Heaven Shall Burn- "Deaf to our prayers"

(Century Media / VÖ: 28. August 2006)

Heaven Shall Burn kannte ich bisher nur von Konzerten. Da fielen sie mir vor allem durch ihr hohes Energielevel auf, das sich schnell auf die Leute vor der Bühne übertrug, so dass dementsprechend heftig die Post abging. Mit CDs von ihnen habe ich mich nicht beschäftigt – bis heute. Und ich kann vorwegnehmen, ich bin positiv überrascht.

Ohne Vorgeplänkel steigt man in den Opener „Counterweight“ ein, bei dem sich schon in den ersten Takten zeigt, dass hier dem Schlagzeuger einiges abverlangt wird, denn es gibt Doublebase-Parts en masse. Der Gesang ist sehr dominierend, und die Gitarren klingen kalt und industriell, was mich zeitweise ein bisschen an den Gitarrensound von Hypocrisy erinnert. „Trespassing The Shores Of Your World“ bleibt dem eingeschlagenen Pfad treu. Extrem schnelle Passagen wechseln sich mit langsamen bisweilen sogar schleppenden Passagen ab. Marcus´ Gesang verleiht dem Ganzen eine aggressive Note, man kann förmlich fühlen, wie sich bei ihm die Venen am Hals abzuzeichnen beginnen. 

„Profane Believers“ hat so etwas wie ein Instrumental-Intro. Ein catchy Riff und Beckenschläge wecken Neugier, was da kommen mag. Weiter geht´s mit einer Passage, die mich vom Schlagzeug her an Fear Factory erinnert, die auch diese extrem kurzen Attacken in ihren Songs haben. Im Mittelteil taucht dann eine Gitarrenmelodie auf, die sofort ins Ohr geht und sich da auch festsetzt, während die Band schon wieder der  Raserei verfällt. Auch bei dem folgenden „Stay The Course“ sorgen die Gitarren für den Widererkennungswert. Dieser Song hat absolutes Haarschüttelpotential!

Mit „The Final March“ stellen Heaven Shall Burn unter Beweis, dass sie ein gutes Gespür für Melodien haben. Um den Anfangsteil dieses Stückes dürften sie bestimmt von einigen Herren aus Göteborg beneidet werden. Aber auch der Rest des Songs ist nicht zu verachten. Bei den zweistimmigen Leads und einem tollen Rhythmus lässt sich das Kopfwackeln nicht vermeiden. Ziemlich melodisch geht es auch bei „Of No Avail“ zu. Die Gitarren werden ziemlich entzerrt und hören sich auch etwas höher als auf den vorherigen Songs an, was eine enorme Frische einbringt. Außerdem sind auch hier schwedische Einflüsse nicht zu überhören.

„Armia“ ist meiner Meinung nach im metaphorischen Sinne die „Ballade“ des Albums. Dieser Song ist das, was „Paled Empty Sphere“ auf der Comebackscheibe von Hypocrisy war: Das Stück, was nicht so wirklich ins Konzept passt, aber absolut faszinierend ist. Vom Tempo her gemäßigt und von einer homogenen Struktur. Es wird eine wahnsinnige Kälte und Schwermut erzeugt, aber gleichzeitig ist der Song auch unendlich kraftvoll. Knapp sechs Minuten, die viel zu schnell vergehen.

Zum Glück beginnt „mybestfriends.com“ in ähnlicher Tonlage, so dass man nicht sofort unsanft aus seinen Gedanken gerissen wird. Das ist aber schon die einzige Parallele, denn die Geschwindigkeit wird sofort wieder gesteigert. In diesem Track fallen sofort die Gitarrenleads auf, die die Vocals an einigen Stellen unterstützen und die ich bei der Songstruktur nicht unbedingt erwartet hätte. Im späteren Verlauf werden sie sogar zu einem zweistimmigen Lead, das den Song mehr oder weniger als Solo ausklingen lässt. „Biogenesis (Undo Creation)“ ähnelt den ersten beiden Stücken. „Dying In Silence“ beginnt mit industriellen Synthieklängen, zu denen die Gitarren hinzukommen und von einem lang gezogenen Schrei. In diesem Stück findet vereinzelt ein bisschen Gesangsvariation statt, was mir sehr gut gefällt. 

Der letzte Track „The Greatest Gift Of God“ fällt noch mal aus dem Rahmen. Schleppende, atmosphärische Gitarren und einem Text, in dem das Wort „Hard Rockers“ am meisten vorkommt, wenn ich es denn richtig verstanden habe. Leider liegen mir die kompletten Texte nicht vor, so dass ich darüber nicht viel sagen kann, außer dass die Fragmente, die ich verstanden habe, sehr tiefgehend sind, so dass man auch sein Gehirn einschalten kann.

Heaven Shall Burn lassen sich nicht lumpen und geben gute 48 Minuten lang Vollgas. Dabei fallen einem bei jedem weiteren Durchgang neue Details auf, was das Album auch für Hörer interessant macht, die mit diesem Stil nicht so vertraut sind. Das Quintett schafft es, geschickt Einflüsse aus anderen harten Spielarten einzuweben, ohne jedoch die eigene Identität zu verlieren. Leichte Abzüge in der B-Note gibt es für den Gesang, der mir über weite Strecken zu eintönig und teilweise auch zu dominant abgemischt ist. 

Anspieltip: "Armia"

Punkte: 7,5 von 10                                                                                         Review von Wiebke

"Heaven Shall Burn"/ live:

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