Enthroned – "Pentagrammaton"

Regain Records/ VÖ: 22. März 2010

Langsam und in sehr diabolischer Grundstimmung ordnet sich ein Geräuschechaos unterlegt mit Beschwörungsformel (mit tiefer Stimme geraunt) zum Intro von Enthroneds „Pentagrammaton“ (10 Punkte für die kreative Idee des Titels!). Das Intro klingt wirklich klasse, ist aber viel zu kurz. 
Der erste Track, der sich anschließt, lässt die Illusion erst mal platzen. Jener ist anfangs verdammt frustrierend für mich, denn der Schlagzeugklang, der zu Beginn relativ dominant ist, klingt sooo extrem künstlich und getriggert, dass einem schlecht werden könnte. Der typische, leblose „Plastik“-/“Konserven“-Klang! Zum Glück lassen einen die anderen Elemente des Songs diesen Makel bald verzeihen, denn Gitarren- und Bassarbeit sind richtig abgefahren. Vor allem die Basslinien gehen an manchen Stellen so richtig tief in Unterweltsgefilde runter und klingen dabei so bedrohlich in ihrem teuflischen, temporeichen Riffing, dass sie den Gitarren beinahe alle Aufmerksamkeit abringen können. Letztere sind allerdings auch nicht von schlechten Eltern. Unaufhaltsam werden neue, fulminante Gitarrenwände aufgebaut und man hört einige Riffing-Gimmicks raus, die tatsächlich noch nie da waren. Geile Sache! Das Gekreische vom Sänger ist allerdings größtenteils zu schrill und überdreht, es klingt, als würde sich seine Stimme überschlagen. Nur wenn es in bös-tiefes BM-Geröhre runtergeht, klingt es in meinen Ohren gut. Hätte man das ganze Album in der tiefen Stimmlage aufgenommen, hätte ich es ein paar Tage nicht mehr aus dem CD-Player genommen. Aber das schrille Gekreische oder das gewöhnliche, mittelhohe Gekrächze, welches in den Folgesongs vermehrt die Oberhand gewinnt, kann ich mir auch bei jeder anderen Band anhören. Wie gesagt, wäre es nicht so überdreht und überaffektiert, wäre es sicher passender zur sonstigen pentagrammatonischen Ausgeburt gewesen, denn die Musik als solche ist eine Meisterleitung an satanischen Auswüchsen und übergeilem Riffing aller Saiteninstrumente. In den insgesamt 11 Tracks gibt es immer wieder Einschnitte, die mit zusätzlichen Samples für besondere Stimmungen sorgen. Stimmeinspielungen, in denen satanische Formeln geflüstert werden, oder Sound-Szenarien, die zu Horrorfilmen gepasst hätten, ab und an auch „schimpfende“ Stimmeinlagen, einfach ein kreatives Sammelsurium an Ideen, die die Stimmung okkulter und packender machen. Seinen Höhepunkt findet die einfallsreiche Geräuschkulisse im Titeltrack „Pentagrammaton“, welcher zu den zwei längsten Tracks des Albums gehört. Einige Stellen im Song „Pentagrammaton“ erinnern mit der plötzlich auftretenden schleppenden Taktierung und der zurückgenommenen Instrumentierung an die neuen/alten Gorgoroth. Aber wirklich nur kurzzeitig. Im späteren Verlauf des Albums (zum Beispiel beim Song „Nehas’t“) glaube ich sogar, auch Elemente von Dissection rauszuhören (ebenfalls nur kurzzeitig), dafür hat der Song aber auch einige langweilige „Füll“-Passagen, in denen einfach nur ohne großartig erwähnenswerte Kreativität thrashige Gitarrenarbeit vorgeschoben wird. So was gibt mir als Hörer einfach immer dieses Gefühl, dass die Band an der Stelle beim Komponieren einfach keine Lust mehr hatte und den Track nur schnellstmöglich fertig kriegen wollte. Glücklicherweise bleibt dies die Ausnahme. 

Im Großen und Ganzen haben Enthroned mal wieder ein ordentliches Stück Arbeit abgeliefert. Klanglich natürlich perfekt durchgestylt (wobei der aalglatte Büchsen-Drumsound sicherlich Geschmackssache ist und für mich das Album eher unangenehmer macht) und ansonsten abwechslungsreich abgemischt. Viel Liebe zum Detail macht das Gesamtwerk noch interessanter, mit Sicherheit wird man auch beim x-ten Durchhören Neues raushören und Langeweile wird ein seltener Gast sein. 
Das Highlight des Albums bleibt neben dem gelungenen Songwriting die Saiten-Kunst, welche über jeden Zweifel erhaben ist und für andere Bands die Messlatte gehörig nach oben schraubt. Punkteabzug gibt’s bei diesem Album neben dem Drum-Getriggere nur noch für die zu spezielle Vocal-Performance, die einfach nicht jedermanns Sache ist. Der Rest ist Güteklasse 1A!  

Anspieltipp: "Pentagrammaton"                                                                  Punkte: 9,3 von 10

Review von Twilightheart

Enthroned live on stage:

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