Atomwinter – "Atomic Death Metal"

Eigenproduktion/ VÖ: 13. April 2012

Atomwinter! Verdammt, warum sprießen die ganzen guten Bands gerade aus der Erde wie Spargel zur Saison? Death Metal der alten Schule wird wieder großgeschrieben, und das nicht nur in schwedischen, polnischen oder amerikanischen Gefilden. Deutschland erweist sich mit Bands wie „Revel in Flesh“, „December Flower“ und „Beyond“ als nicht minder mächtig. 
Aber auch die Göttinger „Atomwinter“, deren Demo schon meine Ohren geweckt hat, zupfen Engelsharfen für den Liebhaber der brachialen Einfachheit. Von besagter Demo haben es immerhin zwei Tracks auf das Album geschafft, die weiteren Werke stehen der eigens hochgelegten Messlatte aber definitiv in nichts nach:

Wunschlos glücklich darf man schon nach den ersten Tönen sein. Bedrohliche Cellotöne läuten den ersten Riff von „Sentinels of Doom and Horror“ ein, der, von einem ersten Grunzer unterbrochen, in  wilde Raserei übergeht. Die Mitte des Songs bestimmt gedrosseltes Tempo. Und alsbald taucht dann auch eine wunderschöne Doom-Passage auf, nach der das Spiel von neuem beginnt. Perfekter Einstieg. Asphyx lassen wieder’mal grüßen. Dass die Herren daraus keinen Hehl machen, tut dem ganzen nicht im Entferntesten einen Abbruch.
Mit Uffta-Uffta-Takt und deftigen Double-Bass-Attacken tobt danach „Ghouls of the Pit“, der ein Feeling von Grave aufscheinen lässt aber ebenso Eigenständigkeit im Melodiestrang erkennen lässt. 

„Entering the Gates“ hingegen ist dann der „Hit“ des Albums. Perfekt ausgearbeitetes Songwriting und Arrangement beweisen hier die Potenz von Atomwinter. Riffs aus der Hölle, ein bestechender Groove, tobende Growls. Was will man mehr? Dazu ein Sing-a-long-tauglicher Refrain und der nach 2 Minuten einsetzende Schredderpart, den hätten Asphyx sicher auch gerne auf ihrem Album gehabt (Apropos: Zufällig lief bei mir dieser Song im Shuffle-Modus direkt nach „Deathhammer“ von Asphyx. Passt perfekt zusammen). 
Im Anschluss, das von der Demo her bekannte „In Remembrance of Death“, welches vor allem eines klar macht: Midtempo ist eine Macht! Ohne schnelle Frickelriffs und Blastgranaten erreicht dieses Meisterwerk langsamer und simpler viel mehr Brutalität als es mit angesprochenen Technikbeweisen gelingen könnte. 

„The Crypt is Calling“ reizt einen durch das (erneut simple) Schlagzeug, das den perfekten Groove, Stampfattacken und Double Bass-Parts miteinander kombiniert und dadurch den Song zu einer treibenden Kraft vorantreibt. 
„Howling Wind of Sorrow“ hingegen stellt sich dann eher als „Filler“ auf dem Album heraus und nicht wie die Songs zuvor als „Killer“.
Macht aber nichts, denn „Hordes of Desecration“ wartet dafür mit dem schon fast trademark-anmutenden Stampfpart auf und kokettiert mit einer Mixtur aus langsamen Akkorden plus Blastparts. Die Alte Schule steckt in diesem Song wie in keinem anderen. Großartiges Tribut an die Einfachheit. 

Zackig verläuft der Einstieg in „Desecration of Dead Bodies“. Hier ist das Riffing ein wenig abwechslungsreicher. Dennoch dominiert erneut Bolt-Thrower-Double-Bass und fiese Groove-Rhythmik nebst simpler Auseinandersetzung mit altbekanntem Gitarrengrundton. Dass Atomwinter keine begnadeten Solo-Gitarristen im Kader haben, macht zwar im Grunde nichts, doch hätten sie es bei dem kurzen Lick-Zwischenspiel beherzigen sollen und das Mini-Solo außen vor lassen sollen. Allzu passend war das nicht gerade.

Abschluss für das Album ist der ebenso von der Demo bekannte „Necrotic Way of Life“ welcher blastend und akkordbedacht eine leichte Attitüde von Black Metal ins Gefecht bringt und schwer und düster das Album gegen Ende noch’mal auf einen Nenner bringt, welcher auch schon in der Bloodbath-Debüt-Ep seinen Platz gefunden hat: „Brutality comes through Simplicity“.

Atomwinter sind eine ernstzunehmende Gruppe, das haben sie mit ihrer fetten und trotzdem furztrockenen Produktion bewiesen. „Atomic Death Metal“ ist nicht nur des Namens wegen ein Statement. Hier findet sich ansprechender Death Metal, der Songs beinhaltet, die ins Ohr gehen und sich dabei auf das berufen was Death Metal ausmacht. Fiese Vocals, die nicht in der Unverständlichkeit Schutz suchen sondern straight voran preschen. Gitarren, die böse klingen. Gitarren, die brutzeln und metzeln. Vom ersten bis zum letzten Ton. Dazu ein pumpender Bass, der Druck macht und ein Schlagzeug welches rumpelt und einschlägt wie eine Bombe. Selbstmord durch Technikangebereien finden sich hier nicht. Hier werden keine Sweep-Soli-Abenteuer und 16/29el-Takt-Frickeleien vom Stapel gelassen. Im Gegenteil: Hier wird Death Metal gemacht. So wie er zu sein hat. Kauft euch die Scheibe, seht euch diese Band an, das Geld ist gut investiert!

Anspieltipp: "Entering the gates"                                                      Punkte: 9 von 10

Review von Surtr

Atomwinter live 2012:

 

<<<zurück zu den "Reviews"

 

besucherzählerXStat.de