Reckless Tide - CD- Release-Gig; Support: Cripper
Hannover, S.O.M.A. Musicclub – 14. Okt. 2006
Bericht + Fotos: Wiebke
Die hannoverschen Thrasher haben zur diesjährigen CD-Releaseparty geladen, und da schon die letzte zum Debütalbum ein Knaller war, kann ich mir den Abend natürlich schlecht entgehen lassen. Also finde ich mich mit Freunden gegen 20 Uhr in dem kleinen Laden ein, in dem es schon ziemlich warm ist, obwohl erst ein paar Leute plus die Bands anwesend sind.
Mit einer halben Stunde Verspätung legen Cripper gegen 21.30 Uhr los. Diese junge Band steht für energiegeladene und vor Spielfreude strotzende Liveshows. Und das stellen die Hannoveraner auch ab dem ersten Takt unter Beweis. Frontfrau Britta lässt von Beginn an ihre Haare kreisen, ehe sie kraftvoll die ersten Zeilen von „Sun; Colour:Black“ ins Mikrophon schreit. Ihre Jungs stehen ihr in nichts nach und lassen ebenfalls die Matten kreisen. Zu „Fire Walk With Me“ und „Trapped“ wird auch im Publikum ordentlich gemosht, und Britta definiert die Zuschauerzahl „bei dem blendenden Licht“ mal eben als 500. Vom Krachfaktor zwischen den Songs, die wirklich tight präsentiert werden, könnte das sogar hinkommen. Nach ein paar Songs „beschließt“ Thomas, dass er lieber im Publikum feiern will und übergibt das Langholz an Sören, der ab da bis zum Ende Bass spielt.
Ein
paar Songanfänge geraten etwas holprig, was auf leichte Konzentrationsmängel
zurück zu führen ist, denn zwischen den Songs wird der eine oder andere Scherz
geklopft. Das fällt aber nicht weiter ins Gewicht, denn der moderne Thrash
Metal der Kombo mit knackigen Riffs und Ohrwurmrhythmen treffen den Nerv. Und für
den Rest sorgt die sympathische und (vor allem die Herren) fesselnde
Ausstrahlung von Britta, die sich ein paar Mal den Annäherungsversuchen eines
doch ziemlich angetrunkenen Typen erwehren muss, sich aber zum Glück nicht die
Laune verderben lässt. Dieser fällt leider auch im Weiteren negativ auf, da er
sich nicht auf das Luftgitarrespielen am Bühnenrand beschränken kann, sondern
die auch noch mehrmals betritt und einmal drauf fällt und dabei den Mikroständer
von Gitarrist Christian mit sich reißt.
„Black Terra“ gerät zu einem kleinen Triumphzug, denn da wird ordentlich
mitgebrüllt, und auch der neue Song „Slowly Beaten Hate Machine“ kommt gut
an. Da ist es kein Wunder, dass stürmisch eine Zugabe gefordert wird. Cripper bekommen das okay, und nach einer Danksage an die Gastgeber
werden die Helden von Testament mit „Disciples“ geehrt.
Setlist: Sun; Colour: Black – Wake Up Dead – Fire Walk With Me – Trapped – Masquerade – Break Out – Dreams Your Master – Short Cut – Black Terra - Slowly Beaten Hate Machine II Disciples
Nach kurzer Umbaupause entern dann die Jungs und das Mädel von Reckless Tide die Bühne. Frontmann No.1 Kjell begrüßt die Anwesenden und erklärt, dass man sich fünf neue und fünf alte Stücke ausgesucht habe und er hoffe, dass auch die Neuen Gefallen finden werden. Dann geht es mit „Madness Within“ los, das aber schon gar nicht mehr so neu ist, denn das hatte die Band schon auf dem letztjährigen Wacken Open Air vorgestellt. Frontmann No.2 Andrew entschuldigt sich gleich nach dem ersten Song, dass er nicht so heftig moshen kann, wie er möchte, weil er heftige Kopfschmerzen hat. Der Arme sieht auch wirklich nicht sehr gut aus, und stellenweise muss man wirklich Angst haben, dass er gleich den Klappmann macht. Trotzdem zieht er den Gig bis zum Ende durch und gibt alles, was er kann.
Nachdem man sich bei „Death Train“ richtig schön warm gestampft hat, gibt es mit „Evolution“ einen richtigen Kracher auf die Ohren. Er beginnt mit coolem Drumming, ehe die anderen Musiker einsetzen und die Geschwindigkeit ordentlich angezogen wird. Das Herzstück ist der Refrain, der wirklich im Ohr hängen bleibt. Hier zeigt sich auch schon, dass Kjell ungeheuer an seinem Gesang gearbeitet hat. Die klareren Passagen kommen kraftvoll, aber ohne dass sich seine Stimme überschlägt. Auch bei „Vicious Circle“ bleibt die Stimmung auf hohem Level, und die Jungs in der ersten Reihe lassen ihre Haare kreisen. Aber auch weiter hinten geht es ordentlich zur Sache, so dass es noch ein bisschen wärmer wird, ehe irgendwer ein Einsehen hat und die Ventilatoren anschaltet. „Desperation“ kündigt Kjell als Song an, den man Jahre lang als ersten Song auf Gigs gespielt hat, und auch hier zeigt sich, dass er seine Stimme gut unter Kontrolle hat, während Andrew sich wirklich quälen muss. „The Preacher“ fällt danach durch die Gesangsvariationen auf, die etwas Frisches in das Set bringen.
Der
Reigen geht munter, und schon wird mit „Corrupted“ der letzte Song
angestimmt. Die Band gibt noch mal alles, wobei vor allem das Grimassenspiel von
Gitarrist Olli und die Luftgitarrenakrobatik von Kjell sehenswert sind! Aber natürlich
dürfen sich die Sechs nicht so einfach von der Bühne stehlen. Ohne Zugabe wird
ihnen kein Platz gemacht. Und so wird noch mal zwei Songs lang ordentlich
gethrasht, ehe die Instrumente verstummen und es mit Musik aus der Konserve
weitergeht.
Auch wenn meine Lieblingstracks - die etwas „andersartigen“, nicht
offensichtlich thrashigen Stücke – heute nicht zum Zuge kommen, ist es ein
gelungener Abend. Die neuen Stücke fügen sich gut in das Gesamtkonzept ein,
und die Performance ist stimmig, auch wenn sich ein paar kleine Spielfehler
einschleichen. Einzig an den Ansagen könnte Kjell noch ein bisschen feilen.
Setlist: Madness Within – Death Train – Evolution – The Hunt – Vicious Circle – Desperation – The Preacher – Self Destruct – Misery – Corrupted II I´m The Law – Demons & Dictators
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