesseln. Bei der komplex gestrickten Spielweise, gelingt das nur unter massivem Aufwand. Da schleppt sich ein übermächtiges „Ghastly Indoctrination“ nur zäh ins Gehör. Schade, denn musikalisch ist der Auftritt allemal sehens- beziehungsweise hörenswert. Zwar schleichen sich hier und da leichte Spielfehler ein, doch das macht die Band durch viel Energie auf der Bühne wieder wett - gerade Drummer Seraph beim Spielen zuzusehen ist eine wahre Freude. Wenn da nicht die wenig authentischen Ansagen seitens Sänger Morean wären, die eine qualitativ herausragende Band zu einem Lokal-Act macht („Wir sind Dark Fortress aus Landshut!“ - Mag ja stimmen, stört aber meines Erachtens nach die Atmosphäre). Das obligatorische „Baphomet“ hängt mir ebenso zum Hals raus und erneut stellt sich mir die Frage, weshalb dieser Song immer wieder als Rausschmeißer dienen muss. Ist es einzig der groovige Beginn des Liedes? Sollte das der Fall sein, wäre ich enttäuscht, da außer diesen ersten 45 Sekunden nichts passiert was würdig genug wäre ein Konzert zum Ausklang zu bringen. Da wäre ein Stil-umreißendes „Iconoclasm Omega“ eher angebracht. (Surtr) Im Zelt wartet eine der für mich genialsten Neuentdeckungen der letzten Jahre. Die Band „December Flower“ aus Deutschland spielt auf mit ihrem schwarz angehauchten Melo-Death. Freude steigt auf bei diesem perfekt durchgezockten Donnerhammer im Stil von „At the Gates“ und „Dissection“. Hier trifft das beste, was die schwedische Melodieführung zu bieten hat, auf „Fragments of Unbecoming“-Sound. Definitiv werden hier keine Gefangenen gemacht. Durchzogen mit einer Brutalität, die man ein Jahr zuvor bei At the Gates auf der Hauptbühne vermisst hat, bieten die Herren hier einem jeden Fan der melodiösen Brachialität weit mehr als er zu träumen wagt. Nach einem stockenden Intro teilt das Quintett Rundumschläge aus in Form des Openers „The Apprentice“ oder dem genialen „As Darkness Reigns“. Viel zu kurz, aber dafür umso intensiver macht die Band klar, dass man mit ihr in Zukunft rechnen muss. Ein weiterer Stern am Melodeath-Himmel Deutschlands, das hat die Band nach diesem Auftritt bewiesen. (Surtr) Nun ist es an der Zeit, einer wahren Pionier-Band des Technical Death Metal zu huldigen. Die New Yorker um Langhaarröhre Ross Dolan hören auf den Namen Immolation und stehen vor allem für eins: Beinharte Nackenbrecher-Musik. Dass das Konzept auch live funktioniert, welches auf Scheibe Old-School-Elemente mit technischer Raffinesse zusammengebracht hat, stimmt fröhlich und verlangt dem Freund der Einfachheit ebenso viel Respekt ab als auch dem Frickelfanatiker. Mit „Swarm of Terror“ und dem königlichen „Dawn of Possession“ finden sich zwei knackige Highlights im Set. Ebenso wissen aber auch der Opener „Close to a World Below“ und „Into Everlasting Fire“ zu überzeugen. Hätte gerne doppelt so lange dauern dürfen. (Surtr) Der
heutige „Stilbruch“ in Form von ruhigeren Klängen kommt in Form von Ghost
Brigade. Die sludgige Postmetal-Formation aus Finnland, angeführt von
Ausnahmestimme Manne Ikonen stößt bei vielen Besuchern eher auf
Abneigung, wird von den anwesenden Fans dafür umso heftiger gefeiert. Bei
sehr gutem Sound und sehr guter Setliste auch kein Wunder. Da bleibt kein
Wunsch offen... außer einer
