Adorned Brood – "Noor"

Black Bards Entertainment/ VÖ: 21. November 2008

Aha, wieder ein Viking-Album! Zumindest lässt das Cover des Albums „Noor“ keinen anderen Schluss zu. Und das von Adorned Brood, die es inzwischen tatsächlich schon seit 15 Jahren gibt und denen deshalb wohl Dank gebührt, weil sie den ganzen Weg des Aufschwungs der Pagan-Szene mitgegangen sind. 
Auf dem Cover von „Noor“ prangt ein gemaltes Wikingerschiff auf hoher See. Das  Album beginnt auch tatsächlich mit einer melodischen Odyssee über’s Meer, die sich überschlagenden Wellen vermischen sich mit einer angenehmen Melodie. Was danach folgt, ruft gemischte Gefühle in mir hervor. Das Album beginnt ungestüm. Ein thrashiger Hintergrund mit viel Gitarrengetümmel dominiert den ersten Song „Storm“. Soweit ist dies alles nichts besonderes, und auch die Stimme des Vokalisten ist nicht wirklich außergewöhnlich. Aber andererseits wartet dieser Song in den melodischen Unterbrechungen zwischen dem Rasanten mit einigen eingängigen Melodien auf, die den Song wirklich zu einem echten Viking-Song machen, zumal sogar flötenähnliche Töne zum Einsatz kommen (der Makel dabei ist, dass eben diese Momente viel zu schnell vorbei sind). Doch gitarrenlastig unterlegte Kreischpassagen gewinnen immer wieder die Oberhand. Stilmixe können zwar toll sein, aber in diesem Song stört es einfach, weil zuviel auf den Hörer einwirkt, wodurch der Song einfach einen überladenen Eindruck vermittelt.
Der dritte Track „Am Grunde des Meeres“ ist zum Glück etwas anders. Zwar mischen sich auch hier ab und an derbe Gitarrenriffs mit ein, die im Death Metal besser aufgehoben wären, aber ansonsten handelt es sich um eine Mitsinghymne, die in den Midtempo-Teilen vom Gesang her an Korpiklaani erinnert (nur eben auf deutsch), was durch eine ultra-kurze Humppa-Einlage noch bestätigt wird. In diesen Teilen gibt es sogar klaren Gesang, das Mitsingen der Fans bei Live-Gigs scheint garantiert zu sein. In den schnelleren Parts gibt es wieder mehr Riffing und Gekreische, was meiner Meinung nach dem Song wieder einen ordinäreren Touch gibt. Es hätte mir besser gefallen, wenn der Song durchgehend im Midtempo-Hymne-Stil gehalten wäre.
Beim vierten Song werde ich zu Beginn an Eluveitie erinnert, weil viel wilde, ansteckende Instrumentation auf mich einwirkt. Hier kommt zum ersten Mal der stimmliche Einsatz des einzigen weiblichen Bandmitglieds zum Einsatz (zumindest bleibt anzunehmen, dass sie es ist, da im Booklet ansonsten nichts von einer weiteren Gastsängerin vermerkt ist), was den Song erheblich aufwertet. Das dann wieder von der üblichen männlichen Kreischstimme gekrächzte „Sons of the damned“ im Refrain wirkt aber eher überdreht und zu affektiert. Auch hier ließ sich eine Einlage des bandeigenen Gitarrenteufels nicht vermeiden. Aber die fast melancholischen Brücken, die zwischen den Liedteilen geschlagen werden, entschädigen durch ihre schöne Melodieführung etwas. Unverständlich bleibt, warum die weibliche Stimme nur zu Beginn und ganz am Ende des Songs laut zu hören ist und im Mittelteil stark in den Hintergrund gerückt ist (und das auch nur im Refrain). Der Dame den Lead-Part zu geben, hätte den Song sicher zu etwas ganz Besonderem gemacht. 
Vom Titeltrack erwartet man ja im allgemeinen etwas mehr als von anderen Songs. Aber „Noor“ enttäuscht ziemlich. Gitarrengeschrammel und zielloses Gekreische gehen mir beim Hören schon bald auf die Nerven, lediglich die zeitweise eingespielten Männerstimmen mit cleanem Gesang und die flötenhaften Untermalungen können diesem Song ein kleines besonderes Extra geben.
Lyrisch handelt das Album einfache Themen ab, die jeder verstehen dürfte. Die meisten Texte passen zum Cover (Wikinger ziehen in den Krieg, Gefahren und Trinklieder auf See, der Glaube der Krieger und die Ahnung vom nahenden Tod usw.). Insgesamt enthält das Album (mit Intro) 10 Stücke, von denen 5 länger als 5 Minuten sind.
Man muss zwar sagen, dass die Band um Abwechslung bemüht ist und die Musiker sicher einiges draufhaben und live wahrscheinlich viele Pagan-Fans zu lautstarkem Mitgrölen animieren können, einfach durch die gleichmäßig verteilten hymnenhaften Wikingerthemen, aber ansonsten will bei mir der Funke bei dem Album nicht überspringen. Das Album ist nur was für „Viking-Metal“- und Pagan-Fans, die wirklich jedes Album des Genres brauchen. Besondere musikalische Highlights oder etwas wirklich Einzigartiges fehlen dem Album. Aber das war vielleicht auch nicht die Absicht dahinter. Falls das Album dazu gedacht war, eine passende Hintergrund-Musik für’s nächste Trinkhorn-Saufgelage zu liefern, dann ist es sicher ein Treffer in’s Schwarze.

Anspieltipp: "Sons of the damned"                                                                          Punkte: 6 von 10

Review von Twilightheart

 

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