Nebelmythen – „Morgennebel“
VÖ: August 2005/ Eigenproduktion/ Helion Studios
Geht euch das auch manchmal so?
Ihr seht ein CD-Cover und lest den Titel des Albums, und ohne irgend etwas über
die Band oder die Musik zu wissen, hat man nur aufgrund des ganzen
Erscheinungsbildes eines Albums das Bedürfnis, es sich unbedingt sofort anhören
zu müssen. Eben weil das Cover-Artwork den Betrachter in seinen Bann zieht oder
der Titel die Fantasie anregt. So ging es mir vor Jahren mit Vintersorg`s Album
„Ödemarkens Son“ und jetzt erneut mit dem Werk „Morgennebel“, welches
die hier in Bayern heimische Band „Nebelmythen“ eingeschickt hat. Das Cover
(welches dem Titel gemäß natürlich morgendlichen Nebel über den Wäldern
zeigt), wenn man es auf sich wirken lässt, übt einfach eine eigenartige
Faszination auf mich aus. Die notorischen Langschläfer unter euch zwar nicht,
aber einige von euch werden sicher das Gefühl kennen, Sonntag morgens als erste
und einzige Person den Weg zu den Wäldern zu finden und dort ganz allein zu
sein, mit sich... mit der Natur... und das ganze dann noch im grauen Herbst,
wenn sich der Nebel über die gefallenen Blätter legt und ein Bild der puren
Faszination ergibt.
Auf diese Weise hat das Cover also meine Neugier geweckt und schon beim Einlegen
des Demos war ich mit fantasieren beschäftigt, ob ich nun wohl sanfte Klänge a
la Clannad zu hören bekomme, oder doch etwas pagan-lastiges, oder gar
kreativstes a la Dornenreich. Eine Mischung aus letzteren beiden gepaart mit
etwas ganz Eigenem im Stil trifft es wohl am ehesten. Doch die ersten rauen Töne
haben mich erst mal brutal aus meinen Vorstellungen gerissen. „Sinfonischer
Black-/ Death-Metal“ war mein erster Gedanken, weil einem erst mal alle
Instrumente inklusive eines schrecklichen Drum-Computers um die Ohren gehauen
werden... ein jaulendes Keyboard, ungeduldige Gitarren usw. und eine aggressive
Stimme. Doch bei näherem Hinhören muss man sagen, dass diese Musik in keine
Schublade passt, und Black Metal ist es schon gar nicht.
Nach dem ersten lauten Schock tritt dann aber alsbald doch das Melodische, was
Cover und Demo-Titel versprechen, aus dem Chaos hervor und manifestiert sich vor
einer Mauer aus schnellen, leidenschaftlichen Klängen und (endlich mal wieder)
deutschsprachigem Gesang. Dieses Ganze, sich alsbald mit der Grundmelodie sehr
tief in`s Hirn fressende Stück heißt „Stummheit“ und ist endlich mal
wieder Musik, die sich klar von dem sonstigen Einheitsbrei auf dem Markt
abgrenzt. Etwas ganz Eigenständiges, was unbedingt gehört werden muß... ganz
besonders von Freigeistern, die kreative Abwechslung lieben.
Denn auch im zweiten Stück „Verrat“ gibt´s keinerlei Monotonie, sondern
ein Feuerwerk aus Klängen, sowohl rauen, schnellen, als auch melodischen,
leidenschaftlichen, während die Lyrics in Dir ihre ganz eigene Wirkung
entfalten und Dir eine Geschichte des Verrats erzählen.
Der Track geht beinahe nahtlos in das mid-tempo-Stück „Isengard“ über, was
nun noch etwas wuchtiger und tragender rüberkommt, so dass die Lyrics besser
zur Geltung kommen, als wenn sie von zu schnellen Gitarreneskapaden untermalt
werden (wie z.B. im 2.Stück). Die Lyrics in diesem Track sind auf ihre Weise beängstigend
(aber hört es euch selbst an, ich will nicht zu viel verraten), zumindest
schafft es der Sänger der Band, dies so rüberzubringen, dass einem das Blut in
den Adern gefriert, weil er in dem Moment, als es aufgenommen wurde, alles so
gemeint hat, wie er es gesungen hat.
Und dann folgt als Abschluss noch das aufwühlende „Der Tag“, was jetzt zwar
weniger variierte Elemente enthält, sondern eher solide daherkommt mit noch
einmal rohem Gesang und ein paar melodischen Gitarreneinbrüchen, was das kurze
Demo schön abrundet.
Zusammenfassend muss man sagen, dass Fans des Old-school-Thrash sowie überzeugte
Black-Metal-Fans die Finger hiervon lassen sollten. Für Fans des
deutschsprachigen, experimentellen Death ist dies schon eher was. Aber am
passendsten ist es für die Kreativsten unter euch, die sich allem, was das Hirn
und die Fantasie in Form guter Musik anregt, hingeben können, und wenn sie es
trotzdem rau und mystisch mögen. Eben gut für jene unter euch, die mal was
anderes hören wollen, neue schöpferische (bzw. bei Bedarf zerstörerische)
Gedanken-und Melodiegänge. Wer zum Beispiel „Dornenreich“ mag, ist auch für
„Nebelmythen“ reif.
Ansonsten hört doch einfach bei Gelegenheit mal rein, um zu entscheiden, ob`s
was für euch wäre. Ich persönlich werde mir die CD mit Sicherheit noch
etliche Male reinziehen.
6 von 10 Punkten / www.nebelmythen.de (Review: Twilightheart)
Und nun um der herausragenden Lyrics willen hier einmal der Text des Songs „Stummheit“, damit ihr ihn auf euch wirken lassen könnt:
Stummheit Auf
feuchtem Laub ein Leib erlag |