Stunde mehr Spielzeit. Haradwaith sollten nun als nächstes die Zeltbühne bespielen. Und netterweise hatte ich einen „Geheimtipp“ bekommen, dass Morean von Dark Fortress bei einem Song mit auf der Bühne stehen sollte. Insofern war das ganze natürlich spannend. Noch spannender wäre es gewesen, wenn man die Band auch ordentlich gesehen hätte. Leider war die Zeltbühne so zugenebelt, dass man die Anwesenheit der Musiker nur erahnen konnte. Es blieb einem also sowieso nichts übrig, als sich nur auf die Musik zu konzentrieren. Die Black-Metaller eröffneten mit „Creating hell“ und es war tatsächlich relativ voll im Zelt. Die musikalische Stimmung war kalt und frostig. Es gibt BM-Bands, die die Hölle entzünden können, und es gibt solche, bei denen es gefühlt kälter wird, weil alles distanziert und misanthropisch-kalt ist, letzteres passierte eben bei Haradwaith. „Seed of Judas“ und „Satan above, earth below“ schlossen sich an und im Publikum gaben sich einige dem Takt hin und ließen die Matten kreisen. Die Mehrzahl jedoch schaute aus sicherem Abstand zu. Und dann war es soweit. Morean betrat die Bühne, bzw. seine Umrisse, die man im Nebel ausmachen konnte. Zu zweit schmetterte man nun also „Benighted“, bevor der Gig mit „Thoughts of exit“ sein Ende fand. Ich will ja nicht über die Zeltbühne meckern, dass da parallel gespielt wurde, war an sich schon eine gute Idee... aber so schlechtes Licht und so viel schmutzigen „Autoabgas“-Bühnennebel gibt es sonst nirgends. Das hat wirklich viel vom Genuss zunichte gemacht. Wessen Idee ist das eigentlich, so viel Müll in die Luft zu blasen? Fotografen ärgern, okay... aber auch die Fans sehen ihre Lieblingsband dadurch nicht richtig! Und glaubt nicht, dass durch solchen Nebel, der einfach nur schmutzig aussieht und durch keine guten Lichteffekte ausgeleuchtet wird, irgend ein cooler Effekt zustande kommt. Im Gegenteil! Da sollte man mal generell drüber nachdenken, ob das nicht unnütze Geld- und Ressourchenverschwendung ist!! (Twi.) Nile, welche gerade noch rechtzeitig das Gelände erreicht haben, lassen sich beim Soundcheck so viel Zeit, dass das Set arg knapp ausfällt. Ebenso weiß der Gig nicht so arg zu überzeugen, seitens der Energie auf der Bühne und der Intensität, der Wucht der Songs. Schade, denn so oft hat man ja nun doch nicht die Gelegenheit Nile zu sehen. Dennoch können Nile mit Krachern wie „Sacrifice unto Sebek“ und „Iphtyphallic“ punkten. Hingucker sind natürlich Karl Sanders Soli, sowie das durch und durch kranke Drumming von Geschwindigkeitsgranate George Kollias. (Surtr) Im übrigen sei erwähnt, dass, wie auf dem Party.San üblich, durchweg Autogrammstunden stattfanden. Dieses Jahr hatten gleich zwei Magazine ihre Autogrammstunden-Angebote ausliegen, so dass manch eine Band direkt von einem Stand zum anderen wechseln konnte, um dann dort weiterzuschreiben. Natürlich gab es Bands wie Immortal, die sich wie erwartet nicht dazu herabließen, aber ansonsten gaben sich fast alle Bands fanfreundlich und ließen sich geduldig fotografieren bzw. signierten auch die unglaublichsten Utensilien. Die Fan-Nähe der Künstler ist ja auch das Schöne an „handgemachten“ Festivals wie dem Party.San. Fans und Bands können zusammenkommen und die Fans fühlen sich nicht so ausgegrenzt wie