Dark Tribe - "Archaic Visions"
Black Hate/ VÖ: 27. August 2010
Theatralisch,
beinahe im Marschtakt beginnt dieses Black-Metal-Album, bevor nach kurzer Stille
der erste Song einsetzt, der sehr eigen ist. Ein dunkler Soundteppich aus
wirren, leicht melancholischen Gitarrenklängen und obskurem Drumming breitet
sich aus, hin und wieder von beinahe glockenähnlichen Klängen (wobei diese in
diesem abstrakten, abgründigen Kontext wohl eher wie Totenglocken anmuten)
durchbrochen. Das martialische Gekreische des Frontmannes, welches sich alsbald
in den Vordergrund drängt, lässt den undurchsichtigen Gitarren- und Bass-Wust
aber bald weniger unverträglich erscheinen, dient er doch mit seinen
virtuos-depressiven Harmonien als passender Support zur brachialen
Vocal-Performance. Es wird gekreischt, als gelte es, die Stimmbänder für immer
zu ruinieren. Klingt vollkommen destruktiv, aber natürlich dadurch extrem
emotional, wobei die reflektierten Gefühle wohl eher negativer Natur sind. Lässt
man noch die 12 Songtitel auf sich wirken (bis auf einen deutschsprachigen Song
sind alle in englisch), wird schnell klar, dass beim Schreiben der Lyrics
entweder ein Misanthrop und/oder Selbsthasser am Werk war (heißt ein Track doch
sogar „Suicide is the light“), oder aber die Gefühlswelten werden anhand
einer historischen Spiegelung durchlaufen. Da die Texte von den
Sachsen-Anhaltern nicht öffentlich gemacht wurden, kann man die Dinge nur
erahnen. In jedem Falle jedoch fühlt man anhand der Art, wie alles
herausgeschrieen wird, dass da (in welcher Form auch immer) viel Hass, Kälte,
das In-Ketten-liegen des Geistes, Zorn und Zweifel transferiert werden. Das
Ganze wird in grenzwertiger Aufnahmequalität auf die Menschheit losgelassen, so
dass diese Scheibe wohl nur bei beinharten Anhängern des
Black-Metal-Untergrunds auf Resonanz stoßen wird, bei diesen dafür dann aber
wohl umso mehr, denn was zwischen dem instrumentierten Irrsinn durchkommt, ist
das intensive Ausleben von Aggressionen in purer Form. Man kann sich beim Hören
entweder komplett gehen lassen und vom Hass tragen lassen, oder man gewährt der
Musik wirklich Zugang zum innersten Selbst, aber dann könnte es sein, dass man
es schwer ertragen kann, denn es ist stellenweise schon ein echt schwer
verdauliches Stück böser, ungebändigter Energie, die lange nachwirken kann. Anspieltipp „When fear turns into hate“ 7 von 10 Punkten Review von Twilightheart
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