HOKUM – "NO ESCAPE"

Red farm records/ VÖ: Januar 2006

 

Mal wieder kommt ein Album aus meinem eigenen Postleitzahlenbereich in`s Haus geschneit (eigentlich ist das Dorf ja direkt um die Ecke von meinem eigenen, theoretisch hätten die Jungs die CD auch persönlich vorbeibringen können, hehe).
Nun ja, wenn so was „einheimisches“ in`s Haus geflattert kommt, bekommt man es ja im Normalfall mit der Angst zu tun, dass es sich um eine Low-Budget- Produktion irgend einer Möchtegern- Band handeln könnte. Aber bei „Hokum“ ist dies zum Glück nicht der Fall. Im Gegenteil. Das Album ist in jeder Hinsicht vollwertig. Es fängt beim Bandlogo an, wird fortgeführt bei der Aufmachung des Albums und dem Cover.

Zwar enthält das Album nur 6 Tracks, aber diese sind dafür voll auskomponiert (das längste Stück ist 6 Minuten lang), so dass man am Ende doch schon eine ganze Weile was zu hören hat. Die Band spielt eine Mischung aus Death- und Thrash- Metal, wobei glücklicherweise die Death- Elemente weit überwiegen. Und außerdem finde ich, dass das Album auch viele Elemente aus dem Old-school-Metal enthält, die der Sache sehr gut tun. Da wären zum Beispiel viele recht knifflige, aber sauber gespielte Gitarrensoli (also kein Geschrammel, sondern perfekt gespielte und auskomponierte Soli, die dem Ohr wirklich gut tun), und auch der Gesang ist kein typisches Death- Growling, sondern trotz der tiefen Stimme des Vokalisten Benjamin einigermaßen verständliches Shouting. Glaubt es mir, in manchen Songs versteht man sogar die Lyrics, ohne im Booklet nachlesen zu müssen.

Was ich an dem Album auch loben möchte, ist die Tatsache, dass sich die einzelnen Instrumente nicht zu einem Brei vermischen, sondern dass man jedes einzelne Instrument ganz klar von den anderen separieren kann. Es gibt in wirklich keinem Song überladene Stellen, sondern immer wieder werden spezielle Instrumente in wichtigen Parts klar abgetrennt in den Vordergrund gerückt. Das tut der gesamten Klangqualität des Albums natürlich unheimlich gut. Es ist ein Hörgenuss sonder gleichen, wenn man die vielen virtuosen Gitarrenriffs und – soli klar heraushören und somit geniessen kann. So kommt es dann, dass man eben auch ganz klar heraushört, wenn Lead- und Rhythmus- Gitarre kurzzeitig genau das selbe Riff spielen, oder wenn der Bass mal eine besonders kreative Linie hervorzaubert.

Während die ersten 3 Songs des Albums zwar bereits schon durch die gerade genannten Qualitäten glänzen, aber trotzdem in Sachen Songwriting trotzdem noch als Understatement von Hokum zu bezeichnen sind, geht es beim vierten Track „The god within“ so richtig ab. Dieser Song haut so richtig hammermäßig rein. Da gibt´s kein Entkommen vor den wuchtigen Gitarrenriffs und der ausgefeilten Komposition. Der Refrain bleibt sofort im Gehörgang hängen und hat sogar ein paar rockige Attitüden. Auf jeden Fall hat dieser Track mit Sicherheit die besten Live- Qualitäten. Und auch die Lyrics sind nach meinem Geschmack. Da sie kurz  und prägnant sind, kann ich sie ausnahmsweise mal zitieren:
„For all the wounds that have never healed/ for all the thoughts that will not be revealed/ for all your leaders you like to follow/ for all your truths so fucking hollow/ Rise/ Fight/ Fall/ Fail /…. For all the memories you lock inside/ for all the pain you permanently hide/ for your role burnt in your skin/ raise yourself to the god within”.
Dabei wird der Refrain “Rise… fight… fall… fail” mit so einer Wucht heraus geschmettert, dass einem Hören und Sehen vergeht. Eins A !!

Danach brauch man unbedingt eine Pause in Form von etwas Langsameren. Und dies kommt in Form des Anfangs von „The loving father“ daher. Beim Beginn des Songs und auch immer wieder während des Tracks (der immer wieder durch richtig schwere gitarrenlastige Death- Passagen unterbrochen wird) wird also die melodiöse Seite des Hörers bedient, obwohl dies lyrisch aber keineswegs etwas romantisches an sich hat, eher etwas sehr tragisches. Aber mehr möchte ich euch über die Lyrics dieses Songs nicht verraten, die müsst ihr für euch selbst entdecken und verdauen.
Und mit genauso schwerer Kost, was die Lyrics betrifft, geht es im 6. und letzten Track „The beloved ones“ weiter. Da traut sich eine Band mal, gewisse Themen anzuschneiden, ohne dass dies gleich in so platte Lyrics ausartet wie auf manch anderen Death- Metal- Scheiben.
Und obwohl die ersten 3 Songs songwriterisch noch nicht so sehr hervorstechen wie der 4. und 5., lohnt es sich auch da trotzdem, einmal die Lyrics genauer zu studieren und für sich selbst zu interpretieren. Vor allem die von „Manticore“.

Auf jeden Fall wächst hier eine Metal- Hoffnung heran, die, wenn es die Jungs geschickt anstellen, weit kommen können. Ihr müsst euch echt mal die Mühe machen, irgendwo in „The god within“ reinzuhören (oder gleich in`s ganze Album)! Es lohnt sich auf jeden Fall!

Anspieltip: „The god within“

6,5 von 10 Punkten                                                          Review von Twilightheart

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