bei manch großem Kommerz-Festival, soll heißen, dass sie sich nicht so fühlen, als seinen sie ausschließlich dazu hier, um möglichst viel Geld dazulassen. Die Preise beim Party-San für Bier, Eis, Broiler (dies der thüringische Ausdruck für Hendl, falls es jemand nicht allein „übersetzen“ konnte ;-)) waren moderat, zwischen 2,- und 3,50 EUR im Schnitt. Dafür kamen mir die CDs etwas teurer vor als in den Vorjahren. Ich spreche nicht über Ausschuss-CDs, die für 5 EUR „Sonderpreis“ verramscht werden (und die man auf Ebay nicht mal mehr für einen EUR je wieder loswerden wird), sondern von Neuerscheinungen der letzten 2 oder 3 Jahre. Hier fand sich keine einigermaßen gute CD mehr für 10 EUR, 13 EUR war im Schnitt der niedrigste Preis. Da ich persönlich aber nicht mehr als 10 EUR pro CD zahle (heiß erwartete, hammergeile Neuerscheinungen ausgenommen) musste es dieses Jahr mal ohne Merch-Käufe gehen. (Twi.) Das
heutige Schwedenmassaker endet mit Tormented, einem wahrlich
genialen Act. Rottender Zombie-Soundtrack, in Nebel und mit wenig
Scheinwerfern. Atmosphärisch, stimmungsgebend, herrlich. Was erst einmal
romantisch klingt, ist in Wahrheit ein roher Hassbatzen aus untotem
schwedischem Todesstahl, den der Vierer in die Menge wirft. Angereichert
mit Songs der EP und des Albums vollführen die Herren ein Set, das keine
Wünsche offen lässt, und schwingen knackig wie es sich gehört die
Saiten. Offiziell nach dem Festival dementiert, fällt es trotzdem während
des Auftritts auf, dass Tormented ebenso wie Entrails auf Rickenbacker und
Gibson's Flying V vertrauen, weshalb der Verdacht naheliegt, dass hier
jemand sein Equipment verloren hat, zumal Teile von Entrails die erste
Reihe besetzen. Der
letzte Slot gehört Immortal, unsterblich... Nun, wenn man
unsterblich ist, dann mag einem die lange Umbaupause wie ein winziger
Augenblick vorkommen, jedoch werden aus der Dreiviertelstunde fast 70
Minuten. Man könnte meinen, dass danach alles tipptopp sein sollte, aber
denkste! Der Sound ist anfangs unter aller Kanone. Ich zitiere: „Wenn
man als jahrelanger Riesen-Immortal-Fan erst nach fünf Minuten erkennt
was für ein Lied das ist, dann stimmt was nicht.“ Samstag Der letzte Festival-Tag ruft heute vermehrt die Fans des schwarzen Metalls auf den Plan mit Acts wie Naglfar, Ragnarok und Nocte Obducta. Aber auch erlesene Schmankerl wie Incantation und Venenum rufen den Todesmetaller aus dem Zelt hervor. Dazu ein ordentliches Brett Thrash Metal mit Tankard, Warbringer und Toxic Holocaust. Nachdem aber die Country Blues Truppe zwischen 10 Uhr und 12 Uhr im Partyzelt die Frühschoppenbrigade beglückt hat, steht erst mal grooviger Porngrind auf dem Programm. Rectal Smegma, der Ersatz für Rompeprop (Dirty Dr Dente ist trotzdem anwesend und filmt den Gig von der Bühne aus) spielen die Show ihres Lebens. Mit amtlichem Circle Pit, Konfetti und viel Plüsch hat sich das Publikum präpariert um dem groovigen Deichland-Quartett die Aufwartung zu machen. Spaß regiert die Szenerie und das nicht zu knapp. Songs wie „Fat Grannies are cool“, „Fuckface“ oder das neue „Crème Bukkake“ lassen die Meute kapitulieren. So viel Enthusiasmus vor und auf der Bühne schafft kein Act während des ganzen Festivals, ungelogen. Tatsächlich ist Rectal Smegma auch die einzige Band, die eine Zugabe (nach so lauten Bukkake-Rufen auch kein Wunder) zugestanden bekommt obgleich Sänger Yannic irgendwann auch merklich am Rand seiner Kräfte ist („Gebt dem Mann einen Stuhl!