Fäulnis – "Gehirn zwischen Wahn und Sinn"
Karge Welten Kunstverlag/ VÖ: 29. Mai 2009
Manchmal kommt schon wirklich
ganz skurrile Musik zum Reviewen in’s Haus, wo man nicht weiß, was man damit
anfangen soll. So auch beim Album „Gehirn zwischen Wahn und Sinn“ von der
Band Fäulnis. Fakt ist, dieses Album ist nicht Black Metal, wie überall
angegeben. Vielleicht Avantgarde oder (wie beim ersten Song) Thrash, mit
Anleihen von wie bei Shining ausufernden Sinnes-Eskapaden, aber Black Metal...
NEIN! Wahrscheinlich wusste man nur wieder nicht, wo man solch „Wahn und
Sinn“ einordnen soll. Dem zweiten Song
„Angstzustand“ kann ich dann schon eher etwas abgewinnen. Langsam und mit im
Hintergrund gefaktem Schreien zieht sich der Song wie ein Kaugummi in die Länge.
Leider ohne viel Spektakuläres. Klar, der Grundtenor des Songs an sich (das
Langsame, leicht Melancholische bis Angstvolle) an sich hat natürlich eine
gewisse Wirkung. Aber wenn ich eben diese Musik in diesem Tempo hören will und
dabei an Angst und Kälte denken möchte, gibt es in meinem CD-Regal mindestens
20 CDs, die genau das gleiche transferieren nur mit bei weitem besserem, eingängigerem
Songwriting und viel mehr Emotionen (Ekove Efrits, die alten Shining
usw.). Wo ich allerdings vollstes Lob
verteilen muss, ist bei der Idee, die hinter den Lyrics steckt. Man zeigt die
schmutzigen, anwidernden Seiten und das Leben einer Stadt auf (eventuell von
Hamburg, der Heimatstadt der Band?). Es wird beschrieben, wie vergiftet und
leblos alles erscheint bzw. zeichnet Szenen von Menschen, die Anteil am
Geschehen in eben dieser Stadt haben (bzw. auch nur durch ödes Siechtum
Aufmerksamkeit auf sich ziehen bzw. Ekel erregen). Auch lässt der Texter natürlich
Anteil an seinen eigenen Empfindungen zu all den Schilderungen haben, die alle
Schattierungen der Depression bis hin zum Wahnsinn zu durchlaufen scheinen. Alle
Texte sind auf deutsch geschrieben, was dem Ganzen natürlich eine besondere
Note verleiht, denn Musik dieser Art gibt es inzwischen häufig, aber das Ganze
mit deutschen Lyrics ist wohl doch eher selten. Die Worte sind
aneinandergereiht, wie sie wohl empfunden wurden in dem Moment, den die
niedergeschriebenen Lyrics festhalten sollen, aber große Kunst ist dabei nicht
herausgekommen. Muss wahrscheinlich auch nicht sein, wenn man einfach nur die
Tristesse des Lebens beschreiben will... dafür eignen sich einfache,
unmissverständliche Worte vielleicht doch am besten. Ich weiß wirklich nicht, was es
genau ist, was mich davon abhält, dieses Album zu mögen, obwohl es eigentlich
eine gute Idee umsetzt (wenn auch mit klanglich nicht ganz ausgefeilten Mitteln)
und viele Emotionen zu channeln scheint. Ich habe einfach das Gefühl, dass das
alles zu „erdacht“ ist und nicht wirklich „erfühlt“. Denn es klingt
irgendwie so aufgesetzt, wie inszeniert oder nach Konzept zurechtgezimmert. Aber
ein ganz echtes Gefühl, was total packend und faszinierend ist, fehlt hier
einfach. In dem Moment, wo man das Album hört, wird man schon gut unterhalten
und findet die ein- oder andere Idee klasse. Aber es hat keine große
Nachwirkung... irgendwas, was man unbedingt gleich noch’mal hören will.
Wirklich ein ganz schwieriger Fall, diese Kreation! Anspieltipp: "Angstzustand" Punkte: 5,5 von 10 Review von Twilightheart
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