Andras – "Iron Way"
Einheit Produktionen/ VÖ: 28. Juni 2008
Das Erzgebirge hat ja so einige hervorragende Bands hervorgebracht. Mit „Andras“ tat sich mir nun eine weitere auf. Endlich... nachdem es sie schon weit länger als eine Dekade gibt und sie schon etliche Studioalben veröffentlicht hat. Wie kommt es nur, dass so eine Band jahrelang an mir vorbeigehen konnte, ohne dass sie mir aufgefallen ist? Nun, wahrscheinlich weil sie nie bei einem der Festivals gespielt hat, auf denen ich war. Außerdem lese ich keine Reviews anderer Magazine, damit ich wirklich durch nichts beeinflusst werde, wenn ich selbst etwas zu einer Promo schreibe, auch nicht unbewusst. Das rächt sich nun. Denn der Kommentar irgend eines Rezensenten, dass die Stimme des Sängers von „Andras“ genau wie die von „Vintersorg“ klingt, hätte sicher gereicht, damit ich mir das Album besorge, und sei es nur, um das Gegenteil zu beweisen. Doch
von vorne! Wie gesagt kannte ich die Band wirklich gar nicht, als die Promo bei
mir eintraf. Da das Cover wie eins dieser typischen Wir-sind-im-Überfluss-da- Möchtegern-Pagan-Bands
aussah und der Bandname nicht wirklich eine Assoziation zu einer Wortbedeutung
in mir hervorrief, legte ich die Promo erst’mal beiseite. Dass in der CD-Hülle
ein Juwel warten könnte, auf die Idee kam ich gar nicht. Viele Songs sind unglaublich episch gehalten und trumpfen vor allem durch den klaren, hingebungsvollen Gesang auf, der die tiefgehenden Melodien vieler Songs mit großer Ausdrucksbreite unterstützt. Das Keyboard kommt häufig zum Einsatz, wirkt aber gelungenerweise nicht zu dominant. Die progressiven Gitarrenriffs können oft genug die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Genauso wie der Gesang von Ecthelion. Vor allem im Song „Kreuzweg“ geht die Emotionalität in den lang ausgesungenen Worten, die eine Lyriczeile beenden, sehr unter die Haut. Fast stört es, dass der klare Gesang in vielen Stücken durch Growlgesang unterbrochen wird. Das Growling ist natürlich essentiell in vielen Bereichen des Metal, schon klar, wobei er auf diesem Album zum Beispiel aber wirklich nicht unbedingt nötig gewesen wäre (Bands wie Menhir, die fast vollständig davon Abstand genommen haben, haben ja bewiesen, dass es auch ohne geht). Natürlich unterstützt der Growlgesang trotz allem die bedrohliche Stimmung in etlichen Passagen der Songs. Nach einem Einspieler vor Beginn des 6. Tracks „Infested“, der eine furchterregende Begegnung zwischen Bestie und Mensch im nächtlichen Wald darstellt, ist das jagende Riffing mit keifendem Gesang natürlich sehr passend positioniert. Lyrisch geht es um die Wälder des Erzgebirges, alte Sagen, die sich hierum ranken, aber auch um tatsächliche historische Geschehnisse. Hierbei wurde nur der Song „Dunkelwald“ auf deutsch verfasst, alle anderen auf englisch. Was auch besonders positiv erwähnt werden muss, ist die Gestaltung des Booklets. So geht den abgedruckten Lyrics jedes einzelnen Songs eine kurze Schilderung voraus, aus der man entnehmen kann, wie die Songtexte dann damit in Zusammenhang stehen. Entweder sind es Auszüge aus Reiseberichten, eine Zusammenfassung einer alten Sage oder eines geschichtlichen Ereignisses. Somit kann man die Lyrics voll und ganz erfassen (nicht nur in der eigenen Interpretation, sondern auch so, wie sie vom Poeten gemeint sind). In Verbindung mit den Hintergrundfotos, die mit Sicherheit alle aus dem Erzgebirge stammen, hat man das Gefühl, auch visuell auf eine Reise durch das Album geschickt zu werden. Zusammenfassend
kann man sagen, dass jeder einzelne Song sehr eingängig und melodisch ist und
sehr angenehm in Erinnerung bleibt. Anspieltip „Kreuzweg“ 9 von 10 Punkten Review von Twilightheart
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