FEN – "Dustwalker"
Code666 Records - VÖ: 21.Januar 2013
In grau
gehalten, aber trotzdem nicht unattraktiv, kommt die ca. 1 cm breite Box daher,
in der sich das neue Fen-Album „Dustwalker“ versteckt. Das Booklet und die
nochmals in einem einfachen Pappschuber eingehüllte CD sind zusammen so dünn,
dass die Box eigentlich halb leer wirkt. Aber natürlich enthält sie dafür ein
Special, nämlich einen Anhänger mit Bandlogo, und außerdem einen Bonustrack
namens „Epilogue“. (Das ganze gibt es natürlich auch als normale CD ohne
Bonustrack.) Etwas ruppig beginnt das Album mit dem Track „Consequence“. Sofort werden einem die Lyrics rau gurgelnd um die Ohren gehauen, während die Gitarren und das Schlagzeug scheinbar zügellos und etwas konfus vor sich hin jagen. Ich bin nicht sicher, ob es an meiner Sound-Anlage liegt, aber ich kann die Musik leider nicht laut aufdrehen, ohne dass der Klang arg leidet. Schade. Im späteren Verlauf der Komposition wird es etwas melodischer als am Anfang, ein klarer Hintergrundgesang mischt sich unter und die Instrumente scheinen nun harmonischer zusammenzuwirken, wenn auch noch nicht 100%ig nachvollziehbar. Schön ist der Flüstergesang, der sich in all das grobschlächtige Stimm-Gekratze einschleicht. Auch beinahe geschriene Worte sind nur ein paar Takte entfernt. Aber was in jedem Fall unüberhörbar ist, ist die Leidenschaft, die im Gesang liegt. Sänger „The Watcher“ röhrt sich wirklich die Seele aus dem Leib mit seiner scheinbar geschundenen Stimme. An das musikalische Getümmel muss man sich ansonsten erst mal gewöhnen. Von den Lyrics sind immer nur Satzfetzen im Booklet abgedruckt, was eigentlich schade ist, denn diese Exzerpte lesen sich vielversprechend. Textlich wird man in bizarre, zum Teil wirklich traurige Welten entführt... trotzdem träumerisch und mit einer gewissen Todesromantik, wenn es so was gibt. Im zweiten Song „Hands of dust“ wird es sehr viel langsamer und tragender. Die Lyrics werden nun beinahe schmeichelnd, aber doch mit viel Wehmut dahingeschmachtet. Die Instrumentierung ist stark zurückgenommen, nur Wesentliches dringt nach vorne, und das sind zarte Gitarrenklänge und eine wirklich abwechslungsreiche, stimmliche Interpretation. Diese durchzieht Höhen und Tiefen und schleudert den Hörer in ein Gefühlschaos, welches in packenden Schreipassagen endet. Am besten man lässt sich hier einfach tragen von dem Gefühl in der Musik, ohne großartig werten zu wollen. Das
dritte Lied „Spectre“ beginnt extrem harmonisch, man fühlt sich durch die
Musik in eine Traumlandschaft mit untergehender Sonne versetzt. In weiten Teilen
des Songs kommen nur positive Gefühle an die Oberfläche. Zwar wirkt auch
dieser Song noch etwas unausgereift, aber andererseits wieder ruft das die
Vorstellung hervor, wie die Band einfach vor sich hin musiziert, ohne auf Qualität
zu achten, sondern einfach nur sämtlichen Emotionen freien Lauf lässt. Und so fließt das Album dahin, mal mehr, mal weniger gewöhnungsbedürftig. So richtig gewaltig wird es in Song Nr. 6., der da mit dem ansprechenden Titel „The black sound“ daherkommt. Er hat alles: emotionales Growling, mal tief, mal kreischig, eine sagenhafte Klangwelt, mal brachial, mal sentimental, und vor allem eine unglaublich große Spannweite an Gefühlen, die vertont sein wollen und einfach rauswollen. Wuchtig wird dies umgesetzt und macht den Song zum bisher besten Track des Albums. Auch
im weiteren Verlauf des Albums tauchen immer wieder starke Sequenzen auf, die
sehr energisch und derb rüberkommen, aber auch immer wieder von sanfteren Parts
abgelöst werden. Anspieltipp: "The black sound" Punkte: 8 von 10 Review von Twilightheart
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