Helfahrt – "Wiedergang"

Trollzorn/ VÖ: 4. Juli 2008

Nachdem die pagane Helfahrt-Reise mit einem aussergewöhnlichen Klanggewirr namens „Halja“ eingeläutet wurde, geht es gleich voll los mit Klängen, die im Vergleich zum letzten Helfahrt-Album viel intensiver, sogar stellenweise aggressiver rüberkommen. Das Stück nennt sich „Nu Distel, Nu Dorn“, wird gegen Ende hin auch recht abwechslungsreich und besticht vor allem durch die Lyrics. Wortkreationen a la „Nieselkalte Nebelmauern“ stechen mir besonders in’s Auge, da sie mich an Dornenreich erinnern. 
Was den Klang betrifft, so kann man fast ohne nachzulesen vermuten, dass das Album in den Helion-Studios aufgenommen wurde, da jeder Ton bis in’s letzte nachbearbeitet, sprich perfektioniert wurde. Ich persönlich mag es zwar lieber naturbelassen wie bei den Aufnahmen von z.B. Kampfar, wo die Drums in einem Durchlauf aufgenommen und nicht mehr nachbearbeitet wurden, aber das ist natürlich Geschmackssache. Ich kenne auch genügend Leute, die einem perfekt durchgestylten Sound durchaus die höchste Priorität geben.
Der zweite Song wartet genau wie der vorherige erst im zweiten Teil mit Abwechslungen und Überraschungen auf. Das hektische in diesem Stück ist allerdings nicht mein persönlicher Geschmack. Da geht das dritte Stück, was wohl ein Zwischenstück ist, schon viel angenehmer in’s Ohr. Es beginnt mit Klängen aus der Natur, die sich auch bis zum Ende hin durchziehen, von schönen Gitarrenmelodien begleitet. "Altsommer" nennt sich das Ganze und es ist schade, dass gerade dieses Stück so kurz ist. Von mir aus hätte das ganze ruhig 10 Minuten lang sein können.
Danach wird es wieder brachialer, mit einem Lied, welches die Band auch schon öfters live vorgestellt hat. Es nennt sich „Die Erde birgt den Tod...“ und hier möchte ich besonders die Lyrics loben, die zwar einerseits sehr entmystifiziert sind, aber gerade durch die klare, schnörkellose Sichtweise schon wieder als völlig eigene Art der Poesie bezeichnet werden können. 
Der Song „Perchta“ kommt am extravagantesten und somit für mich mit am besten rüber. Fantastisches Songwriting! Darf man annehmen, dass es hier um die Ursprünge der Perchtnacht geht, bzw. um die Eigeninterpretation einer Überlieferung, die dieser zugrunde liegt? Da im Booklet der CD auch ein Perchten e.V. gegrüsst wird, scheint dies nicht abwegig zu sein. Witzig, dass es der aus der Gemeinde ist, wo ich ab-und zu mal wohne. Die machen hier jährlich riesen Krach in der Perchtnacht und laufen mit Masken durch die Strassen. Naja, spätestens ab jetzt muss ich bei deren Anblick in der Zukunft wahrscheinlich an Helfahrt denken. 
Auch der nächste Song „Auf Nagelfars Deck“ gefällt mir streckenweise recht gut, da er ein paar Gitarrenriffs hat, die fast schon rockig sind. Und im Mittelteil hat der Song eine schöne Gitarrenwand, die als Stilbruch recht angenehm ist. Die echt heavy Gitarre kommt auch im folgenden Song „Herbst“ wieder zum Einsatz, der auch aufgrund der kompromisslosen, hingebungsvollen Art des Gesangs einen der  besten Songs des Albums darstellt.
Nach Herbst folgt nicht nur bei den Jahreszeiten, sondern auch auf "Wiedergang" zwangsweise „Winter“ und dieses Instrumentalstück bildet mit schönen, aber leicht melancholischen Klängen dann auch den Abschluss des Albums.
Auf jeden Fall haben Helfahrt mit „Wiedergang“ ein Album geschaffen, welches besonders die eingefleischten Fans der Band beglücken dürfte, da die Band nun wieder schön viel neues Live-Material hat, und meiner Meinung nach sind Helfahrt eine Live-Band, da sie einen Frontmann haben, der mit ganzem Herzen seine Musik lebt und auf der Bühne durch seine Hingabe seine Musik zu einem besonderen Erlebnis machen kann.

Anspieltipp: "Herbst"                                                                                  Punkte: 7 von 10

Review von Twilightheart

Helfahrt live:

 

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