Ekove efrits – "The wraiths of forgotten forest"

Evil distribution - VÖ: 5. Februar 2006

Manchmal finde ich in meinem Briefkasten Promos von Bands, deren Name mir wirklich gar nichts sagt, aber wo allein die Gestaltung von Cover und Booklet so eine Faszination auf mich ausüben, dass ich das Album unbedingt hören will. So auch mit dieser Scheibe, bei der es sich zwar um eine Demo handelt, allerdings kommt diese wie ein richtiges Album daher, mit richtigem Booklet in Hochglanzdruck usw. Allerdings ist es auf 150 Stück limitiert, es ist also nicht gesagt, dass man das gute Stück überhaupt noch problemlos kaufen kann.
An der Seite des Covers wird gewarnt: „Depressive Black Metal“ (bei uns würde es heutzutage „Suicidal BM“ heissen) und das Cover zeigt eine triste Landschaft im Dunkeln mit einem zerfallenen Haus im Hintergrund, im Vordergrund zerreissen Hyänen einen Kadaver. Das ganze Booklet ist zwar in schwarz-weiss gehalten, aber liebevoll mit goldener Schrift verziert. Hier wollte jemand seine Depressionen ganz besonders ansprechend optisch unterstützen. Auch sieht man den Künstler im Booklet, wie er allein zwischen Bäumen steht, mit einer Menge Abweisung und Hass im Gesicht.

Das Album beginnt mit Meeresrauschen, allerdings ist es so gestaltet, dass es nicht nach Urlaub, sondern eher nach bedrohlicher Naturgewalt klingt. Dann gesellen sich ein paar sehr melancholische, aber wunderschöne Töne auf dem Klavier hinzu. Dies dehnt sich aus zu einem Stück, in welchem man von sanften Tönen einerseits eingelullt wird, andererseits aber auch schon die Vorahnung hat, dass dies wohl nicht so wunderbar bleiben wird bis zum Ende des Albums.
Beim zweiten Track „The end of holy torments“ bricht dann das ganze seelische Inferno des Künstlers über den Hörer herein. Rasende Riffs mit bedrohlichen Melodielinien lehren einem fast das Fürchten. Immer wieder gibt es überraschende Einschnitte, die durch bestimmte Geräusche oder Reden einer dunklen Stimme im Hintergrund den Fluss der Musik unterbrechen und einen Schuss Angst in die Sinne jagt. Das ganze Stück ist höchst beängstigend, weil tatsächlich nur jemand mit schweren Depressionen oder sonstigen mentalen Problemen so dunkel-brodelnde Musik schreiben kann, die eine so bedrohliche Stimmung schaffen können. Das ganze wird im dritten Stück „The whispers of lost souls“ noch spielend übertroffen, denn die Melodielinien werden hier langsamer und schleppender und ziehen einen noch viel tiefer runter. So viel Schwermut kann man fast nicht mit Worten beschreiben. Dies bezieht sich allerdings eher auf die Musik. Die Lyrics bedienen sich der üblichen Themen, Hass auf das Leben im allgemeinen und Hass auf das eigenen Leben. Meist wird englisch gesungen, teilweise werden kurze iranische Texte eingestreut (ja, der Künstler ist aus dem Iran). 
Theoretisch muss man mental schwache Personen vor dieser Musik warnen. Shining machen im Vergleich dazu weniger gefährliche Musik (wobei bei Shining die Texte viel besser sind, und auch die Art, wie sich der Künstler selbst vermarktet, natürlich). 
Bei dem Album „The wraiths of forgotten forest” sehe ich tatsächlich die Gefahr, selbstmordgefährdete Menschen noch tiefer in die Misere reinzureissen. Immer wieder taucht diese tief-dunkle Stimme als Sprechstimme auf, die (auch wenn man nicht versteht, was gesagt wird) so bedrohlich klingt, dass einem himmelangst wird. Wie die Stimme eines Dämons, der nur im eigenen Kopf ist und die Selbstvernichtung der gescheiterten Existenz verlangt. Wirklich bizarr, aber aus rein künstlerischer Sicht unglaublich großartig. Da sind so viele Ideen, mit denen der Künstler musikalisch sein Trauma ausdrückt, man wird in einen Sog aus tiefdunkler Nacht in der Gefühlswelt des Künstlers gezogen, und selbst wenn man sonst nicht diese Unterart des BM hört, ist man beim Hören dieses Albums einfach wie gefesselt und kann sich der Faszination der krankhaften Dämonen nicht erwehren, die aus dem Kopf des Musikers in die Musik gebannt werden. 
Insgesamt beinhaltet das Album 6 lange Stücke, deren Titel für sich selbst sprechen und die ihr Finale in dem unglaublichen, einzigartig schwermütig-schönem Stück „Mourning in my funeral“ finden, welches nun wirklich nicht mehr mit Worten zu beschreiben ist, so einzigartig ist es.
Nur was für gefestigte Menschen! Absoluter Geheimtip für Fans des Genres!

Anspieltipp: "Mourning in my funeral"                                                              Punkte: 9,5 von 10

Review von Twilightheart

<<<zurück zu den "Reviews"

 

besucherzählerXStat.de