Primordial, Moonsorrow, Mourning Beloveth, Gardens of Gehenna

Georgsmarienhütte/Tor 3 – 15.04.2006

 (Bericht von Wiebke)

Eigentlich habe ich in letzter Zeit ganz schön viele Konzerte mitgemacht, so dass ich eigentlich ein bisschen pausieren wollte. Aber wenn Freunde anbieten einen mitzunehmen, dann kann man ja schlecht „nein“ sagen, zumal es eine Sünde wäre, zwei so tolle Livebands wie Moonsorrow und Primordial zu verpassen. Gut gelaunt machten wir uns also auf den Weg, um nach etwa 1,5 Stunden Autofahrt das Tor 3 zu erreichen, das wirklich gut zu finden ist.

Den Anfang machen Gardens Of Gehenna, die etwa 20.15 Uhr die Bühne betreten und mit „Requiem“ loslegen. Doch schon nach dem zweiten Song offenbart sich, dass es das Trio an diesem Abend schwer haben wird, denn die Reaktionen des noch nicht sehr zahlreichen Publikums fallen mehr als spärlich aus. Das liegt aber auch an den Stücken, denn der Gitarrensound ist immer der Gleiche und man merkt einfach, dass da eine zweite Gitarre fehlt.  Das Type O Negative-Cover „Prelude To Agony“ verleitet ein zwei Leute immerhin, ein wenig mit dem Kopf zu nicken. Aber bei der Ansage von Bassistin Birgit zum Song „Gethsemane“, die ihn als Lied 'über Tage, an denen man aufwacht und alle scheiße ist, weil keine Zigaretten da sind, das Bier alle ist und man im Schritt riecht' ankündigt, weiß man schon wieder nicht, ob man das lustig oder peinlich finden soll. Höhepunkt dieses doch sehr statischen Sets ist „rabenNutte“, das mit einem coolen Industrialsample unterlegt ist, was wenigstens ein bisschen Abwechslung in das Set hineinbringt. Ansonsten kann man den relativ bis sehr langsam gespielten Dark Metal der Franken leider nur als langweilig bezeichnen, mit dem man über einen Höflichkeitsapplaus nicht hinauskommt.

    

Mourning Beloveth sind da schon ein ganz anderes Kaliber. Sänger Darren begrüßt das Publikum auf Deutsch, ehe man das volle Doom-Brett auf die Fans loslässt. Langsame, wabernde Rhythmen, stampfende Gitarren und über allem die kraftvollen mal aggressiven, mal leidenden Leadvocals. Bei einigen Songs steuert Gitarrist Frank klaren Gesang bei, der wirklich gut in den Gesamtkontext passt. Ein wahrer Genuss, der die Leute nicht kalt lässt, so dass man sich näher an die Bühne heranwagt. Jeder Song wird mit viel Applaus belohnt, und ein paar schütteln auch schon ordentlich ihre Haare. Der vorletzte Song, ein elendig langes, quälend langsames Stück, entwickelt sich zum absoluten Burner, der kaum jemanden kalt lässt. So gut wie jeder wiegt sich im Takt und lauscht beeindruckt. Da ist es nach dieser Darbietung kein Wunder, dass nach dem letzten Song Zugaberufe ertönen, denen der sympathische Fünfer auf Irland aber leider nicht nachkommt.

           

Ob den Jungs von Moonsorrow das Kunstblut ausgegangen ist? Jedenfalls kommen sie zu den Klängen von „Tyven“ ohne Kriegsbeschmierung auf die Bühne und gehen mit „Sankarihauta“ gleich in die Vollen. Die Fans stehen dem in nichts nach und moshen ab dem ersten Takt mit, so dass man in den ersten zwei Reihen nur fliegende Haare sieht. Auch vor dem zweiten Song braucht Frontmann Ville  keine großen Ansagen zu machen, das „Päässä“  von Kylan Päässä“ geht im allgemeinen Jubel unter. Das Gitarrenriff am Anfang geht sofort ins Blut, der ruhige Part – bei dem leider live die Maultrommel fehlt – lässt einen noch mal Luft schnappen, ehe der Schrei einem Mark und Bein erschüttert. Der Humppa-Part in der Mitte, während dem die Musiker an Geschwindigkeit zulegen, animiert zum Hüpfen und man fühlt sich doch schon ein bisschen mitgenommen, dabei ist erst die Hälfte des Songs vorbei, und dabei kommt die Raserei erst noch…Danach recken sich zum ersten mal die Fäuste gen Saaldecke, was nicht das letzte Mal gewesen ist, und Ville wagt das erste vorsichtige Lächeln, ehe es sofort weitergeht. Mitja demonstriert, dass er der unangefochtene Poser Nummer 1 ist, zieht Grimassen und mosht, dass man Angst haben muss, dass ihm im nächsten Moment der Kopf abfällt und wegrollt.

