Falls es das
Cover des Albums noch nicht ganz klarmachen sollte, es handelt sich bei
„Sturmgewalt“ um ein erstklassiges Pagan- Metal- Album in deutscher Sprache
mit allen Merkmalen des Pagan, aber ohne nervige Thrash- Passagen. Also geballte
Pagan- Kraft auf einer CD ohne Lückenfüller oder (wie bei anderen Bands viel
zu oft praktiziert) Exkurse in nicht passende Black- Gefilde. Also einfach nur
die pure Essenz aus dem Besten des Pagan.
Das Album
beginnt mit einmalig schönen Klängen. Das ganze trägt den Titel „Ein Sturm
zieht herbei...“ und man findet sich plötzlich mitten im Regen wieder... man
hört die Tropfen fallen, ein Donnergrollen ... und hierein mischt sich der
kurze aber atemberaubende Gesang von Gaby Koss (die viele der bayrischen Fans
vielleicht von ihrem Mitwirken bei Equilibrium kennen, oder als Ex-Mitglied von
Haggard). Auch der Ruf des Raben ist zu hören und es mischen sich unter Gaby`s
einmalige Stimme dudelsackähnliche Keyboardklänge, die dem ganzen eine sehr
mysteriöse und leicht mittelalterliche Note geben. Dieser wunderschöne Teil
ist leider viel zu kurz. Nun ja, aber mit dessen Ende in Form von Flötenklängen
ist der Sturm dann endgültig herbeigezogen und bricht nun mit dem nächsten
Track „Markomannenzorn“ vollends über den Hörer herein. Und was man nun hört,
ist zu 100 % Helfahrt. Die fetten Gitarrenriffs werden einem nur so um die Ohren
gehauen, von wilden Drums und einem ruhelosen Bass begleitet, gekrönt von dem
absolut hingebungsvoll- brachialen Gesang von Njord, der mir persönlich bestens
gefällt, weil es kein künstliches Gegrowle ist, sondern es klingt eher, als würde
jemand, der mit normaler tiefer Stimme singt, sehr wütend und aggressiv singen,
so dass die Stimme durch die Gefühlslage so rauchig klingt. Eventuell
vergleichbar mit der Art, wie Thomas Väänänen von „Thyrfing“ singt.
Voller Wucht und leicht gepresst, aber nicht künstlich. Außerdem ist die
Singstimme von Njord angenehm, weil sie eine besondere Tonlage hat: nicht zu
tief, aber auch nicht diese normale Durchschnittstonlage, die nicht hoch und
nicht tief klingt ... sondern es ist ein interessanter Klang genau zwischen Tief
und Mitte, eine eigene halbtiefe Schattierung also, die der Musik zusätzlich
eine eigenständige Note gibt.
Nun kannte ich etliche Songs des neuen Albums ja schon von diversen
Live-Auftritten der Band, bei denen die Songs quasi eingesungen und am
„lebenden Fan“ getestet wurden. Zwar sind die Songs live immer noch einen
Tick eindrucksvoller (was eventuell auch an der Live-Akustik und – Atmosphäre
liegt), aber auf dieser CD kommen sie trotzdem auch gut rüber, vor allem „Lewwer
duad üs slaav“ (was wohl soviel bedeutet wie „Lieber tot als versklavt“),
welches noch ein markantes Outro zu bieten hat (was das ist, davon dürft ihr
euch selbst überraschen lassen). Doch erst mal leitet einen das melancholische
Intro mit Flötenklängen und Maultrommel behutsam in den Song, bevor man von
der typischen Helfahrt- Wucht überrollt wird. Und wie man sich beim Titel schon
ausmalen kann, ist der ganze Track ziemlich leidenschaftlich, da ist wirklich
eine Menge Dampf auf den Kesseln, der raus will. Und auch das geniale und
feurige „Im Moor...“ , welches bei den Helfahrt Live- Gigs auch regelmäßig
für Furore gesorgt hat in der Vergangenheit, fehlt auf dem Album natürlich
nicht.
