Andem – "Doch' Lunnogo Sveta"

Irond Records/ VÖ: 5. April 2009

Ein wunderschönes Cover ziert das Album „Doch’ Lunnogo Sveta“ (der Englische Titel „Moonlight Daughter“ ist auf dem Cover mit angegeben) von Andem aus Russland. Allerdings erinnert das ganze Artwork ganz ganz stark an Nightwish, vom Motiv her und von der Art der künstlerischen Umsetzung. Und da bei Andem eine Frau singt, habe ich die große Befürchtung, dass das Album vielleicht ein weiterer Nightwish-Abklatsch sein könnte. Also: CD in den Player und einfach mal wirken lassen!

Sinfonische Keyboardklänge eröffnen das Album, im Hintergrund choraler Gesang, der aus einer Oper hätte stammen können, dazu eine paar schwere Gitarrenriffs, die Akzente setzen. Also doch Nightwish? Der Anfang suggeriert es. Doch dann... ein Themenwechsel. Zwar bleiben die Gitarren heavy, werden höchstens schneller, doch spätestens als sich der Gesang hinzugesellt, ist klar, dass Andem hier doch ihr eigenes Ding durchziehen. Der Gesang von Frontfrau Yuliana ist russisch-sprachig, ab und an von den männlichen Kollegen im Hintergrund unterstützt. Doch wer jetzt hofft, Musik in der Art von Arkona geboten zu bekommen, wird ebenfalls enttäuscht. Denn die russischen Elemente in den Harmonien sind extrem gering gehalten, obwohl sie ab und an natürlich durchdringen. Vorwiegend ist alles sehr mainstreamig, fast rockig. In der Instrumentierung und den Harmonien kommen des öfteren epische Elemente durch (vorwiegend durch heroische, tragende Synthesizer-Melodien), würde man das Ganze auf Englisch hören, würde man es wahrscheinlich als Epic-Rock abtun (und an einigen Stellen sind Parallelen zu Nightwish dann doch nicht völlig abwegig). Doch durch den russischen Gesang ist das Gesamtpaket Andems tatsächlich nicht so einfach kategorisierbar, denn die Sängerin hat diesen typischen russischen, durchdringenden, leicht melancholischen, trotzdem stolzen Klang in der Stimme. Und obwohl die Musik auch für Nicht-Russen leicht zugänglich ist, repräsentiert die Frontdame durch ihren enthusiastischen, ungekünstelten Gesang doch trotzdem hervorragend ihr Volk (und wenn man den Klang dieser Sprache mag, kommt man hier sowieso auf seine Kosten).
Offiziell wurde das Ganze als „Melodic Gothic/ Power Metal“ bezeichnet, wobei ich persönlich keinerlei Gothic-Elemente raushöre (das zum Teil schwermütige Gefühl, was von Zeit zu Zeit nicht zu verleugnen ist, kommt meiner Meinung nach durch die typisch russische, melancholische, nah am Moll-Bereich angesiedelte Art zu singen zustande, wie man sie selbst bei Ivan Rebroff findet, der ja nun auch nicht unter „Gothic“ rangiert).

Ab und an wird es allerdings zuviel des Guten, was die epischen Elemente betrifft, manchmal sind sie zu aufgesetzt, streckenweise auch simpel gehalten oder dann wieder zu übertrieben. Oftmals aber auch ansteckend und kurzzeitig mitreißend. Wie auch immer, ich freue mich jedes Mal, wenn der Gesang wieder einsetzt und hätte mir gewünscht, die selbe Dame würde echten russischen Folk singen, was mit Sicherheit traumhaft klingen würde. Aber gut, vielleicht bringt das „internationale“ Flair des Songwritings der Band doch mehr Aufmerksamkeit, man wird sehen.

Was die Qualität der Aufnahme/Produktion des ca. 45-minütigen Werks (bestehend aus 10 Songs) betrifft, so gibt es absolut nichts auszusetzen. Da ist alles optimiert, es geht klanglich runter wie Öl, sehr angenehm, alles sauber aufgenommen und akkurat überarbeitet. Auch in den sehr virtuosen, vollgepackten Passagen gibt es keinen Soundbrei oder andere Nachlässigkeiten. Und wie bereits angedeutet, hat man sich auch mit der Gestaltung des Albums Mühe gegeben und auf ein für die breite Masse ansprechendes Covermotiv Wert gelegt (die durchweg russischen Titel wurden jeweils auch immer in englischer Übersetzung mit angegeben).
Für Fans von „Within Temptation“ oder „Epica“ sind „Andem“ aber auf jeden Fall der richtige Tipp.

Anspieltipp "Molitva" (Prayer)                                                                  6,7 von 10 Punkten

Review von Twilightheart

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