Inhuman Hate – "Twilight of a lost soul"

Eisenwald - VÖ: 15. Mai 2010

Zuerst sei das Cover gelobt, welches, auf den ersten Blick einfach nur tristes, belangloses Grau, sich bei längerem Betrachten als eigenartige Kunst entpuppt. Man meint, alles mögliche in dem Bild zu erkennen. Ein Gesicht, Körper aus Nebelschwaden, Wolken, Schatten in der Nacht, Wald, Dämonen und sonstige schemenhafte Umrisse, in die man je nach Empfindung und Gemütszustand alles nur Erdenkliche reininterpretieren kann.

Donnergrollen, das Plätschern kalter, großer Regentropfen, ein paar einzelne Akkorde und stärker werdende Gewittergeräusche eröffnen den ersten Song des Albums „Twilight of a lost soul“ des Brandenburgischen selbstzerstörerischen Quartetts, dessen Musik mangels anderer Schubladen als Black Metal beworben wird, aber keiner ist, sondern eher in Richtung Doom/ Suicidal Avantgarde geht.
Nachdem die langsamen, halb düsteren, halb apathischen Harmonien des Intros den Hörer darauf eingestimmt haben, dass ihn in den kommenden 42 Minuten wohl eher Schwerverdauliches erwartet, gesellt sich endlich die Stimme des Sängers hinzu, der sich wie zwei weitere seiner Mitmusiker mit einem Initial betiteln lässt. Anfangs etwas rau und gewöhnungsbedürftig klingend hat man aber schon bald das Gefühl, keine andere Stimme würde zu dieser Musik in all ihrer Depression passen. Und obwohl die Stimme kratzig und röchelnd ist, kann man den Gesang nicht wirklich als Growling im herkömmlichen Sinne bezeichnen, stattdessen versteht man die zuerst deutschen, später englischen Texte, ohne dass es der Lyrics zum mitlesen bedarf, denn sprachlich sehr deutlich und jeden Vokal lang aussingend werden die Texte hier mit unglaublich viel Inbrunst vorgetragen. Und was man hier inhaltlich zu hören bekommt, kann spielend leicht mit den gängigen Selbstmord- /Melancholie-/ Weltuntergangsstimmung-Texten anderer bekannter Bands des Genres mithalten. Menschen, die sich gerne in einer solchen Stimmung suhlen, weil sie sich wiedererkennen, werden die Texte sicher gierig aufsaugen.

Musikalisch bleibt es größtenteils düster-schleichend, auch wenn zwischen all den langsamen und Midtempo-Tracks auch mal ein schnellgetaktetes Stück auftaucht, welches zu Abwechslung so etwas wie Rage oder Erwachen aus der Depression suggeriert. Trotz allem bleibt der Grundtenor schwer und schleppend und zieht den Hörer tief mit runter. Ab und an wird ein Gitarrensolo effektvoll ausgedehnt und man kommt in den Genuss klangvoller, lang ausklingender, beinahe sauberer Töne, die einen gekonnten Kontrapunkt darstellen zum sonstigen undurchdringlichen Geflecht der doomigen Melodielinien aller Instrumente, die allerdings in jedem Fall immer von der Gitarre dominiert werden, die sich wie ein zäher Nebel durch alle Songs zieht.
Das Album bietet etliche Highlights und Überraschungen, inklusive einer a-capella Schrei-Orgie des Protagonisten. Zwischen Verzweiflung und Hass von den eigenen Dämonen getrieben gipfelt das ganze in der Proklamation von Selbstmord, wenn auch hier leider in englischer Sprache. Alle Emotionen explodieren, bevor es zu einem heftigen Stilbruch kommt. Man meint sogar, einige Elemente des Düsterrocks zu vernehmen, aber hier ist es viel abgefahrener verarbeitet.

Was die Aufnahmequalität betrifft, so ist diese schon im besseren Bereich. Alles, was ineinander verwoben klingt, ist sicherlich absichtlich so konzipiert, soll doch alles ineinander fließen und eine Einheit bilden statt „nur“ das gewöhnliche Zusammenspiel von Stimme und Instrumenten, und soll sicher auch bewusst anders klingen als sonstige Produktionen.
Mit ihrem dritten Album haben „Inhuman Hate“ auf jeden Fall ein außergewöhnliches Werk zustande gebracht, das Achtung verdient, auch wenn sich im schlimmsten Fall nur echte Freigeister für soviel alles zerfressende Emotion öffnen können.

Punkte: 7,5 von 10

Review von Twilightheart

 

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