Daksinroy – "Dystopia"
Blacksnake Records/ VÖ: 15. Oktober 2008
Die bayerischen Death-Metal-Mannen Daksinroy präsentieren mit “Dystopia” ihr viertes Studioalbum im eigens für dessen Vertrieb gegründeten, bandeigenen Label „Blacksnake Records“. Eine halbe Stunde mit 9 Dosen Todesblei vom Feinsten wurde im bekannten “Stage One Studio“ unter Andy Classen (u.a. Legion of the Damned, Krisiun) eingeklopft und siehe da, der Fünfer entfesselt den Tiger in den Ohrmuscheln des geneigten Fans und beweist eindrucksvoll, dass Death Metal noch lange nicht tot ist. Die Scheibe startet mit der utopischen Illusion religiöser Annahmen, deren Nutzen für das eigene Selbst, und wirft die rhetorische Frage auf, was Religion eigentlich ist: Vergangenheitsbewältigung oder schicksalhafte Zukunftsmusik? Diese Grundsatzannahmen tatsächlich zu beantworten bedarf sicherlich eines größeren Rahmens als eine CD oder ein Songtext liefern kann, aber nichtsdestotrotz sei diese Frage musikalisch einwandfrei dargebracht, und das wird hier ohne Umschweife geleistet, erlaubt. Mit dem zweiten Titel zieht das Todesschwadron das Tempo deutlich an und knallt einem “Genetic”, den meiner Meinung nach gelungensten Track “Dystopia”s, vor den noch von Weltreligionen philosophierenden Latz und macht unmissverständlich klar, was die Jungs von Genmanipulation und anderen Eingriffen in die Natur halten. Entsprechend wutgeschwängert wird die Stimmung im nächsten Liedchen, das da heißt “Bastards” aufrecht erhalten und u.a. auch durch die effektbeladene Stimme noch gesteigert, indem der aufgerichtete Mittelfinger gen artifiziell herangezüchteten Musikstars gezückt wird. “Fuck Paradise” bedarf eigentlich keiner Erläuterung, oder? Mmh, vielleicht doch: man ersetze “herangezüchtete Musikstars” des vorangegangenen Satzes mit “Glaube, Kirche, Religion o.ä.” und erhalte die Quintessenz des Titels, der außerdem durch seine ausgefeilte Gitarrenarbeit besticht. “Innocence” kommt gar nicht unschuldig daher und verführt mit coolen Tempiwechseln und Breaks zum Eintauchen in den Sündenpfuhl. Außerdem verlassen DJ (vox), Ulrich Birk (lead guitar), Septic (rhythm guitar), Sebastian Klonk (bass) und Ulrich Strodel (drums) hier den ansonsten gewählten klassischen Strophe-Refrain-Liedaufbau, was angenehme Abwechslung in die Scheibe bringt und dessen man sich häufiger als Stilmittel bedienen könnte, um dem festgelegten und vorhersehbaren Schema zu entfliehen. Die folgenden drei Tracks setzen sich mit essentiellen Dingen auseinander, dener sich im Death Metal gerne bedient wird: 1. Gewalt, 2. Hass und 3. der aus wie auch immer gearteten Verletzungen geborene Schmerz, innere Leere und der häufig in diesem Zusammenhang provozierte Widerstand der eigenen Gedanken- und Gefühlswelt. Und zu guter Letzt warten Daksinroy mit dem neckbreaking Killergeschütz “Dead or Alive” auf, das einen den restlichen Ohrenschmalz mit Druck aus den Gehörgängen pustet. Stellenweise keimt beim Durchhören des Albums der Wunsch nach einer reichhaltigeren Modulation der Stimme auf, die recht gleich bleibend immer in der gleichen Art und Weise und der gleichen “Tonart”, wenn man das beim Growlen so nennen kann, rangiert. Insofern stünde dem Gesamtkunstwerk “Dystopia” etwas stimmliche Variation gut zu Gesicht. Ihr musikalisches Handwerk beherrschen die fünf Bayern allemal, denn die Kompositionen wirken ausgereift, wohldurchdacht und technisch versiert umgesetzt. Insgesamt betrachtet ist “Dystopia” ein sehr gelungenes Album, das sich durchaus vom Death-Einheitsbrei Deutschlands abhebt. Daumen hoch und “Dürfschein“ zum Erwerb des Silberlings für alle Todesmetall-Anhänger ausgestellt! Anspieltipp: "Genetic" Punkte: 7 von 10 Review von Anja
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