Beinahe 5 Jahre
ist es nun (zu dem Zeitpunkt, da ich dieses Review schreibe) schon her, dass
Quorthon nicht mehr unter uns weilt. Doch noch immer wird seine Musik genauso
oft wie früher gehört, bei absolut jedem Metal-Event laufen Fans im „Bathory“-Shirt
rum und nicht wenige Bands werten ihre Gigs durch einen Bathory-Coversong auf.
Viele Bands sagen noch heute in Interviews, dass es sie ohne Bathory nie gegeben
hätte. Er ist immer noch gegenwärtig.
Grund
genug, einmal ein Tribute-Werk eines der größten Bathory-Fans zu reviewen. Es
handelt sich um eine Doppel-LP mit dem Titel „A tribute from the hordes to
Bathory“. Aber nicht um irgendeine, sondern um die beste, die es bisher gibt.
Es ist nicht einfach eine Doppel-LP, sondern viel mehr als das. Da stecken so
viele Details drin, so viele Zugaben (Fotos, Interviews, Berichte etc. etc.),
dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll, denjenigen, die die LP noch
nicht kennen, diese schmackhaft zu machen.
Fangen
wir also am besten mit der Person an, die hinter diesem aufwendigen
Tribute-Kunstwerk steckt: „Dark Desires“, die weibliche Kratz-Stimme der Band „Bathorlord“
(eine Bathory-Tribute-Band, wie der Name schon verrät). Falls jemand diese noch
nicht kennen sollte, here you go: www.myspace.com/darkdesiresvocalsforbathorlord
Doch keine Angst, nicht alle Songs sind von dieser Band (sondern nur einer),
sondern die Beiträge stammen von insgesamt 24 Bands aus 12 verschiedenen Ländern.
Natürlich handelt es sich hierbei nur um Bands, die Bathory verehren. So zum
Beispiel auch Primordial, die eine Live-Version von „Total destruction“
beisteuern. Die Live-Atmosphäre gibt dem Ganzen einen Extra-Kick, wie ich
finde, denn man hört hier noch den Jubel der Fans, was dem ganzen Leben
einhaucht. Doch die Live-Aufnahme bleibt die Ausnahme. Die anderen Bands steuern
ordentlich aufgenommene Songs bei (wobei natürlich die Qualität
unterschiedlich ist, da das Songmaterial von „Dark Desires“ (Jeanette) in mühsamer
Kleinarbeit in Deutschland zusammengetragen wurde). Oftmals handelt es sich also
um Underground-Qualität, aber einige Bands überraschen auch durch wirklich
fast perfekte Aufnahmen. So zum Beispiel die Italiener von „Twilight Zone“,
die mit ihrer Version von „Gods of thunder of wind and of rain“ alle anderen
ausstechen (schon allein die Ähnlichkeit der Singstimmen ist beinahe
schockierend). Gitarrensoli, Gesang, Arrangement, alles ist unglaublich gut
geworden. Natürlich steuert auch die Band der Initiatorin, Bathorlord, einen
Song bei, nämlich „Bleeding“, der sich natürlich auch noch’mal von den
anderen Songs abhebt. Diese
Coverversion ist zwar insgesamt nicht ganz so geölt wie das Original, aber
zumindest die schnellen, wilden Gitarrenriffs wurden gut kopiert. Auch die mörderischen
Schlagzeugeinlagen ab dem Mittelteil wuchten ordentlich rein. Na ja, und an die
Brutalo-Röhre der Frontfrau muss man sich erst’mal gewöhnen. Das haut einem
schon’mal die Sicherung aus den Ohren, was da gebrüllt wird... aber dafür
mit sooo viel ehrlicher, intensiver Hingabe, dass es eine Freude ist. Unvorstellbar,
wie dieses zarte Persönchen so eine alles zermalmende Vocal-Performance
hinlegen konnte.
Zusätzlich kommen Bands aus Japan, Brasilien, Ungarn,
Irland, Puerto Rico, den Philippinen, Frankreich, Portugal und den USA zum
Zug... Quorthon hat seine Spuren auf der ganzen Welt hinterlassen.
