Nachdem
die pagane Helfahrt-Reise mit einem aussergewöhnlichen Klanggewirr namens „Halja“
eingeläutet wurde, geht es gleich voll los mit Klängen, die im Vergleich zum
letzten Helfahrt-Album viel intensiver, sogar stellenweise aggressiver rüberkommen.
Das Stück nennt sich „Nu Distel, Nu Dorn“, wird gegen Ende hin auch recht
abwechslungsreich und besticht vor allem durch die Lyrics. Wortkreationen a la
„Nieselkalte Nebelmauern“ stechen mir besonders in’s Auge, da sie mich an
Dornenreich erinnern.
Was den Klang betrifft, so kann man fast ohne nachzulesen vermuten, dass das
Album in den Helion-Studios aufgenommen wurde, da jeder Ton bis in’s letzte
nachbearbeitet, sprich perfektioniert wurde. Ich persönlich mag es zwar lieber
naturbelassen wie bei den Aufnahmen von z.B. Kampfar, wo die Drums in einem
Durchlauf aufgenommen und nicht mehr nachbearbeitet wurden, aber das ist natürlich
Geschmackssache. Ich kenne auch genügend Leute, die einem perfekt
durchgestylten Sound durchaus die höchste Priorität geben.
Der zweite Song wartet genau wie der vorherige erst im zweiten Teil mit
Abwechslungen und Überraschungen auf. Das hektische in diesem Stück ist
allerdings nicht mein persönlicher Geschmack. Da geht das dritte Stück, was
wohl ein Zwischenstück ist, schon viel angenehmer in’s Ohr. Es beginnt mit Klängen
aus der Natur, die sich auch bis zum Ende hin durchziehen, von schönen Gitarrenmelodien
begleitet. "Altsommer" nennt sich das Ganze und es ist schade, dass
gerade dieses Stück so kurz ist. Von mir aus hätte das ganze ruhig 10 Minuten
lang sein können.
Danach wird es wieder brachialer, mit einem Lied, welches die Band auch schon öfters
live vorgestellt hat. Es nennt sich „Die Erde birgt den Tod...“ und hier möchte
ich besonders die Lyrics loben, die zwar einerseits sehr entmystifiziert sind,
aber gerade durch die klare, schnörkellose Sichtweise schon wieder als völlig
eigene Art der Poesie bezeichnet werden können.
Der Song „Perchta“ kommt am extravagantesten und somit für mich mit am
besten rüber. Fantastisches Songwriting! Darf man annehmen, dass es hier um die
Ursprünge der Perchtnacht geht, bzw. um die Eigeninterpretation einer Überlieferung,
die dieser zugrunde liegt? Da im Booklet der CD auch ein Perchten e.V. gegrüsst
wird, scheint dies nicht abwegig zu sein. Witzig, dass es der aus der Gemeinde
ist, wo ich ab-und zu mal wohne. Die machen hier jährlich riesen Krach in der
Perchtnacht und laufen mit Masken durch die Strassen. Naja, spätestens ab jetzt
muss ich bei deren Anblick in der Zukunft wahrscheinlich an Helfahrt
denken.
Auch der nächste Song „Auf Nagelfars Deck“ gefällt mir streckenweise recht
gut, da er ein paar Gitarrenriffs hat, die fast schon rockig sind. Und im
Mittelteil hat der Song eine schöne Gitarrenwand, die als Stilbruch recht
angenehm ist. Die echt heavy Gitarre kommt auch im folgenden Song „Herbst“
wieder zum Einsatz, der auch aufgrund der kompromisslosen, hingebungsvollen Art
des Gesangs einen der besten Songs
des Albums darstellt.
Nach Herbst folgt nicht nur bei den Jahreszeiten, sondern auch auf
"Wiedergang" zwangsweise „Winter“ und dieses Instrumentalstück
bildet mit schönen, aber leicht melancholischen Klängen dann auch den
Abschluss des Albums.
Auf jeden Fall haben Helfahrt mit „Wiedergang“ ein Album geschaffen, welches
besonders die eingefleischten Fans der Band beglücken dürfte, da die Band nun
wieder schön viel neues Live-Material hat, und meiner Meinung nach sind
Helfahrt eine Live-Band, da sie einen Frontmann haben, der mit ganzem Herzen
seine Musik lebt und auf der Bühne durch seine Hingabe seine Musik zu einem
besonderen Erlebnis machen kann.
Anspieltipp:
"Herbst"
Punkte: 7 von 10
Review
von Twilightheart
Helfahrt
live:
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