“). Absolut starkes Highlight dieses Festival. (Surtr) Die Trash Amigos (ja, richtig gelesen: ohne „h“) warten mit prominenter Besetzung auf. Mit Stephan Carlsson alias Pedro Serdito, sowie Erik Wallin alias Pedro el Guero befinden sich Mitglieder von Nirvana 2002 und Merciless auf der Bühne. Aber am heutigen Tag erwartet einen nicht rüdes Death-Metal-Geknüppel, sondern Thrash (hier wieder mit „h“) Metal a la Slayer. In Sombrero und Ponjos gehüllt betritt der Vierer die Bühne, um ebenso einzuheizen wie Rectal Smegma. Das jedoch scheitert kläglich. Zum einen, weil die Holländer erheblich vorgelegt haben, dann, weil fast niemand die Musik der Trash Amigos kennt, und schließlich weil die Schweden einfach keine guten Songs im Repertoire haben. Eine langweilige Slayer-Kopie. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Obgleich es natürlich schön ist solche Legenden auf der Bühne zu wissen. Trotzdem: Eher Reinfall. (Surtr) Die Tierschützer-Brigade von Cattle Decapitation frickelt erwartungsgemäß belanglos. Die Diskussion mit meinen Publikumsnachbarn über militante Tierschutz-Werbung und vegane Lebensweise ist jedenfalls interessanter als das langweilige „seht-uns-an-was-für-krasse-Sachen-wir-spielen-können“-Ladida der Kalifornier. Nun ja. Man muss es eben mögen, ich tue es nicht. Immolation haben da bewiesen, dass vor Frickeln und Technik zuerst das Songwriting kommt. Hauptsache es steht „progressive“ in der Stilbezeichnung. Nun ja, man muss es eben mögen. (Surtr) Meine
Stimmung vor dem „Nocte Obducta“-Auftritt ist zwiegespalten.
Entweder wird dieses Konzert ein absolutes Highlight oder ein totaler
Reinfall. An eine Grauzone glaube ich nicht. Tatsächlich schaffen es die
Anti-Schubladen-Komponisten von Nocte Obducta, ein perfektes Konzert zu
zocken, dennoch bleibt am Ende eine Frage offen: Warum beinhaltet das Set
fast ausschließlich alte Nummern? Denn dadurch schaffen es die Mainzer
zwar, den Schwarzheimer zu begeistern, doch hätte ich gerne die Umsetzung
experimenteller Nummern, wie von den Nektar-Scheiben live bestaunt. Wie
mir Sänger Torsten nach dem Konzert mitteilte, hat sich die Vermutung
bestätigt, dass aufgrund des eher zur alten Schule neigenden Publikums
auf dem Party.San sowie der mit einer Dreiviertelstunde für lange Nummern
eher begrenzten Zeit, die Band ihr Set voll auf das Party.San angepasst
hat. Hier
noch ein Eindruck zum „Nocte Obducta“-Gig aus der Sicht von
jemandem (also mir/ Twilightheart) der die Band vorher noch nie gehört,
geschweige denn live gesehen hatte, weil sie sich immer davon abschrecken
ließ, als es jahrelang hieß, die Band würde Gothic-Metal spielen. Dass
da vorher und offensichtlich auch neuerdings der Stil komplett anders
war/ist, war natürlich vollkommen an mir vorbeigegangen. Wer einmal in
meiner „Muss nicht sein“-Schublade landet, kommt da eher schwer wieder
raus. Nocte Obducta haben es trotzdem geschafft, als erste Band seit
vielen Jahren. Möchte sogar sagen, dass dieser Gig zu meinen 3 Highlights
des Festivals zählte (wenn nicht sogar des bisherigen Festivaljahres).