Im übrigen ist es erstaunlich, wie ausgereift diese Band auf ihrem ersten
richtigen Label- Album daherkommt. Nun gut, es gibt Musiker in der Band, die
bereits Erfahrung in anderen Bands gesammelt haben, aber das allein ist es
nicht. Es liegt sicher auch daran, dass diese Band mit ganzem Herzblut dabei ist
und ihre ganze Energie und Leidenschaft in die Aufnahmen für das Album gesteckt
haben. Und wenn Musiker so ehrlichen Herzens bei einer Sache sind, wird es ja im
Normalfall gut. Denn die Leidenschaft ist nach wie vor das Wichtigste an einem
Album. Da können bekannte Bands mit noch so ausgefeilt- technischen Studio-
Alben daherkommen, wenn man nicht die Hingabe jedes einzelnen Musikers fühlt
auf einem Album, dann ist das alles nichts wert. Insofern würde ich persönlich
jederzeit eine Band wie Helfahrt vorziehen, wo wirklich in jeder einzelnen Zeile
und Note die Leidenschaft zu spüren ist. Hier geht es noch um ehrliche Musik
und darum, die Visionen des Songschreibers auf bestmögliche Art und Weise zum
Leben zu erwecken.
Ein absolutes Highlight des Albums ist sicherlich der Titeltrack
„Sturmgewalt“, der wirklich unglaublich wuchtig und gnadenlos daherkommt. Pagan
music is alive! Dieser Song ist der ultimative Beweis dafür. Nun habe
ich die Live-Qualitäten dieses Songs einen Tag vor Schreiben dieses Reviews ja
schon testen können, aber da dies die Premiere war, konnten die Fans noch nicht
mitsingen. Aber ich sage hiermit voraus, dass dieser Song nach Veröffentlichung
bei allen Gigs von Helfahrt die ersten Reihen zum Kochen bringen wird. Die Fans
werden mitgrölen, die Fäuste ballen, und sich die Nackenmuskeln wund bängen...
na ja, gut, sicher nicht beim kurzen Zwischenspiel mit eher einfachen Gitarrenklängen,
aber dies ist nur eine Verschnaufpause von Sekunden, danach bricht die
Sturmgewalt umso mächtiger über einen herein. Dieser Track ist wirklich ein
Meisterwerk (und gleich beim ersten Hören mein absoluter Favorit des Albums
gewesen). Ihr werdet ihn lieben (und das ist keine Vermutung, sondern ein
Versprechen!!).
Die CD bietet auch zwei reine a-capella- Stücke. Zum einen wäre da „Zu spätem
Schein“, wo es natürlich ruhiger und leicht melancholisch zugeht... da hört
man den Ruf des Uhus untermalt von einer akustischen Gitarre, und man kann sich
hinwegträumen in die Wälder zu später Stunde, bzw. „zu spätem Schein“.
Das zweite Akustikstück ist „Der letzte Weg“, welches den Hörer mit Flöte
und Gitarre aus dem Album herausführt (und den Finger zum „Repeat“- Button
führt).
Fazit: Wenn ich
dieses Album höre, bin ich doch wieder stolz auf die Untergrund- Szene der Münchner
Gegend. Fast will ich mich hinreißen lassen zu der Bemerkung, dass wir hier die
beste Untergrund- Szene überhaupt haben.
Und was nun Helfahrt im speziellen betrifft, so haben die Jungs hier wirklich
ein Pagan- Metal- Album der Sonderklasse abgeliefert. Sicher kennt ihr das, dass
über die Jahre manche CDs, die man besitzt, im Regal versacken, während man
andere immer wieder rausholt und auch nach Jahren immer wieder hört. Das „Sturmgewalt“-
Album wird unter Garantie zu denen gehören, die ihr immer wieder gerne und
voller Hingabe hören werdet. Also holt euch dieses zeitlos geniale Album,
solange man es noch zum günstigen Preis direkt bei der Band bestellen kann
(alle Infos hierzu momentan auf www.helfahrt.com
), denn ich könnte mir vorstellen, dass das Album (und vor allem der Titeltrack
„Sturmgewalt“) ein Klassiker in der Pagan- Szene werden wird und dass es
noch eine Zweitpressung geben wird.
Als kleine
Zusatzinfo: neben (wie bereits erwähnt) Gaby Koss haben als Gastmusiker auf
diesem Album noch René von "Equilibrium" und Michael von „Somber
Serenity“ mitgewirkt.
Hier noch die Songreihenfolge des Albums: Ein Sturm zieht herbei.../
Markomannenzorn/ Im Moor.../ Luznacht/ Lewwer duad üs slaav/ Sturmgewalt/ Zu spätem
Schein/ For your calm.../ Donars Groll/ Der letzte Weg.
Anspieltip: „Sturmgewalt"/
Titelsong
Punkte:
10 von 10
Review von Twilightheart
Njord/
Helfahrt live on stage:
<<<zurück
zu "Reviews"
|