Dieses
Album gibt’s schon eine ganze Weile, aber ich muss es euch unbedingt
vorstellen, denn etwas, was in doppelter Hinsicht so extrem vor den Latz knallt,
habe ich selten gehört. Ich wusste beim ersten Durchhören nicht, ob ich mich
kaputtlachen oder vor Begeisterung ausflippen soll.
Das
Album beginnt mal mit einer richtig guten Idee. Passend zum Titel wird eine
weibliche Stimme eingespielt, die sehr emotional und hollywood-reif eine Story
erzählt (über die Verbreitung eines Virus und wie er die Welt lahm legte). Das
ganze klingt fast wie der Anfang eines Science-Fiction-Films und ist einige
Minuten lang.
Und dann setzt die Musik ein und man denkt erst mal, dass das ja kaum wahr sein
kann. Vergesst ALLE tiefen Grunzstimmen, die ihr JE gehört habt. Sänger Rob
von „Digested Flesh“ schägt sie alle. So etwas entsetzlich tiefes an Stimme
habt ihr noch nicht gehört! Ganz klar, dass er dazu keine Worte mehr formen
kann, allenfalls einige Laute. Man hört immer nur groteske Geräusche aus
seinem Mund, die meist wie ein tiefes Brummen klingen. Dieses kommt einerseits
an manchen Stellen unglaublich geil rüber, andererseits ist es manchmal so
urisch komisch, dass man einfach nur noch lachen möchte. So klingt es manchmal,
wenn Rob immer weiter growlt ohne Luft zu holen und durch die Anstrengung leiser
wird, als würde er wegpennen und vor sich hin schnarchen oder einfach in seinen
Bart reinbrummen. An anderer Stelle hat man doch beinahe das Gefühl, er will
dem Hörer was mitteilen, denn obwohl er keine Worte benutzen kann, legt er in
manche Grunzer eine bestimmte Intonation, so dass man fast aus der Stimmung im
Unterton was raushören bzw. rausfühlen kann. Zum Beispiel klingt es manchmal,
als würde er vor sich hin schimpfen. Total drollig. Dann wieder grunzt er
abgehackt oder in ungewöhnlichen Tonabfolgen oder lässt einen unglaublich
langes Geröhre los, so dass man Angst hat, einen Hörsturz zu erleiden, wenn
man das zu laut anhört. Aber alles in allem ist es kultig und urkomisch
zugleich.
Und zusammen mit der Musik ist es einfach nur mächtig gewaltig. Die Songs sind
unglaublich wuchtig und brutal. Die Scheibe enthält so richtig fiesen
Nackenbrecher-Death der übelsten Sorte. Hämmernde Drums, tief-grummelnder
Bass, und bösartige Gitarren-Attacken von allen Seiten ... abgefahrene, aber
immer knüppelharte Riffs sind in allen möglichen, ständig wechselnden Tempi
zu hören. Beinhart!
Zu
Beginn des vierten Tracks werden wieder Movie-Sprechstimmen eingespielt, diesmal
männliche. Beinahe beginnt man, im Kopf seinen eigenen Splatter-Film zum Thema
ablaufen zu lassen. Die Lyrics sind zumindest passend. Allein schon der Titel
„No body, no murder“ sagt ja alles. Splatter, Gore und allerhand
Abscheuliches sind Gegenstand der Lyrics. „Eisregen“ auf englisch, könnte
man sagen. Zumindest ist es inhaltlich nicht allzu weit entfernt davon.
Auch wird eine Tonsequenz eingespielt, die wirklich so klingt, als würde der,
der da entsetzt winselnd zu hören ist, gerade aufgeschlitzt.
Wenn
jemand die Dänen von „Illdisposed“ kennt, wird er/sie verstehen, dass es
durchaus zusammenpassen kann, dass eine Band zwar bierernste, ultra-brutale
Musik macht, aber dabei durch den Vokalisten lustig rüberkommt. So ist es bei
„Digested Flesh“ auch. Es ist wirklich schade, dass man in ganz Europa wohl
niemals in den Genuss eines Live-Auftritts dieser amerikanischen Band kommen
wird. Die würden live so dermaßen für Abriss-Stimmung mit Amüsier-Faktor
sorgen... ! „The answer to infection“ ist leider das einzige richtige Album
der Band, die schon seit 1999 existiert. Vorher gab es (wie sollte es anders
sein) eine Demo, und danach noch eine Split, das war’s.
Ich
neige fast dazu, diesem Album aufgrund des enormen Kult-Faktors 10 Punkte zu
geben. Aber da muss ich mich in all der Euphorie wahrscheinlich zurücknehmen
und doch mit einfließen lassen, dass der Klang der Scheibe nicht immer ganz
einwandfrei ist (was nicht am spielerischen Können liegt, sondern wohl wirklich
an der Aufnahme). Aus dem Klang der Instrumente hätte man viel mehr rausholen können.
Da rauscht auch ab und zu was im Hintergrund, was da wohl eigentlich nicht
hingehört. Auch ist es natürlich nicht mit großer Metal-Kunst manch anderer
Bands vergleichbar, insofern muss es wohl doch Punktabzug geben.
Das Plus des Albums liegt wie gesagt in seiner Kombination aus mördergeilem
Brutalo-Death und unterhaltsamem Vocal-Fun (obwohl, wer weiß ... vielleicht
finden andere das ja auch vollkommen unlustig und gewinnen auch den tiefen
Grunzern ein räudiges Gefühl ab).
Trotzdem rate ich jedem Fan von brutalem Death oder Gore, in dieses Album mal
reinzuhören. Schon allein wegen dieser abartigen Stimmperformance, bei der euch
hören und sehen vergehen wird. Nicht-Death-Fans kann das Album trotzdem Spaß
bringen, wie gesagt wird man allein durch den Sänger so gut unterhalten, dass
man aus dem Grinsen darüber, wie er das anstellt, nicht mehr rauskommt. Einfach
der totale Kult! Mehr sag’ ich nicht!
Anspieltip
„No body, no murder“
8 von 10 Punkten
Review
von Twilightheart
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