Doch von vorne! Noch am Vorabend habe ich mit Surtr diskutiert, ob ich die
ersten paar Bands auf dem Tagesbilling nicht weglassen könnte (eildieweil
man ja in Thüringen auch so viele schöne andere Dinge unternehmen
kann.... ja, ich habe das Festival täglich verlassen, um das Umland
unsicher zu machen), doch Surtr meinte irgend so was wie „Also, Nocte
Obducta, die musst du schon...“. Und da man seinem Urteil weitestgehend
vertrauen kann, stand ich also pünktlich im Fotograben. Doch es fiel mir
ehrlichgesagt schwer, mich aufs Fotografieren zu konzentrieren. Und dies
nicht nur wegen des vielen widerlichen Bühnennebels, der den Fotografen
wie immer das Leben schwer machte (und im übrigen KEINEN verschönernden
Effekt hat), sondern weil mir einfach vor Staunen beinahe die Kamera aus
der Hand gefallen wäre. Ein weiteres Schmankerl dürfte definitiv die Verpflichtung von Archgoat sein. Sollte man zumindest meinen. Doch das finnische Trio spielt gelangweilt und statisch die Songs vor sich hin. Zwar kommen Schmuckstücke wie „Whore of Bethlehem“ live arg imposant rüber. Doch das hält einen nicht davon ab, sich vom Geschehen abzuwenden. Der rumpelnde Blechbüchsensound ist auf CD definitiv angenehmer zu konsumieren, als von einer ausdruckslosen Live-Band. (Surtr) Warbringer erlebe ich nur am Rande, da ich in dieser Zeit mit Markus von December Flower ein Interview führe. Danach geht es direkt ins Party-Zelt zu Revel in Flesh. Revel in Flesh wissen wie man es macht. Death Metal irgendwo zwischen der kompletten Grave-Diskographie, alten Hypocrisy und Benediction. Was sich so als Zutatenliste schon mal gut anhört, ist nach dem „Revel in Flesh“-Rezept ein Garant für kopfabschraubende, ohrenzerfetzende Endzeit-Brachialität. Wer es nicht glaubt, der war nicht da. Die Band (ich fresse einen Besen, wenn sie ihren Namen nicht von einem bestimmten Song des „Left Hand Path“-Albums geklaut hat) wuchtet ihr Klangwerk innerhalb einer halben Stunde mit atemberaubender Kampfeslust und Spielfreude so pfeffrig tight und rasant in die Hörerschaft, dass einem Hören und Sehen vergeht. Letzteres sowieso, denn Headbangen ist unumgängliche Pflicht. Wessen Schädel jetzt stillsteht hat etwas falsch gemacht. Revel in Flesh müssen in höchsten Tönen gelobt werden, da sie es schaffen, ruppigen Death Metal mit viel Bewegung und Enthusiasmus auf die Bühne zu bringen, dadurch Stimmung aufkochen zu lassen (ohne den Deckel abzunehmen, der Topf explodiert irgendwann von selbst) und das Ganze mit Songs zu füttern, die sich ins Trommelfell graben wie Piranhas in ihre Beute. Das Benediction-Cover „Subconscious (T)Error“ rundet das Ganze fulminant ab. Heilige Mutter Gottes, hier wurde ordentlich Staub aufgewirbelt. (Surtr) Als Revel in Flesh die letzten Töne verklingen lassen, fetzen Toxic Holocaust bereits mit gewohnt schneidigem Tempo aus den Boxen der Hauptbühne. Keine Gefangenen werden vom Trio aus Portland gemacht. Das liegt zum einen am guten Sound, zum anderen an der Geschwindigkeit und dem guten simplen Rumpel-Thrash, den Mastermind Joel Grind da auf die Meute loslässt. Viel sieht man nicht von der Band, den zum einen steht der Nacken unter Dauerbelastung und zum anderen brodelt der Pogo in allerfeinster Manier. Macht also definitiv nichts wenn man den Blick nicht allzu oft zur Bühne richtet. Da haben Toxic Holocaust alles richtig gemacht. Zwar beschränkt sich das Set hauptsächlich auf die letzten beiden Outputs aber ein „666“ findet trotzdem seinen Weg auf die Bühne. Monumental der Block aus den letzten vier Songs: „Wild Dogs“, Nuke the Cross“, „Lord of te Wasteland“ und „Bitch“ markieren die Stärke und den Wahnsinn um Toxic Holocaust und lassen eine sprachlose Menge zurück. Ganz großes Kino, wie immer! Eine der besten Thrash-Bands dieses Planeten. (Surtr) Nach einiger Verspätung erreicht schließlich auch Ragnarok die Hölle von Schlotheim. Dass Ragnarok