Quorthon – Ein Nachruf
Wer war er, der Mann, bei dessen Todesnachricht der ganzen Welt der Atem stockte und jeder sagte: „Das KANN nicht sein!“ ? Wer war dieser außergewöhnliche Mensch, der dem Metal ganz neue Richtungen gab, und gleich mehrere Generationen mit seiner Musik restlos begeistern konnte?
Gehen wir einmal zu den Anfängen zurück.
Quorthon begann schon im Alter von 9 Jahren,
sich für Musik zu interessieren. Mit einem Freund zusammen huldigte er Alben
von z.B. Ozzy Osbourne und was sonst noch „cool“ war zu jener Zeit. Er
schaffte es, als 15 jähriger einen Aushilfsjob (als Urlaubsvertretung) in einer
kleinen Plattenfirma zu bekommen, wo er vom Kaffee-Machen bis zum Sortieren der
LPs für alle Hilfsarbeiten zuständig war. Doch dies machte ihm nicht aus, denn
schließlich hatte es doch etwas mit Musik zu tun, und nur das zählte für ihn!
Und die Belohnung für diesen Job waren jene Stunden, in denen er zusehen und
–hören dufte, wie irgend eine Band eine Platte oder Single aufnahm. Dies war
zur damaligen Zeit das absolut Größte für ihn und jedes Mal sehr aufregend.
Da fällt mir ein, ihr werdet euch sicher
fragen, wie er zu dem Namen „Quorthon“ kam (welches ja bekanntermaßen nicht
sein richtiger Name war). Nun, zuerst nannte er sich „Black Spade“, später
„Ace Shot“ (da er ein riesen Fan des damals durch`s Fernsehen berühmten
„Mr. Space Ace Frehley“ war), und den Namen Quorthon (eigentlich „QuArthon“...
nur des Klanges wegen abgeändert) fand er auf einer Liste mit Namen von Dämonen
und es hat ihm einfach gut gefallen.
Wie entstand nun Bathory? Nun, es begann mit
Quothon und 2 seiner Freunde im Teenageralter, die sich 2 mal pro Woche zum Spaß
trafen, um Cover- Songs nachzuspielen. Die drei verschwendeten wirklich keinen
Gedanken daran, jemals eine Band zu gründen, um ernsthafte Musik zu machen. Und
auch Freunde, die vorbeikamen, um zuzuhören, sagten den Jungs immer wieder:
„Ihr werdet niemals einen Plattenvertrag kriegen!“, denn für die Zuhörer
war dies nichts weiter als eine Aneinanderreihung brutaler Geräusche.
Doch wie ihr wisst, kam alles ganz anders.
Eines Tages waren die Jungs im berühmten Wachsfiguren- Kabinett des Horrors,
dem „London Dungeon“, umd zwar in der „mittelalterlichen Kammer“. Dort
gab es einen Raum, in dessen Mitte eine große alte Holz-Badewanne stand, gefüllt
mit menschlichem Blut. Und von der Decke herunter hingen an Seilen kopfüber
aufgeschlitzte nackte Frauenkörper (natürlich alles aus Wachs), aus denen das
Blut in die Wanne tropfte. Und all dies auf Anordnung der damaligen „Countess
Bathory“, der sogenannten Blut-Countess. Selbige erhoffte sich wohl stärkende
und verschönende Wirkungen, wenn sie im Blut ihrer Opfer badete, die sie extra
dafür hinrichten ließ. Die 3 Jungs waren von diesem (für die damalige Zeit)
sehr schockierenden Anblick so überwältigt (und auch von den vielen „nackten
Tatsachen“), dass sie einstimmig entschieden, Ernst zu machen und ihre Band
„Bathory“ zu nennen. Und dabei ist es auch bis heute geblieben, wie wir alle
wissen. Das Üben und Proben ging nun in überzeugtem großen Stil weiter.
