Belphegor – "Walpurgis Rites - Hexenwahn"
Nuclear Blast/ VÖ: 9. October 2009
Mit
Entsetzen musste ich feststellen, dass Belphegor demnächst ein neues Album
rausbringen werden. Da ist das schlechte Gewissen groß, denn mir fällt ein,
dass ich noch nicht mal den Vorgänger reviewt habe, und das, wo doch Helmuth höchstpersönlich
die CD vorbeigeschickt hat (zusammen mit Belphegor-Plektrum und Aufnäher >
alles zusammen wird selbstverständlich im neuen Metal-Quiz verlost). Also nun
nix wie reingehört! Man
hätte es sich denken können: mit High-Speed-Geknüppel beginnt das Album,
Riff-Fetzen und Schlagzeug-Feuerwerk überschlagen sich und Helmuth growlt
alsbald den Text des Titelsongs „Walpurgis Rites“ mit viel Engagement
heraus. Nicht, dass die Lyrics eine Offenbarung wären... Belphegor eben...
simple Wortfetzen zum Thema werden durcheinandergeschleudert, quasi als Ausblick
auf das, was da kommen wird auf „Hexenwahn“, nämlich ein Belphegorscher
Black-Metal-Vorschlaghammer der simplen, aber wirkungsvollen Art. Sehr „schön“
ist das Ende des Tracks, wo Gekeife und Fluchen einer Hexe zu hören ist,
gepaart mit ekligen Schreien. Etwas
ernster wird es im nächsten Track „Veneratio Diaboli – I am sin“, der
nicht minder schnell und blastig ist, aber von den Lyrics her etwas gehobener.
Im übrigen sind bis auf einen deutschsprachigen (bzw. österreichisch-sprachigen?)
Song alle auf englisch, nur ab und an werden deutsche Schlagworte oder
Refrainteile eingeschoben (was ein echter Österreicher ist, macht es natürlich
wie seinerzeit schon Falco). In „Veneratio Diaboli – I am sin“ setzt sich
Helmuth mal eben an Satans Stelle, schreit heraus “I am Sathan” und singt
aus dessen Sicht, als Bringer der Sünde, die für viele das schönste Geschenk
auf Erden darstellt. Hier gefällt mir besonders, dass manche Vocals sehr tief
gegrowlt werden, manchmal mehrfachstimmig und mit etwas Hall unterlegt, so dass
es wirklich diabolisch klingt, später werden sogar chorale Einspieler im
Hintergrund eingebaut. Außerdem gesellen sich später im Song ein paar sehr
saubere, wohlklingende Leadgitarren-Soli hinzu, die runtergehen wie Öl. Mein
Favourit auf dem Album! Nach
zwei weiteren Nackenbrechern (davon einer mit dem bezeichnenden Titel
„Reichswehr in blood“) gibt es „The crosses made of bone“, der fast mit
ein paar rockigen Attitüden daherkommt. Der ein-oder andere Old-Schooler dürfte
mit Sicherheit auf den 80ies-Style dieses Songs abfahren, frickelige
Schnell-Soli inklusive. Und
dann der deutsche Song „Der Geistertreiber“! Dieser kommt mit etwas
schwererem, schleppenderem Grundtempo daher. Als der Text einsetzt, wird die
Musik anfangs etwas zurückgenommen, so dass man den Gesang richtig auf sich
wirken lassen kann. Hier wird jedes „R“ gerollt, so affektiert es nur geht.
Nicht nur „Rammstein“ sondern auch einige Aufnahmen, die so alt sind wie
vielleicht eure Opas, lassen ansatzweise grüßen. Aber als Abwechslung sehr
willkommen und auch sehr gelungen! Die
restlichen der 9 Songs sind dann wieder in bekannter Belphegor-Manier, abartig,
aber schnell und präzise, immer mit dem lyrischen Hauch des Verkommenen und natürlich
über-blasphemisch. Man legt Wert auf Abwechslung und Ideen, die den BM-Fans
zusagen könnten. Hieraus sticht noch „Enthralled toxic Sabbat“ hervor,
welches besonders tragend, dunkel
und abgründig klingt. Noch
ein Wort zur Gestaltung des Booklets. Es ist doch immer wieder unterhaltsam, wie
die einzelnen Bandmitglieder von Belphegor versuchen, sich beim Fotoshoot fürs
Album gegenseitig im Evil-schauen zu übertrumpfen. Da wird exzessiv mit den
Augen gerollt, die Münder werden aufgerissen, und überhaupt wird alles an
Mimik aufgefahren, was geht. Das Ergebnis wird sicherlich dem ein oder anderen
ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern. Ansonsten gibt die Gestaltung viel
Unansehnliches her... Gemetzel,
Totenköpfe, angedeutete Phallussymbolik, viel entstelltes nacktes Fleisch,
Blut, die „üblichen Verdächtigen“ eben. Fazit:
Auch nach so vielen Jahren der Existenz Belphegors können die Österreicher
musikalisch noch begeistern. „Walpurgis Rites – Hexenwahn“ ist ein
weiteres Werk der Band, welches die Fans sicher dankbar aufgenommen haben.
Einzig einige Passagen, die zu durchgestylt und konserviert klingen, bringen
Punkteabzug, schmälern sie doch ein wenig die sonst so natürlich-ungestüme
Arm der Gotteslästerer vom Dienst. Anspieltipp: "Veneratio Diaboli - I am sin" Punkte: 8,8 von 10 Review von Twilightheart
|