die Verfechter von truem norwegischen Black Metal, Anti-Life, Anti-Human, Misanthropic, ladida... auf den Plan rufen, versteht sich von selbst. Nun, aber das was sich da auf der Bühne abspielt fällt dann schon wieder so „True Norwegian“ aus, dass mein Interesse binnen Sekunden stiften geht. Blutüberströmtes Corpsepaint trifft auf posende Individual-Gestik trifft auf Kreisch-Satan-Attitüde. Nun, dass Ragnarok eben nicht anders können und es auch nicht anders sollen, mag außer Frage stehen, doch angesichts der Show, die meines Erachtens nach nicht echt wirkt (und das ist der entscheidende Punkt), kommen Ragnarok heute nicht an mein Ohr. Die Setlist füllt sich mit neueren (langweiligen) Songs des arg schwachen „Collectors of the King“-Albums und hat seine starken Momente nur in den Klassikern (allerdings auch schon totgehörten) „In Nomine Satanas“ und dem Rausschmeißer „Blackdoor Miracle“. Nun ja. Schade. Denn definitiv kann es diese Band besser. (Surtr) Anmerkung
Twilightheart: Incantation schaffen auch nicht mehr, als gut auszusehen. Live können die rauen Todesmetall-Batzen nicht wirklich in mein Ohr finden. Belanglos posen die Herren um die Wette und schaffen es, je länger es dauert, mehr Langeweile bei mir hervor zu rufen. Irgendwann, so muss ich gestehen, reicht es mir dann auch und ich trete den Weg an meinen Magen zu füllen. Definitiv interessanter als der Auftritt von Incantation. (Surtr) Zur
Abenddämmerung, erneut Kontrastprogramm: Insomnium spielen
melancholischen, höchst melodiösen Death Metal. Dort wo Amorphis mit
ihren ersten drei Alben aufgehört haben griffen Insomnium ein und
etablierten von dieser Ausgangsbasis aus den Namen Insomnium zu einem
Bollwerk in Sachen Melodieführung und Arrangement. Im Zelt steht nun das absolute Death-Metal-Highlight an: Venenum! Der Name steht für beinharten, leicht schwarz angehauchten Death Metal! Ähnlich wie „Chapel of Disease“ lässt der Sound dieser Combo bei mir die Kinnlade runterklappen angesichts so viel beinharter Zelebrierung des guten alten Rumpel-Sounds. Ohne Ansagen kommt dieses Monster aus, denn jeder Song steht hier für sich. Dunkelheit in Noten gefasst. Bösartigkeit in reinster Form. Die Herren sind definitiv einen Pakt mit dem Teufel eingegangen, als sie die Songs schrieben. Wie bei Chapel of Disease und Tormented kommt der Band das dunkle Licht und der Nebel zugute. Die Atmosphäre ist beispiellos finster. Passend zur Musik. Dumpf und monoton stampfen sich Songs wie „Bewitched Craft“ tödlich in die Ohren der Anwesenden. Vergleiche zu Teitanblood und Messiah können nur ansatzweise beschreiben was da auf der Bühne vor sich geht. Selten hat mich eine Band so beeindrucken können. Hammermäßig! (Surtr) „30 Jahre Tankard, immer noch kein Erfolg!“ Die Worte von Sänger Gerre sind so ehrlich, so unverblümt und einfach nur lässig. Stellvertretend für den Auftritt, der ohne Zwänge und ohne aufgesetzte Charakterinszenierungen verläuft. Tankard spielen den guten alten Thrash Metal, der live zu jeder Tageszeit, zu jeder Stimmung passt. Egal ob man guter Dinge ist, oder Frust schiebt. Wenn man sich auf den Sound und die Stimmung einlässt, geht es einem nach Tankard sicherlich glänzend. Nach dem finster-bösen Auftritt von Venenum und meiner nicht all zu großen Euphorie gegenüber Tankard, ist das der Band hoch anzurechnen, dass sie mich dermaßen aufwühlen können. Sei es der eifrig Kilometergeld sammelnde Sänger Gerre oder die headbangende Instrumentenbrigade. Tankard stehen voll hinter ihrer Band und haben Spaß an der Sache. Und genau das spürt man vom ersten bis zum letzten Ton. Songs wie „Slipping from Reality“ und „Zombie Attack“ tun ihr übriges und zaubern den Anhängern des Alcoholic Metal ein freudiges Grinsen ins Gesicht. Highlight ist dann sicherlich die reine Twisted-Sister-Adaption und perfekte Thrash Nummer „Stay Thirsty“. Sehr guter Auftritt. (Surtr) Naglfar.