Die erste professionelle Studio-Aufnahme
ergab sich dann im Januar 1984, als Quorthon 19 Jahre alt war, und zwar für das
Compilation-Album „Scandinavian Metal Attack“, eine Sammlung verschiedener,
zumeist schwedischer Metal- Bands, für welche Bathory die 2 Songs „Sacrifice“
und „The return of the Darkness and Evil“ beisteuerten. Zwar entstanden zu
dieser Zeit noch andere Songs, wie zum Beispiel „Satan my master“ und „Witchcraft“,
doch diese fanden erst viele Jahre später ihren Weg auf eine CD, nämlich auf
das Bathory „Jubileum Vol. III“
Album als „previously unreleased tracks“.
Es gab mit der Zeit auch einige Änderungen
im Line-Up der Band und Quorthon war immer sehr wählerisch, doch als die, die
erwähnt werden müssen, waren da noch: Kothaar (Bass 1989 – 1991), Wornth und
Jonas „Vans“ Akerlund (Drums auf den ersten Alben).
Hier nun eine Discographie aller Alben, die im Laufe der Zeit erschienen sind:
Full-length,
1984 |
|||
Full-length,
1985 |
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Full-length,
1986 |
|||
Full-length,
1988 |
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Full-length,
1990 |
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Single,
1991 |
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Full-length,
1991 |
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Best
of/Compilation, 1992 |
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Best
of/Compilation, 1993 |
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Full-length,
1994 |
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Full-length,
1995 |
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Single,
1996 |
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Full-length,
1996 |
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Best
of/Compilation, 1998 |
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Best
of/Compilation, 2001 |
|||
Full-length,
2001 |
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Full-length,
2002 |
|||
Full-length,
2003 |
Hierzu ist zu sagen, dass die Aufnahmen zu
einigen der früheren Alben meist in den „Heavenshore“ Studios stattfanden.
Dies war zu dieser Zeit eigentlich nichts weiter als eine umgebaute
Reparatur-Garage, in welcher sich ein Haufen Reifen, Autoteile und sonstiges
stapelten, so dass die Jungs kaum Platz hatten für die Aufnahmen, und deshalb
die Instrumente nur nacheinander (aber fast nie gleichzeitig) aufnehmen konnten.
Und hin und wieder passierte es (aufgrund der Tatsache, dass die Garage nicht
schalldicht war), dass man plötzlich den Rasenmäher des Gartennachbars oder
ein vorbeifliegendes Flugzeug auf den Kassetten hören konnte, so dass die Jungs
direkt noch einmal von vorne beginnen konnten! Manchmal wich Quorthon mit der
Gitarre auch einfach auf die Toilette aus, um Ruhe zu haben! Doch trotz dieser
widrigen Umstände und Schwierigkeiten hat Quorthon sich immer gerne an diese
Zeit zurückerinnert und möchte sie nicht missen, und glaubte sogar, dass vor
allem von der Originalität dieses Ortes die Authentizität der alten Aufnahmen
herrührt. Ich denke, da hat er recht.
Zu der Discographie muß man noch dazusagen,
dass es sich bei „Blood on Ice“ um eine Neubearbeitung bzw. Überarbeitung
von altem Material handelt, welches jahrelang in Regalen herumlag und erst auf
beständiges Bitten von Fans aus aller Welt hin neu von Quorthon bearbeitet und
dann erst veröffentlicht wurde.
Doch wie kam es überhaupt zu dem Wechsel,
welcher sich vollzog von den (für damalige Zeiten) brutalen Black- Metal- Alben
bis hin zu den nordischen, epischen Themen?
