Formloff – "Spyhorelandet"

Eisenwald/ VÖ: 12.März 2012

Sollte mich die Tatsache, dass IKEA nun auch schon die Metal-Szene erobert, stutzig machen? Nun gut, ganz so schlimm ist es nicht. „Recorded at IKEA Studios Oslo“ steht da lediglich. Kann ja das Studio nix dafür, wer es gegründet und benannt hat und dass dessen Name so gar nicht zum BM passt. Wie sich später herausstellen soll, ist die Aufnahmequalität nicht gerade die beste, die vorstellbar gewesen wäre, insofern wird man von diesem Studio hoffentlich nicht mehr allzu oft hören. Doch da es sich um eine norwegische Band handelt, die alle Songs in norwegischer Sprache singt (die als solche vom Klang her ja schon von Haus aus ein Plus ist), will ich mich von all dem erst mal nicht abschrecken lassen und unvoreingenommen reinhören. Denn zumindest das Cover macht einen gewissen Eindruck auf mich. Es spiegelt die Lyrics wieder, in denen es darum geht, dass am Ende, wenn man alle Fassaden eingerissen hat, nichts als die nackte Wahrheit (in Form von menschlichen Tragödien, sowohl in privatem als auch geschichtlichem Kontext) übrig bleibt ... die wahre Essenz des Menschen, die leider viel zu oft verkannt wird.

Der Vorab-Band-Check fördert die Info zutage, dass es die Band tatsächlich schon eine Weile gibt. Nach 4 Demos hat die Kombo aus Nes in Norwegen 2006 schon ein Album bei einem No-Name-Label herausgebracht, welches weitgehend unbekannt sein dürfte. Außerdem scheint es offensichtlich, dass man Probleme hat, die Band zu kategorisieren. Von Melodic Death über Progressive Rock bis hin zu (O-Ton des Labels) Rural Atmospheric Norwegian Black Metal war alles dabei. Nachdem ich reingehört habe, würde ich persönlich es (obwohl stellenweise tatsächlich kurz rockige Anleihen vorhanden sind) dem Avantgarde Black Metal zuordnen. Wie man beim Wort „Avantgarde“ vielleicht schon vermuten möchte, handelt es sich um nicht allzu leicht verdauliche Kost. Zum ersten Eindruck mag sogar das Wort „wirr“ passen. Gleich im ersten Song werden auf einer ruppigen BM-Grundlage bewusst disharmonische Klangwelten erzeugt, die so gar nicht Eingang ins „Mag-ich-irgendwie“-Zentrum des Gehirns finden wollen, sondern sich wirklich eklig anfühlen. Bis auf wenige Stellen, die kurzzeitig wirklich blackmetallisch rüberkommen (manch winzige Kleinigkeit erinnert mich sogar an Shining, wie zum Beispiel gewisse Samples und fast gesprochene Parts), bleibt das Album widerspenstig. Verworrene Melodielinien, die zwar oftmals energisch, aber niemals wirklich mitreißend sind, werden durch ganz schlechten Schlagzeugklang und mittelmäßige Gitarrenriffs ergänzt. Jemand, der es ungeachtet der Qualität besonders abwechslungsreich mag, wird sich beim Hören des 53-minütigen Albums vielleicht wie im Wunderland fühlen, denn viele Kleinigkeiten und Absurditäten gibt es tatsächlich zu entdecken, aber ich fürchte, es ist ein schmaler Grad zwischen „Durcheinander“ und echter Avantgarde-Musik, die am Ende einen Sinn ergibt. Die Künstler selbst würden im Zweifelsfall bestimmt damit argumentieren, dass sie durch die Musik eine gewisse Zerrissenheit oder dergleichen darstellen wollen (das ist natürlich ihr gutes Recht), und der Wille hierzu ist auch lobenswert, aber die Umsetzung ist nicht wirklich gelungen. Es fehlt einfach der rote Faden, an dem man sich festhalten kann, oder zumindest einige Aha-Momente, die in Erinnerung bleiben wollen. Das Einzige, was mich (sollte ich mal viel Zeit übrig haben) dazu bringen könnte, mir das Album noch mal bewusst anzuhören, ist der Gesang. Dieser ist zugegebenermaßen energisch und voller Inbrunst, aber vor allem klar und deutlich gesungen (mit leicht rauchiger Stimme), so dass man hier wunderbar seine Norwegisch-Sprachkenntnisse auffrischen kann. 

Obwohl ich gerne möchte, kann ich hier nicht mal Bonus-Punkte für die Herkunft geben (Stichwort: Lieblings-Urlaubsland), neben den Texten bringt lediglich der Avantgarde-Aspekt (soll heißen, die Intention) einige Punkte. Eine Kaufempfehlung kann ich ansonsten leider nicht wirklich aussprechen. Allerdings will ich der Band nicht die Daseinsberechtigung absprechen. Es gibt einige Elemente auf dem Album, die kurzzeitig aufhorchen lassen. Bei besserer Studioarbeit, oder unter Zuhilfenahme von jemandem, der das Album ordentlich nachbearbeitet, könnte ein zukünftiges Album vielleicht bessere Chancen haben.

Anspieltipp: "Drokkne i ei flo ta åske"                                                    Punkte: 5 von 10

Review von Twilightheart

 

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