Nun, lange hat es gedauert diese Band wieder zu Gesicht zu bekommen. Sechs
lange Jahre ist es für mich nun schon her. Für manch einen vielleicht
noch länger. Das Warten hat sich allerdings durch und durch bezahlt
gemacht. Denn Naglfar schaffen es heute fast alle Anwesenden glücklich zu
machen. Schwedischer, teilweise melodischer, Black Metal. Kaltschnäuzig,
fies und doch vor allem episch. Vor allem letzterer Aspekt wird stark
ausgekostet von den Mannen um Andreas Nilsson. Nicht zuletzt durch das
starke Set, welches keinen Reinfall zu bieten hat, sondern ausschließlich
starke Nummern. Angefangen bei „The Darkest Road“, über „A Swarm of
Plagues“ hin zu dem infernalen lauthals von Anfang an geforderten „I
am Vengeance“. Das Trio welches von Impaler von Necrophobic am Bass und
Efraim Jutunen an den Drums unterstützt wird, weiß den visuellen Aspekt
ebenso auszukosten und zeigt Stärke und Stolz in Mimik und Gestik. Dazu
die Pyros, sowie eine geniale Lichtshow. Nachtrag Twilightheart: Naglfar waren mehr als nur fies und episch. Schon vor dem Gig hatte die Band mir erzählt, dass bei ihrem Aufwärmgig in ihrer Heimat (den sie quasi aus dem Nichts heraus gespielt hatten) alles perfekt war, als wäre die Band nie off stage gewesen. Das Dreigestirn Olivius-Nilsson-Norman ist und bleibt eben doch Teil der absoluten Elite unter den Schweden, wenngleich auch die Gastmusiker ab und an wechseln! Während sie auf Festivals wie dem Summerbreeze bei Spielzeiten am frühen Nachmittag verheizt wurden, haben sie beim Party.San den perfekten Slot bekommen, als Headliner vor Behemoth! Da hat jemand exzellenten Geschmack bewiesen beim Aufstellen des Zeitplans. Und in Verbindung mit der Finsternis der Nacht, viel rotem Licht auf der Bühne und höllischer Pyro-Show hatten sie auch noch die visuelle Perfektion auf ihrer Seite. Sie eröffneten nach dem theatralischen Intro mit „Spoken words of venom” und wer den Song kennt, weiß, dass das “Von Null auf Hundert” bedeutet. „,My face is the last thing you'll ever see“ sag ich nur! Da strömt der Hass aus jeder Textzeile und aus jeder Pore des schweißgebadeten Headbangers im Publikum, und Rage ist das Gebot der Stunde. „The darkest road” und “The perpetual horrors” folgen, um danach einen der neuen Songs vorzustellen: “Death Dimension Phantasma”, der live genauso gut reinhaut wie die anderen Songs. Allerdings natürlich nicht so gut wie der ultimative Über-Song „I am vengeance“ (von Olivius angekündigt mit “I am YOUR vengeance”), der nun folgte und das ultimative Highlight des kompletten Festivals für mich darstellte. Ich stand in der Menge und versuchte, den Moment einzufangen, um ihn für viele Jahre in der Erinnerung speichern zu können. Während am Anfang der Show das Mikro ausgefallen war, hatte sich inzwischen alles perfekt eingespielt und der Sound war gigantisch. Der Bass wummerte einem nur so um die Ohren, Olivius kreischte wie der Leibhaftige und