Nun, dies war eine leicht nachvollziehbare
Entwicklung. Quorthon erkannte ganz einfach, dass die Ganze Sache mit Satan auch
nur ein Schwindel ist, hervorgerufen durch einen anderen Schwindel > die
Kirche! Das Bild des Anti-Gottes ist genau wie das Gottes-Bild von der Kirche
erschaffen worden, um die Menschen in Schach zu halten und in die Kirchen zu
treiben (was die Macht der Kirche immer weiter stärkt... mit jeder Geschichte
vom Anti-Christen). Und wie soll man an Satan glauben, wenn man nicht an Gott
glaubt (zumindest nicht an den christlichen Gott)? Wo doch eins das andere
bedingt! Und durch diese Einsicht versuchte Quorthon, andere Themen für seine
Lyrics zu finden. Dadurch ergab sich auf ganz natürliche Weise der Wechsel zu
den nordischen Themen (Vikinger, Schlachten, usw.), da Quorthon schon immer ein
großer Fan von Geschichte war. Witzigerweise jedoch mussten für die ersten
Lyrics als Themen keine Geschichtslexika herhalten, sondern ganz banale
Comic-Hefte, die Quorthon in seiner Sturm-und Drangzeit wöchentlich gelesen
hat, nämlich „Chock“ und „Conan der Barbar“ (die vielen
schwerterschwingenden Muskeln in „Conan der Barbar“ reichten seinerzeit als
Inspiration aus)!
Doch wer meint, Quorthon hätte nur Comics
im Kopf gehabt, liegt daneben. Es gab auch eine Zeit, in welcher er sich extrem
für das Werk und Leben von Richard Wagner interessierte. Dies war auch der
Grund, warum er deutsch lernte, nämlich um die Texte von ihm im Original lesen
zu können. Er fand einfach, dass eine Übersetzung nun`mal nicht das selbe ist.
Er las in jener Zeit sogar die selben Bücher, die zuvor Wagner zeitlebens als
Inspiration für sein Schaffen gelesen hatte. Und so bediente sich Quorthon für
seine Lyrics sowohl aus der skandinavischen als auch aus der deutschen
Mythologie. Dinge wie Mjölner (der Hammer von Tor), Sleipner (der achtbeinige
Hengst von Oden), Hugin und Munin (seine Raben) sind hierbei also nicht
wegzudenken. Und von Wagner kamen Themen wie die Legende von Siegfried oder die
„Götterdämmerung“ und das Schwert „Notung“. Doch nicht nur hierdurch
gab es eine Verbindung von Quorthon zu Deutschland, sondern auch durch die
Tatsache, dass sein Label „Blackmark“ damals noch in Berlin ansässig war
und er dadurch relativ oft in Deutschland weilte (er spricht ja auch sehr gut
deutsch, was er mir in unserem Interview vom Januar 2004 auch bestätigte). Nur
mit den vereinzelten Dialekten (plattdeutsch oder berlinerisch z.B.) kam er wohl
nicht so gut zurecht und verstand manchmal kein Wort.
Doch zu einem anderen Thema!
Quorthon und die Medien! Bis heute frage ich
mich, warum das Verhältnis von Quorthon zu den Medien am Anfang seiner Karriere
viele Jahre lang so schlecht war! War es der pure Neid mancher Journalisten,
dass jemand mit neuen Ideen so außergewöhnliche Erfolge feiern konnte? Oder
war es der Ärger darüber, dass Quorthon manche Dinge über sich einfach nicht
bereitwillig preisgab? Jedenfalls kursierten im Laufe der Zeit wirklich die
skurrilsten Gerüchte über ihn. Neben harmlosen Lügen wie die, dass er nie
Interviews geben würde, gab es auch krassere Behauptungen wie zum Beispiel, er
würde in einer Fledermaushöhle im Norden Schwedens leben und Blut trinken und
Babies essen. Ich weiß nicht, inwiefern solche Sachen Quorthon wirklich zu
schaffen gemacht haben, aber auf jeden Fall hat es ihn beschäftigt. Denn immer
wieder hat er versucht, in Interviews diese Gerüchte aus dem Weg zu räumen.
Mit eher mäßigem Erfolg! Und so ist es ihm auch nicht zu verdenken, dass er
absichtlich des öfteren einen falschen Namen als seinen eigenen genannt hat
(als kleine Rache an die Journalisten, die es sich zur Aufgabe gemacht zu haben
schienen, diesen unbedingt herausfinden zu wollen). Und immer wieder fielen
Journalisten auf diesen Fake herein.
Einmal vor Jahren kursierte auch bereits einmal das Gerücht, er wäre verstorben (wie makaber aus der heutigen Sicht!), und die erste Frage, die der nächste Journalist beim folgenden Telefon-Interview-Termin stellte, war: „Solltest Du nicht tot sein!?“.
