ATOMWINTER – "ATOMWINTER"
Eigenproduktion/ VÖ: 2010
Die Band Atomwinter aus Göttingen wurde 2010 gegründet und konnte sich in ihrer Heimat durch einige Konzerte (mit unter anderem Debauchery, Spawn und Atmosfear) und ihre selbstbetitelte Demo bereits einen Namen machen. Unter diesen ja doch recht geläufigen Vorbedingungen erreicht mich eben diese Demoscheibe, die laut Selbstbeschreibung mein Old-School- Death- Metal-Herz höher schlagen lassen sollte. Ich bin gespannt, aber nicht voller Erwartungen, denn Death Metal der alten Schule gibt es ja nun doch leider wie Sand am Meer. Der Opener
„Burning Hate“ beginnt für mich schon mal vielversprechend, da er einen
erst'mal dreist auf eine falsche Fährte lockt. Denn zwar beginnt der Song mit
einem Intro, doch wer meint, dass hier erst'mal Zeit mit Kriegsszenerie und
Dunkelheit in Form von Retorten-Samples vergeudet wird, liegt falsch. Ganze
dreieinhalb Sekunden werden dem Cello-Intro geschenkt. Direkt danach wird sofort
erwartungsgemäß losgebolzt. Der zweite Song „Tunes of War“ setzt seinen Weg ebenso unbeschwert auf Panzerketten fort. Schön anzuhören die Strophenparts, die schön niederländisch rüberkommen und auch auf einem Song der „The Rack“-Scheibe hätten Platz finden können. Der erste Refrain wälzt sich dann doomig voran. Arg zäh und ekelig. Fast schon zu langsam meiner Ansicht nach, aber hier rettet die Lead-Schreddergitarre und macht den Part dann doch noch stimmig. Schön begonnen, doch viel passiert in diesem Song dann leider nicht mehr. Song Nummer Drei „Rememberance of Death“ setzt dann auch wieder stark auf die niederländische Todesmetallgießerei. Böse Harmonien verzieren den Song, mal geschreddert mal ausgeklungen. Dumpfe Doublebass-Passagen würzen das Ganze noch'mal zusätzlich ab und verleihen dem Song die düstere Atmosphäre die ihm gezwungenermaßen zusteht. Auf dem letzten Titel „Necrotic Way of Life“ darf sich dann das Schlagzeug erneut so richtig austoben. Blasts bestechen fast durchgehend diesen Metzler. Interessant hier der Pre-Chorus der Stakkato-Gitarren (die fast schon ein bisschen folkig klingen) in Black-Metal- Harmonien bringt. Die Blasts dazu geben dem ganzen noch die letzte Ölung und perfekt ist der Bastard aus der Hölle. Die letzten Sekunden des Songs werden dann noch von ein paar letzten Zuckungen in Form von Cello durchzogen. Die Frage nach dem Sinn bleibt allerdings offen. Nach 17
einhalb Minuten weiß ich vor allem, dass die Daseinsberechtigung für diese
Band vorhanden ist, denn Atomwinter erfinden das Rad auf jeden Fall nicht neu,
erschweren die Achsen aber auch nicht zusätzlich, sondern tragen eher zum
Schmieren des Fahrgestells bei. Genau was den Spirit der Bands betrifft so verläuft auch die Produktion der EP. Diese ist kratzig und von vorne bis hinten rumpelt es hier ordentlich. Wer hier Hochglanzpolitur erwartet, beziehungsweise hören will, ist fehl am Platz. Hier wird gerotzt, denn so muss Death Metal dieser Kategorie auch klingen. Rau und brutal. Die Saiten brutzeln gemein und wechseln zwischen dumpf in den Tiefen und kreischig hell in den Höhen. Für die Mitten bleibt hier kein Platz. Der Gesang bleibt bis auf einzelne Momente staubtrocken und roh. Hier hätte man mehr machen können aber andererseits machen es Gruppen wie Grave ja auch nicht anders. Gerade an Sänger Lindgrens Stimme erinnert die Röhre von Atomwinter, aber auch in den höheren Stimmlagen tobt sich das Organ aus und erinnert mich ungemein (fast schon penetrant) an den Gesang von Andreas Hilbert der Berliner Formation Golem. Die Drums scheppern für meinen Geschmack zwar passend zu den Songs allerdings hätte man hier mehr in die Produktion stecken können, denn einiges an Raffinesse geht hier verloren durch die unbeständig klingende Raserei. Wer auf Death Metal aus den Niederlanden steht und auf groovige Monster a la Bolt Thrower abfährt, wer sich wünscht, dass das Zeitalter der frühen Neunziger Jahre immer noch andauern würde, der ist bei Atomwinter gut aufgehoben. Death- Metal-Fans sollten ohnehin ein Ohr riskieren. Für alle anderen Geschmäcker muss ich darauf hinweisen, dass die Scheibe nicht viel bieten kann. Hier kommen einzig Liebhaber des Metiers auf ihre Kosten. Ich jedenfalls bin voll und ganz überzeugt und meine Seele durchaus befriedigt. Anspieltipp: "Burning hate" Punkte: 7 von 10 Review von Surtr
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