Marcus Norman frickelte die schwierigen Gitarrenkonstrukte, dass es eine Art hatte. Nach dem furiosen "The Brimstone Gate" bildete das gediegene "Harvest" den infernalischen Schlussakkord des Gigs und es war gar nicht möglich so etwas wie Bedauern (über das Ende des Gigs oder dergleichen) zu empfinden, denn der Genuss und seine Nachschwingungen übertrumpften alle anderen Gefühle. Es ist einfach nur grandios, dass Naglfar zurück sind, als wären sie nie weggewesen! Danke ans Party.San fürs sofortige Klarmachen der Band fürs Billing. So muss das! (Twilightheart) Der Headliner des Tages greift aber noch ein Stück weiter nach den Sternen und beweist trotz der totalen Zerstörung von Naglfar seinen Status. Mit
circa drei Meter hohen Buchstaben regiert ein riesiges Backdrop den Bühnenaufbau
von Behemoth. Die Aussage ist ganz klar. Hier spielt eine Band, die
für die großen Bühnen gemacht ist. Darauf haben Behemoth die letzten
Jahre hingearbeitet und wahrlich: Sie haben es sowas von verdient.
Professionell bis zum geht nicht mehr zocken die Polen um Frontschnauze
Nergal ihr Set durch. Alles stimmt: Das Auftreten, die Tightness, der
Sound (bis auf das arg stereolastige Gitarrenbild), die
„Choreographie“, die Setlist, die Stimmung. Dass mannshohe Kreuze entzündet
werden ist dann nur noch die Piemontkirsche auf dem riesigen Sahnehügel. Kraftvoll
bestreiten Behemoth, angefangen vom walzenden Opener „Ov Fire and the
Void“ über „Pazuzu“ zu Klassikern wie „Slaves shall Serve“ und
„Decade ov Therion“, die eine Stunde Spielzeit und graben mal so eben
„Monnspell Rites“ aus. Nergal trifft den Nagel auf den Punkt, als er
den Song mit den Worten „You can get warm with the older stuff right?“
ankündigt. Schade, wenn man Sonntags aufwacht und feststellen muss: Es ist vorbei. Da heißt es dann wieder: Noch 360 mal wach werden, dann ist es wieder soweit. Definitiv war musikalisch gesehen dieses Jahr wieder ein Erguss sondergleichen. Viele Neuentdeckungen, viele Highlights, viele Überraschungen. Zwar auch Enttäuschungen, aber die halten sich in Grenzen. Was definitiv eine gute Idee war und ist: Die Zeltbühne, deren Acts (sofern ich sie sehen konnte, sorry wenn nicht alle in den Genuss gekommen sind) qualitativ den Bands auf der Hauptbühne in nichts nachgestanden haben. Im Gegenteil, teilweise sogar besser als manche etablierte Acts konnten viele Bands beweisen, dass der Underground lebt und stark genug ist um es mit so manchem Headliner aaufzunehmen. Das hat diese zweite Bühne ganz stark bewiesen. Stark war natürlich auch wieder die Stimmung auf dem Platz, sowie die Friedlich- und Freundlichkeit unter den Fans. Wer noch nicht auf dem Party.San war, der sollte es definitiv nachholen. Die nächste Gelegenheit bietet sich am 8. August bis zum 10. August 2013. See you in Hell! (Surtr) |
(mehr Fotos von allen Bands in den "festival photos"!!)
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