Die Songs kennt man natürlich alle, aber es ist allemal witzig, ein
Bathory-Cover zu hören, bei dem der Gesang beinahe so brutal tief gegrunzt wird
wie bei einer Deathcore-Bands. Oder überhaupt die ganzen eigenen Ideen, die die
Bands einbauen. Dass nie jemand an das Original heranreichen wird, ist eh klar,
aber wer die Bathory-Songs alle in-und auswendig kennt, wird durch diese weit
gestreuten, neuen Versionen die Songs noch’mal aus einem ganz anderen
Blickwinkel betrachten und genießen können.
Optisch
ist die Doppel-LP die schönste und interessanteste, die ich je besessen habe.
Nicht nur wegen der vielen Details (so ist zum Beispiel die erste LP aus gelbem
Vinyl, die zweite aus blauem, also in den Farben der schwedischen Flagge),
sondern vor allem wegen der vielen raren Fotos von Quorthon (das Foto unter
diesem Review zum Beispiel befindet sich auf der LP in schwarz-weiss) und dem
vielen Lesestoff im LP-großen Booklet, welches mit 24 Seiten prunkt. Allem
voran ein Bathory-Interview, für welches sich „Dark Desires“ noch zu
Lebzeiten Quorthons mit ihm in Schweden getroffen hat. Dieses Interview ging mit
Unterbrechungen über mehrere Stunden und Jeanette hatte es dann wortgetreu
abgetippt (damals noch mit Schreibmaschine). Schon allein deshalb kann man
wahrscheinlich davon ausgehen, dass es im Web nicht nachzulesen ist (höchstens
als gigantisch grosse PDF- oder Foto-Datei), denn dann müsste es erst’mal
jemand neu abgetippt haben, und das bezweifle ich, dass sich jemand außer
Jeanette je die Mühe gemacht hat. Das Interview gibt neuerlich Aufschluss darüber,
wie Quorthon wirklich war (sehr selbstbewusst, stolz, witzig, charmant,
hingebungsvoll, voller Liebe zur Musik und zum Leben...) und liest sich (trotz
der unglaublichen Länge) sehr fließend, da es so interessant ist. Man fängt
an zu lesen, und wenn man fertig ist, sind plötzlich 3 Stunden vergangen. Das
ganze wird durch etliche Fotos verziert, die Jeanette damals von Quorthon machen
konnte, bzw. mit Fotos, auf denen sie mit Quorthon zusammen zu sehen ist.
Außerdem darf natürlich auch eine Homage an Bathory nicht fehlen, welche später
auch im Slayer-Magazin abgedruckt wurde. Bzw. sind es wohl eher die
persönlichen Gedanken an Bathory und Quorthon nach dessen Tod, mit denen
Jeanette einen Teil ihrer Trauer verarbeitet hat.
Im Booklet finden sich noch dazu von jeder der Bands, die
ihre Werke beisteuern, Fotos und kurze Informationen sowie Texte, in
denen die Bands selbst zu Wort kommen und zumeist ihre Gedanken zu Bathory
festgehalten haben.
In
der Mitte des Riesen-Booklets sind auch noch die Menschen fotografisch verewigt,
die Jeanette etwas bedeuten ... und beinahe alle tragen sie ein Bathory-Shirt....
Auch
einen Bericht über das „Hole in the Sky“-Festival 2004 findet sich hierin,
bei welchem es einen Bathory-Tribute-Gig mit vielen Metal-Bands gab. Von all dem
wird detailgetreu berichtet. Zusammen mit diversen Danksagungen und sonstigem
ist man wirklich stundenlang allein mit dem Lesen und anschauen von LP-Hülle
und Booklet beschäftigt. Zusammen mit der Musik ist das Ganze allemal eine
Anschaffung wert (und als Bathory-Fan erst recht). Am besten fragt man direkt
bei Bathorlord (bathorlord@web.de)
an, wo man noch ein Exemplar des auf 1000 Stück limitierten
Kunstwerks herbekommt. Weitere Details zum Aussehen von LPs und Booklet finden sich auch auf blackgoatproductions.de
.
Was
ich auch unbedingt noch erwähnen möchte, ist die Art, wie die 1000 Doppel-LPs
nummeriert wurden, nämlich mit dem Blut von „Dark Desires“, es nennt sich
dann auch „blood-numbered“ auf dem Cover. DAS nenne ich mal echte Hingabe
und das vergießen echten Herzbluts. Einfach nur fantastisch!
From
the underground... for the underground… in memory of Bathory!
Punkte:
10 von 10
Review von Twilightheart
Quorthon,
Mai 2001 in Stockholm:
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