     

„Pimeä“, der einzige Song vom aktuellen Album „Verisäkeet“ wird mit „are you ready for some fucking darkness“ angekündigt und vergeht wie im Fluge, obwohl es ein ziemlich langer Song ist. Im folgenden „Unohduksen Lapsi“ bricht dann wieder die Hölle los, da diese klasse Gitarrenriffs und Melodien einen nicht still stehen lassen. Und diesmal singt sogar Ville bei den klaren Gesängen mit, der sich bei anderen Gigs – soweit ich das beobachtet habe – immer davor drückte. Bei „Sankaritarina“ ist dann das Publikum gefordert, das von Ville zum Mitsingen aufgefordert wird, was sich auch gar nicht schlecht anhört. Beim letzten Song des regulären Songs ist dann noch mal Humppa angesagt. Es wird gemosht und gehüpft, so dass eine geniale Stimmung aufkommt, auch wenn der Song im eigentlichen Sinne kein Partysong ist.

                         

Nach diesem tollen Auftritt, bei dem der Fokus auf den Alben „Suden Uni“ und „Viomasta Ja Kunniasta“ lag, ist es natürlich klar, dass die Band nicht so ohne weiteres verschwinden kann. Und so verstummt der Applaus nicht, und man brüllt die Finnen auf die Bühne zurück. Die scheinen zunächst ein wenig überrascht, grinsen verschmitzt aus der Wäsche und lassen sich dann aber nicht lange bitten und verkünden, dass sie noch genau ein Stück in petto haben. Der Titel ist für Nicht-Finnen zwar unverständlich, aber das „drinking music“ geht an keinem vorbei. Spätestens bei den ersten Takten wird man sich diesen Worten nur zu deutlich bewusst, da hier die Post total abgeht und man aufpassen muss, dass die eigenen Füße im nächsten Moment nicht vom entfesselt herumhüfenden Nebenmann platt gemacht werden. Danach ist dann leider endgültig Schluss, obwohl die Zuschauer noch lange nach „mehr“ rufen.

    

Setlist: Tyven (Intro) – Sankarihauta – Kylän Päässä – Ukkosenjumalan Poika – Kivenkantaja – Pimeä – Unohduksen Lapsi – Sankaritarina – Pakanajuhla II Tulkaapa Äijat! (Drinking Music)

Hinterher beim Abbauen wirken die Musiker sichtlich entspannt. Mitja und Ville schütteln einige Hände, und Ersatzgitarrist Janne albert mit dem Gitarrenkabel herum:

 

Nach einer wiederum ziemlich kurzen Umbaupause ist es Zeit für den Headliner. Die Mannen von Primordial betreten während des Intros einzeln die Bühne und werden frenetisch begrüßt. Ohne Umschweife beginnt man mit dem Doppelpack „The Golden Spiral/The Gathering Wilderness“, die an Dramatik und Schwere kaum zu überbieten sind. Die Riffs und der Bassrhythmus fressen sich ganz tief in einen hinein. Man ist einfach gezwungen, sich in irgendeiner Form zu diesen Songs zu bewegen! Und wie das bei langhaarigen Metalheads so ist, werden fleißig die Haare geschüttelt. Außerdem zeigt sich, dass hier der Großteil beinharte Primordial-Fans sind, denn die Texte werden gnadenlos mitgebrüllt. Frontmann Alan wütet über die Bühne, und da diese nicht sehr groß ist, beugt er sich auch sehr weit ins Publikum vor. Da muss man in der ersten Reihe schon ein bisschen aufpassen, dass man keine Kopfnuss oder einen Bodycheck abbekommt.    