Ein viel besseres Verhältnis dagegen hatte Quorthon von je her zu seinen Fans! Auch als es noch kein Internet oder Computer gab, beantwortete er regelmäßig Fanbriefe per Post, und dann, seit dem Zeitpunkt, wo er einen Internetanschluß hatte, hat Quorthon jede einzelne Fan-e-mail persönlich und mit Hingabe beantwortet (auch davon konnte ich mich persönlich überzeugen, denn nach dem Interview haben wir noch einige Zeit lang e-mails ausgetauscht). Und überhaupt hat Quorthon nie etwas auf seine Fans kommen lassen (welche er immer nur seine „Horden“ nannte) und hat sogar in Fan-Foren mit den Fans kommuniziert und sich gern auch mit dem ein oder anderen Fan persönlich getroffen, wenn dieser von weit her angereist kam. Es war ihm einfach wichtig, seine alten Fans nicht zu verlieren.
Insofern ist es wirklich absolut verständlich, dass seine gesamte Fangemeinde in tiefe Trauer ausgebrochen ist, als am 8. Juni 2004 erstmals die schreckliche Nachricht herumging, er wäre am 7. Juni tot aufgefunden worden. Ihr könnt euch nicht vorstellen (oder vielleicht doch), WIE SEHR ich mir gewünscht habe, dies alles wäre nur wieder ein blödes Gerücht! Ich hätte wirklich alles dafür gegeben, dass dieser Mann am Leben hätte bleiben können! Ich wünschte, ich hätte ihn nur EIN MAL im Leben persönlich treffen können! Doch alles Hoffen war umsonst. Kein Gerücht diesmal, sondern die bittere Wahrheit! Warum trifft es eigentlich immer die Besten? Quorthon war wirklich der netteste, charmanteste Mensch, den ich je aus der Musikbranche am Telefon hatte. Doch mal abgesehen davon, dass er ein extrem feiner Mensch war, so ist er natürlich vor allem als Künstler durch nichts und niemanden zu ersetzen!
Er war der Wegbereiter zuerst für den Black Metal (zusammen mit anderen Bands wie Venom natürlich) und später für den „Nordic“- oder „Viking“- Metal. Und er hat sich nie in seinen Ideen beirren lassen, er war wahrhaftig und immer ganz er selbst! Wie schon seine Lyrics besagen:
“Nobody
died for my sins
No faith tied to my name
The path I choose to walk is mine
When the clouds turn red and the horizon as in flames
My blood my heart my soul my hands my feet
My hair and eyes my head my lips and teeth
My arms my legs my cock my choice and life
My loungs my mind till the day I die”
Absolut jede Trauer und Danksagung an diesen außergewöhnlichen Musiker ist 100 % berechtigt, denn er war und ist eine Ikone des Metal und wird mit Sicherheit zur Legende werden. Und in unseren Herzen wird er hoffentlich auch bleiben. In meinem mit Sicherheit....
by Twilightheart
Inhaltliche Quellen: www.bathory.se und eigenes Interview mit Quorthon vom Januar 2004
Against
all bad voices you stood strong, against all critics you stood tight. Those doubting you, you proved them wrong, for your beliefs you`d always fight. Generations you enchanted with your ideas, outstanding music and lyrics so true… analysing history, nature, dreams and fears, like no one else could ever do. Your songs… amazing, wakening, cutting like knifes, you sang them for us… forever to be proud. The music you gave… such a precious gift in our lifes! Unimaginable to ever live without! So suddenly the news came through from out there at the end of a fucked up day. Is there no one to wake me from this nightmare? Would it help to damn all Gods? Would it help to pray? Thinking back of words of thy, feeling like never again I could rest. In the twilight I stand and cry … we`ve lost the very best. For Quorthon from Twi |
Dies
ist das letzte Foto von sich, was Quorthon mir persönlich gemailt hat im Januar
2004, nachdem
er das Interview korrekturgelesen hatte (ihr könnt es in der
"Interviews" Rubrik nachlesen):