Hokum – "Pi"

VÖ: 11. Juli 2008/ Info: hokum.de

Bei Hokum handelt es sich um eine bayrische Band, die es durch einige Live-Auftritte in den vergangenen Jahren geschafft hat, dass sich der ein oder andere Metaller den Bandnamen gemerkt hat. Von ihnen schneit nun das neueste Werk herein.
Ein Album, welches ein großes „Pi“-Zeichen auf dem Cover hat (aus Zahlen wie im „Matrix“-Film geformt) weckt natürlich sofort meine Aufmerksamkeit. Mal abgesehen von den Erinnerungen an den Mathematikunterricht ist die erste Assoziation mit diesem Zeichen, dass es sich bei dem Album vielleicht um mathematische Songkonstruktionen wie bei den späten Vintersorg oder Cronian handeln könnte. Ich war also gewillt, mich diesbezüglich überraschen zu lassen. 

Das Album beginnt ziemlich straight forward (mit fast Power-Metal-artigen Gitarrenriffs) wird aber bald darauf verspielter. Während der Gesang deathig-grunzend ist und auch Bass und Schlagzeug mehr in die Death/Thrash-Richtung gehen, wird der Gitarre Raum für absolute Dominanz und Entfaltung gegeben, sei es durch abwechslungsreiche und Aufmerksamkeit einfordernde Riffs oder ganze Experimentier-Passagen, die zwar keine Soli sind, aber ziemlich energiegeladene, lange Spielattacken. 
Wie der erste Song endet, so beginnt der zweite, nur dass dieser im Laufe des Tracks noch unterhaltsamer wird. Langsame, leicht verträumte Teile werden in den deathigen Kontext genauso eingefügt wie eine erneute und sehr deutlich von den anderen Instrumenten abgesetzte Gitarren-Orgie. Für Liebhaber von Gitarrenklängen, die sauber und klar die Hörnerven umschmeicheln, könnte das Album interessant sein, auch wenn man sonst keinen Thrash/Death mag. 
Der 3. Song ist ein sehr thrash-lastiges, schnelles Stück, wo man nicht weiss, ob die Eskapaden des Schlagzeugs ungewollt oder beabsichtigt sind, um dem ganzen etwas Extravagantes zu geben.
Im übrigen reiht sich das Album lyrisch tatsächlich bei „Cronian“ und anderen Bands ein, die menschliche Gefühle in einem kosmischen Zusammenhang betrachten, wobei einige Songs allerdings auch reine Auseinandersetzungen mit Tod oder Bewusstsein sind.
Das Album muss fast als Instrumentalwerk bezeichnet werden, denn der Gesang scheint beinahe nur dekoratives Beiwerk zu sein und ist keinesfalls zu aufdringlich, es sei denn die Intensität verlangt es an einigen Stellen. Ansonsten stehen unumstritten Songaufbau und die Instrumentierung im Vordergrund, mit der das Gefühl des jeweiligen Songs zum Leben erweckt wird. 

Aber in jedem Fall sind Hokum vollkommen anders als viele andere Death-oder Thrash-Bands, zumindest viel eigenständiger, experimenteller, abstrakter und haben ein positives Gespür für’s Songwriting.
Weiterhin erwähnenswert bezüglich des Albums ist die Tatsache, dass es in nur 9 Tagen aufgenommen wurde. Das Booklet ist strikt einfach und mathematisch-karg gehalten. 
Die 8 Stücke des Albums ergeben im Gesamteindruck ein Werk, welches in gewissem Sinne anstrengend ist, da jeder Song gespickt ist mit Klangorgien, die die volle Aufmerksamkeit des Hörers einfordern... als Hintergrundmusik bei anderen Tätigkeiten also vollkommen ungeeignet. Dafür kann man andererseits davon ausgehen, dass man auch nach dem x-ten Hören noch Neues entdeckt und das Album deshalb zu denen gehört, die man auch in zwei oder drei Jahren immer mal noch aus dem Regal holt für einen Durchlauf.

Alles in allem ein solides, beachtliches Werk, was in Death/Thrash-Kreisen nicht unbeachtet bleiben dürfte.  

Anspieltipp: "Pi" (Titelsong)                                                                     Punkte: 7,5 von 10

Review von Twilightheart

Jonas/Hokum live on stage:

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