Dass er aber nicht so garstig ist, wie es vielleicht den Anschein haben mag, zeigt sich zwischen den Songs. Da macht er bisweilen gar einen schüchtern-verschlossenen Eindruck. Außerdem hat er seine Augen überall. Als im Publikum ein paar Leute zu hart herumpogen, gibt das sofort eine Warnung. Er möchte während dieses Konzerts keine Kämpfe sehen, die Welt draußen sei grausam genug. Danach geht es etwas gesitteter zu, was sehr angenehm ist, weil einem nicht ständig jemand in den Rücken fliegt.

    

Bei „The Song Of The Tomb“ entlädt sich Alans angestaute Wut. Entfesselt schreit er seinen Text ins Mikrophon und schüttelt seinen Kopf, als wollte er mit der Stirn gegen einen imaginären Gegenstand schlagen und meistert im gleichen Atemzug die klaren Passagen tadellos. Die Fans übernehmen die Chöre, was ihm ein kleines Lächeln in die Mundwinkel treibt. Die Band hält sich unterdessen ein wenig zurück, um Kollisionen aus dem Weg zu gehen und beschränkt sich auf gelegentliches Headbangen. Eigentlich will Alan „The Coffin Ships“ ernsthaft ankündigen, das wird aber von den Mourning Beloveth-Jungs vereitelt, die sich in die zweite Reihe geschlichen haben und dem Sänger fiese Grimassen ziehen. Also beschränkt er sich auf eine kurze Erläuterung des Songhintergrunds, ehe der Reigen weitergeht. Nach dem Kultsong „Sons Of The Morrigan“ folgt dann endlich das ab Mitte des Sets von einem einzelnen Herrn stürmisch geforderte „Gods To The Godless“, bei dem Alan die ein oder andere ihm entgegen gestreckte Faust abklatscht. Danach ist für´s Erste Schluss, und Musiker verlassen unter großem Applaus die Bühne.

    

Die Fans müssen aber nicht lange schreien, denn die Iren erbarmen sich schnell und kommen für zwei weitere Songs zurück auf die Bühne. Die Stimmung erreicht bei „To Enter Pagan“ Wüstentemperaturen, und nach einem kräftigen Schluck aus der Whisky-Flasche (wie kann ein Ire „Jim Beam“ trinken??) drückt Alan diese einem Fan in die Hand, von wo sie dann weiter im Publikum die Runde macht. Alan scheint unterdessen eindeutig zu viel Energie zu besitzen, die er an seinem Bassisten ablässt. So muss der arme Pól ein paar kräftige Faustknuffe auf den Oberarm einstecken, das dürfte sicher blaue Flecken gegeben haben. Danach verlässt der Fünfer erneut die Bühne, und diesmal warten sie etwas länger, ehe sie noch einmal zurückkommen. Es wird ihnen mit frenetischem Gebrüll gedankt, und bei „Fallen To Ruin“ steppt noch einmal auf und vor der Bühne der Bär. Schlagzeuger Simon muss den Song leider ohne eines seiner Becken spielen, da Alan es bei einer Trommeleinlage aus Versehen herunterschlägt. Zwischendurch wird Gerry vorgestellt, der für den verhinderten Ciáran MacUilliam eingesprungen ist, ehe es im Lied weitergeht. Und zum Abschluss gibt es dann auch einen der beiden Sätze, ohne die ein Primordial-Konzert nicht enden kann. „Remember – we play music that comes from the heart.“  Und dann ist leider wirklich Schluss. Aber ich denke, dass kaum einer der Zuschauer unzufrieden zurückgelassen wird.

 

Setlist: The Golden Spiral – The Gathering Wilderness – Autumn´s Ablaze – The Soul Must Sleep – The Song Of The Tomb – The Coffin Ships – Sons Of The Morrigan – Gods To The Godless II The Burning Season – To Enter Pagan II Fallen To Ruin

Abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass dies ein toller Konzertabend war, an dem jede Band den bestmöglichen Sound hatte! Es hätten zwar noch mehr Leute kommen können, aber die, die da waren, haben das Tor 3 in einen kleinen Hexenkessel verwandelt und den Bands gezeigt, dass auch wenige Leute sehr viel Stimmung machen können. Und die Musiker haben den Fans gezeigt, dass es ihnen Spaß macht auf der Bühne zu stehen. So würde ich mir das immer wünschen.

  

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