Austere – "To lay like old ashes"
Eisenwald/ VÖ: 27. Februar 2009
Es gibt zwei Bands, die „Austere“ heissen. Bei der vorliegenden Promo handelt es sich um die Black-Metal-Band aus Australien. Es gibt sie zwar erst seit 2007, aber in dieser Zeit hat sie schon 2 Alben und 3 Splits/EPs rausgebracht. Also ist es wohl an der Zeit, mal in ihr neuestes Werk „To lay like old ashes“ reinzuhören. Zuerst möchte ich zum visuellen Aspekt sagen, dass das Album durch ein wunderschönes, wenn auch beklemmendes Booklet besticht (in düsteren Farben gehaltene Naturaufnahmen und in der Mitte die beiden Protagonisten mit dem Rücken zum „Betrachter“ am Meer stehend, direkt vor den ankommenden Wellen, wobei ein in’s Bild montierter Stacheldraht dem ganzen zusätzlich zur Triste noch etwas Abweisendes gibt). Gewitter, Regen und sanfte Gitarrenklänge eröffnen das Album im Intro „Down“, bevor abrupt härtere Musik einsetzt. Zu Beginn derselben bin ich fast geneigt, das Album für reines Aufwärmen des Stils anderer/bereits etablierter Bands (Abruptum/Nyktalgia) zu halten, denn es wird nicht gesungen (obwohl Lyrics abgedruckt sind), sondern einfach nur in gleichbleibend hoher, schriller Tonlage geschrien (und die Schreie klingen nicht wie Worte, obwohl ein sehr lyrisch-trauriger/ resignierter Text hierzu im Booklet abgedruckt ist, doch vielleicht ist Schreien tatsächlich die einzige Möglichkeit, sich mit dem Thema des eigenen Todes auseinanderzusetzen). Doch da ja eben diese speziellen Bands, die das Schreien seinerzeit eingeführt haben, kein Patent darauf haben, bin ich geneigt, die Promo zuende anzuhören. Zum Glück! Während der zweite Track „To fade with the dusk“ mit seinem schrillen, gleichbleibenden Kreischen und dem teils eintönigen instrumentalen Hintergrund noch etwas befremdend wirkt, ist der dritte Track „This dreadful emptiness“ eine Offenbarung des Genres. Sogar noch besser als Nyktalgia (zumindest dieser Track)! Es wird wieder steinerweichend geschrieen, aber diesmal in tieferer Tonlage und mit viel Abwechslung (beinahe kann ich mir mit viel Fantasie den Klang der zugehörigen Worte vorstellen) und auch die Musik taucht in diesem Track in neue Sphären. Kalt aber aufwühlend, abstoßend aber mitreißend, verbittert aber gefühlvoll. Alle Instrumente (Gitarre, Bass, Schlagzeug, Keyboard) kommen bei guter Aufnahmequalität voll zur Geltung und spielen eigene Melodielinien, die sich zu einem fulminant-melancholischen Klangwerk einen. Die Schwermut wird vor allem durch eine düster anmutende Keyboardmelodie im Hintergrund getragen, die allerdings nicht vollends im Stil einiger skandinavischer Suizid-Metal-Bands sumpft, sondern viel melodischer und virtuoser ist, viel abwechslungsreicher. Trotz allem schaffen es die Künstler dieses Zwei-Mann-Projekts (die beide noch in unzähligen anderen Bands aktiv sind und sich für dieses Album nur Session-Unterstützung geholt haben) die melancholische Grundidee durch das ganze Album zu transportieren. Zwar reichen die letzten 3 Songs nicht an „This dreadful emptiness“ heran, aber sie können zumindest an vielen Stellen aufschließen. Leider passt (insbesondere im 4. Song „To lay like old ashes“) es hier nicht, dass das Gekreische ab und zu in klaren Gesang abrutscht. Die gewöhnliche Stimmefarbe passt hier einfach nicht zu der außergewöhnlichen Musik, auch wird nicht punktgenau der Ton gehalten und man wird hierdurch aus dem Hörfluss gerissen. Doch dieser Fehltritt kann dem Wert des ganzen Albums nicht wirklich schaden. Die
andauernde Endzeit-Stimmung gepaart mit vielen eigenen Ideen (auch in den Geräuschen,
die sich in ruhigere Bridges einschleichen und die man nicht sofort
identifizieren kann) und zum Teil brachialen, temporeichen Höhepunkten in den
ansonsten in Midtempo gehaltenen Songs machen das Album zu etwas Besonderem
(auch wenn der letzte Track "Coma II" titelgemäß eine etwas
einschläfernde Wirkung hat, was dem Ende des Albums leider einen Dämpfer
aufsetzt, der nicht hätte sein müssen). Anspieltipp: "This dreadful emptiness" Punkte: 8,5 von 10 Review von Twilightheart
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