Arranged chaos – "As time goes by..."

Painkiller Records - VÖ: 9. Juli 2010

Mit wunderbaren Synthesizer-Klängen, die Piano und Cello imitieren, beginnt das Album „As time goes by...“ von Arranged Chaos und beinahe wünscht man sich, dass das epische, hochmelodische Gefühl noch eine Weile aufrecht erhalten wird. Doch Album-Titel, Covergestaltung und Intro trügen unglaublich. Denn bei dieser Band aus Sachsen handelt es sich mitnichten um eine epische Band. Death Metal (mit Metalcore-Einschlag) ist bei den Leipzigern angesagt, die nach einer Demo in 2008 nun mit „As time goes by...“ ihr Debüt-Abum abliefern.

Schon beim ersten richtigen Song „Depending on a change“ wird einem ein Death-Brett um die Ohren gehauen, dass einem Hören und Sehen vergeht. Schlagzeug-Attacken ohne Ende, tonnenschwere Gitarrenriffs, die übel nachwirken und zuweilen eine extrem headbang-taugliche Taktung haben. Das Growling ist meistens tief-grunzig, wobei ab und an auch einfach Schrei-Growling eingebaut wird, was dann allerdings recht durchschnittlich daherkommt. Die tief gegrunzten Vocalparts stehen der Band besser zu Gesicht. 
Sollte ich mich geirrt haben mit der Annahme, dass die Band nichts Episches hat außer dem Intro? Tatsächlich schleichen sich in die Songs Passagen mit klarem Gesang ein, welche auch noch einen etwas melodischen Touch haben. Doch meist währen diese nicht lange, sondern werden im Normalfall, noch bevor man sich zu sehr an die melodischen Ausbrüche gewöhnt, durch brutales Geknüppel abgelöst und alle Instrumente brechen wieder gleichzeitig über die Gehörgänge herein. Ganz besonders fies sind ein paar getriggerte Drumsounds, bei denen das Trommelfell so richtig übel gefoltert wird. Wer es brachial mag, wird aber gerade auf diese Parts stehen. 

Wie im Metalcore wohl üblich, gibt es oftmals Themen- und Taktwechsel, bzw. viele Breakdowns (wem das wie mir, die sich erst mal kundig machen musste, kein geläufiger Begriff ist > so nennt man die künstliche „Verlangsamung“, derer sich Arranged Chaos oftmals bedienen, die Gitarren sind kurz still, bevor der nächste Ton zu hören ist, der Abstand zwischen den Riffattacken kann hierbei beliebig lang sein; außerdem ist das eine bestimmte Art, das Schlagzeug zu malträtieren... die Metalcore-Fans werden eh wissen, was gemeint ist). Somit kommt zwar die Abwechslung nicht zu kurz, aber gerade bei Arranged Chaos ist dies manchmal ganz schön harter Tobak, denn sie mischen wirklich alles ineinander, was nur geht. Da taucht inmitten des abartigen Gemörtels plötzlich kurz ein mitreißender Keyboardmelodie-Fetzen auf, der sofort wieder niedergeknüppelt wird, oder ein eher gediegener Gesangspart wird sofort durch heiseres Growling ersetzt, dann wieder drängt ein deathiges, dominantes Gitarrenriff an die Oberfläche, wandelt sich aber nur einen kurzen Moment später in thrashige, eintönige Saitenuntermalung oder wird direkt vom Schlagzeug übertönt. In irgend einer Textzeile brüllt man „This is chaos“ und das ist natürlich genau das, was dieses Album ausmacht. Ein chaotischer Mix, der die ganze Aufmerksamkeit des Hörers fordert, weil man sich niemals darauf verlassen kann, dass der Flow, in dem man sich gerade befindet, noch weitere Sekunden anhält. Den meisten Tracks kann man somit keinerlei Konzept anmerken, außer dass ständige Wechsel und immer wiederkehrende Nackenbrecher-Kombis auszumachen sind. 

Zu den Lyrics kann ich nichts sagen, da sie im Kontext nicht verständlich sind und mir die Texte auch nicht zugänglich sind. Die Produktionsqualität des Albums würde ich als relativ gut bezeichnen. Vieles wurde nachträglich „geradegerückt“, das ist nicht zu überhören, auch der Triggerklang ist zuweilen nervtötend, aber mit „echtem“ Drumming bekommt man soviel Brachialität wie auf diesem 35-minütigen Werk wahrscheinlich nicht zustande. 

Natürlich ist in „As time goes by...“ ganz viel Arbeit gesteckt worden und Ideenreichtum eingeflossen, zumindest braucht es mit Sicherheit unglaublich viel Getüftel, um die einzelnen Teile in der Art passend zu machen, dass sie einigermaßen zu einem Ganzen namens Song zusammengesetzt werden können. Aber in der Gesamtheit ist es unglaublich anstrengend anzuhören, Fans des Genres würden es sicher als intensiv bezeichnen. Der Einbau genrefremder Elemente gibt der Band sicherlich einen Wiedererkennungswert, die Frage ist nur, ob den Fans solcher Musik die fremdartigen Elemente gefallen, oder ob die Band nicht besser daran getan hätte, sich auf die Elemente zu konzentrieren, die bei den Metalcore-Fans schon etabliert sind. Die Zeit wird es zeigen. Fakt ist allerdings, dass da Potential ist. Es wäre interessant zu sehen, ob die Band live in der Lage ist, auch nur annähernd die Atmosphäre des Albums rüberzubringen. Aber wie auch immer, für Fans dieser Metal-Richtung gilt: reinhören und staunen, was hier alles zu einem musikalischen Unikum verwurstet wurde!

Anspieltipp: "Unexpressed Truth"                                                                                 Punkte: 7 von 10

Review von Twilightheart

 

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