Black
Metal aus Kanada, so richtig mag man da nicht an echte Konkurrenz zum
skandinavischen BM denken, aber gut, man will ja keine Vorurteile hegen.
Also führe ich mir das Album genüsslich zu Gemüte, da ich die Band auch noch
nicht kenne, habe ich keinen Vergleich zu den musikalischen Ergüssen der Band
aus der Vergangenheit. Außer
einer EP und davor einem Demo hat die Band auch noch nichts weiter veröffentlicht,
wie die Kurzrecherche ergibt.
Ich
lasse zuerst das Booklet auf mich wirken. Da hat man sich wirklich Mühe
gegeben, dem BM ein ansprechendes Design zu verpassen. Zeichnungen aus alten Büchern,
Phantasieskelette, alte Gemäuer und überraschenderweise nur ein einziger
entstellter Frauenkörper wurden als „Zierde“ auserwählt. Im Back-Inlay
findet sich ein okkultes Hendekagramm mit drei Pentagrammen in der Mitte.
Lediglich das Gepose für die Bandfotos wirkt bei einigen Bandmitgliedern zu
aufgesetzt und unecht.
Nun
gut. Ich studiere alsdann die Texte, die durchweg auf Englisch sind und vollständig
im Booklet abgedruckt sind. Die Geschichte des Antichristen wird folgerichtig
aufgearbeitet, hin und wieder mischt sich der Wunsch nach der Auslöschung der
Menschheit mit ein wenig Rest-Schmerz darüber, was aus der Welt geworden ist.
Die Suche nach Erkenntnis dringt ansatzweise durch, aber zumeist beherrschen
apokalyptische Themen und Gedanken die Lyrics. Vom Künstlerischen her hat es
eher wenig Gehalt, wobei die ein oder andere Zeile
schon fließend und mit gewissem Ausdruck verfasst ist. Nur in der
Gesamtheit macht es einen eher simplen Eindruck, was Wortwahl und Reime
betrifft.
Dann
hören wir mal, wie das Ganze vertont klingt.
Ein Schmiedehammer eröffnet das Album. Das habe ich zuletzt bei Thyrfing gehört.
Wie es zum BM passt, will ich nicht ergründen, aber zumindest ist die Idee mal
eine außergewöhnliche. Wirre Stimmen im Hintergrund und orchestrales
Durcheinander lassen verwundert aufhorchen. Sehr gelungen findet diese Art des
Intros den Übergang zum brachialen Black-Metal-Part des Albums, der mit
„Antichrist“ beginnt. Teils hetzendes Drumming, ultra-schnelles
Gitarrenriffing und nachträglich verfremdetes Growling, welches beinahe etwas
„blechern“ klingt, bestimmen diesen Track. Zwischen all dem ohrenbetäubenden
Getöse kommen die Einspieler besonders gut, in denen die Stimme (nun zum Tiefen
hin verfremdet) einzelne Sätze spricht (bzw. klingt es eher, als würde man
jemanden verfluchen). Nach ein paar wuchtigen Schlusstakten führt ein greller,
verzerrter Schrei zum 3. Track „Eruption“. In diesem ist das Tempo gemäßigter
und einzelne Akkorde rücken in den Vordergrund, genau wie einzelne virtuose
Gimmicks auf dem Schlagzeug. Die Gitarrenarbeit wird abwechslungsreicher, aber
in regelmäßigen Abständen setzt sich eine zügellose Raserei wie im Vorgängersong
durch.
„Desolate land“ ist einer der abstraktesten Songs des Albums. Nach einem
bizarren Intro, welches einige Töne enthält, die den selben Effekt haben wie
Fingernägel, die auf der Tafel kratzen, wird es mal schnell und beinahe
avantgardistisch, dann wieder finden sich ganz klassische Anleihen, ein sauberes
Gitarrenriff hier, eine leicht nachvollziehbare Tonfolge da, hin und wieder ein
mit melodischen Keyboard-Tönen unterlegter Gesangspart, der nicht ganz so
„wehtut“ wir die vorherigen. Später gesellt sich wieder die tiefere
Stimmvariante hinzu, um dem Song mehr Diabolisches zu verleihen.
Und
so zieht sich das Album dahin, leider wird das zwischendurch etwas langatmig.
Die Aufnahmequalität ist auch nicht die beste, lediglich der klar
herauskristallisierte Schlagzeug-Sound bedarf besonderer Erwähnung.
Allerdings vermag der vorletzte = längste Track des Albums noch einmal die
Aufmerksamkeit zu steigern. „Black War“ beginnt mit Schüssen im Regen,
Marschgeräusche und eine schwermütige Keyboardmelodie gesellen sich hinzu. Die
Keyboardmelodie, die manchmal beinahe heroische Anwandlungen hat, verselbstständigt
sich von Zeit zu Zeit und man möchte lieber ihrem Klang folgen als dem des
Gesangs. Doch leider wird auch dieser Track im Mittelteil zuweilen langatmig.
Erst besondere Effekte wie flüstern oder ein kurzes Schlagzeugfeuerwerk machen
den Hörer wieder achtsam, bevor der Song mit den selben Geräuschen wie zu
Beginn ausklingt.
Alles
in allem kann man zu diesem 44-minütigen Werk sagen, dass es für Fans des
melodischen BM sicherlich eine Abwechslung in der Sammlung sein könnte. Aber
wahrscheinlich eignet sich das Album eher dazu, es im Hintergrund zur
Unterhaltung laufen zu lassen. Bis auf einige kurze Passagen, die vorwiegend
durch besondere Effekte aufgewertet wurden, wird das intensive Hören des Albums
nicht wirklich Erfüllung bringen. Trotzdem ist Potential bei dieser Band
vorhanden, wenn sie sich noch etwas weiterentwickeln, könnte ein zukünftiges
Album bestimmt beachtenswerte Entwicklungen bereithalten.
Anspieltipp:
"Black war"
Punkte: 6,8 von 10
Review
von Twilightheart
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