Gernotshagen – "Märe aus wäldernen Hallen"

(VÖ: 19. Januar 2007)

Drei Jahre ließ das zweite mit „Märe aus wäldernen Hallen“ betitelte Studioalbum der thüringer Pagan/Black Metal Formation GERNOTSHAGEN auf sich warten. Nachdem der Erstling „Wintermythen“ eine beigeisterte Anhängerschaft im gesamtdeutschen Raum fand, entstand über die lange Zeit der Stille eine hohe Erwartungshaltung, die nun mit 9 sauber produzierten Songs auch keineswegs enttäuscht wird.

Wer allerdings glaubt, die neue Scheibe knüpfe nahtlos an das an, was „Wintermythen“ ausmachte, der irrt.
Thematisch wird der heidnische Gedanke in den durchgängig deutschen Texten umgesetzt und erfährt eine globalisierende Steigerung gegenüber der eher regionalen mythisch-sagenhaften Herangehens- und Sichtweise des Vorgängerwerks.
Auch musikalisch sowie technisch ist eine Veränderung im positiven Sinne zu erkennen. Die Pagan-Hymnen sind klarer strukturiert und bieten dem Hörer ein abwechslungsreiches Farbenspiel an Tönen. Die Bandbreite des eigenwilligen und unverkennbaren Stils der Band variiert von schnellen Gitarrenriffs bis hin zu sanft-verträumten Akustikpassagen. Auch stimmungstechnisch wird von aggressiv-kämpferisch bis melancholisch alles geboten. Diese Atmosphäre wird wunderbar getragen und produziert durch eingängige fast schon soundtrackartige Keyboarduntermalungen, die nicht nervtötend daherkommen sondern im Gegenteil tausend Fantasiebilder von herrlichen Landschaften vor dem geistigen Auge entstehen lassen. Etwas überdosiert wirkt im Gegensatz dazu der Einsatz des klaren Gesangs, an dem man sich schnell satt hört und an dessen Qualität durchaus noch gefeilt werden sollte. Ansonsten agiert der Fronter gewohnt fies dunkel keifend und in hochtönigen Frequenzen kreischend, wie es sonst nur Experten wie Dani Filth liefern.
Wer nun „Wintermythen“ und die Folge-CD vergleicht, wird feststellen, dass diese Aufgabe eine wahre Herausforderung ist. Beide Alben haben ihren ganz eigenen Reiz und stehen sich als eigenständige Werke in Intensität und Kreativität in nichts nach. Betrachtet man nun beide Produktionen etwas differenzierter, so wird klar, dass „Märe aus wäldernen Hallen“ für das thüringer Sextett einen qualitativen Quantensprung bedeutet und neben dem ersichtlichen Detailreichtum sich vergleichsweise mehr Herzblut, Passion und eigenständiger Stil in den heroisch dargebotenen Liedern verstecken als in dem ebenfalls gelungenem Debut.

Dieses rundum solide Album darf in keinem Plattenschrank eingefleischter Pagan-Fans fehlen, die vor allem der thüringer Schule à la Menhir und XIV Dark Centuries etwas abgewinnen können.
Als kleiner Geheimtipp zum Abschluss sei gesagt, dass GERNOTHAGEN live immer wieder sehens- und hörenswert sind, da die Umsetzung der Songs auf der Bühne eine weitaus größere Kraft besitzt und auch zum Teil erheblich, aber nicht nachteilig, von der gepressten Version differiert.

Mehr Infos unter www.gernotshagen.de

Anspieltipp: "Schlachtensang der Einherjer"                                                    Punkte: 9 von 10

Review von Anja

Gernotshagen live beim Ragnarök Festival 2006:

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