Knaat – "Die Lichtung"

Eigenproduktion/ VÖ: 13.Oktober 2012

Knaat, eine junge Band aus München, widmen sich wuchtigem Pagan-Metal, der auf den ersten Höreindruck arg mit Finsterforst, Ensiferum und Amon Amarth kokettiert. Hört man genauer hin, stellt sich heraus, dass Knaat eines ganz besonders gut können: Hits schreiben. Ein jeder Song ist gespickt mit eingängigen Melodien, Sing-a-long-Momenten, epischen Rhythmen.

Zu Beginn steht nach einem chorlastigen Keyboard-Intro mit Ensiferum-Atmosphäre, sei es wegen der Melodie oder den treibenden „Western“-Gitarren, der Titel-Track „Die Lichtung“, dieser setzt sich auf den Rhythmus des Intros und poltert Double-Bass-betont melodisch drauf los. Kurz noch schnell Finsterforst-Akkordeon eingeleitet und los fetzt die erste Strophe. Rasantes Tempo ist hier die Devise. 

Nach diesem gelungenen Einstieg setzt „Unter Heiligen Hufen“ den angegangenen Weg souverän fort. Im Gegensatz zum fetzenden „Die Lichtung“ dominieren hier fast schon penetrant Amon-Amarth-Rhythmen. Dass es sich hier um ein Tribut handeln soll, hofft man, denn die Kopie ist arg offensichtlich. „Where Silent Gods stand Guard“ und „Victorious March“ tönen an allen Ecken und Enden hervor.

Der dritte Song ist wie bei jedem amtlichen Album, DIE Hitnummer: „Kriegsschrei“ dient perfekt dazu, Knaat auf einen Nenner zu bringen. Vordergründiges atmosphärisches Keyboard, Melodien, eingängige treibende Riffs, ein simpler Refrain durch viermal gekeiften Songtitel. Nichts neues, sicherlich. Aber nichts was man abtun möchte als „woanders schon mal gehört“.

Ein großartiges (bayerisch zünftiges) Intro erwartet den Hörer vor dem „Schenkentanz“. Dass Knaat aus Bayern kommen lässt sich nicht vertuschen, anders wäre dieses witzige Intro auch nicht zu verstehen, als ein „Lebehoch“ auf Trinken in Bayern. Der Song Schenkentanz sowieso.

„Sturm auf Windhelm“ geht dafür wieder ernster und epischer an die Sache heran. Kromlek und Finsterforst können herangezogen werden. Definitiv treibt dieser Song erneut mit Melodie und Bleifuß und etabliert sich bald als Soundtrack für den Wochenendschlachtentümmler. 

Der „Leidensweg“ macht mit pfundigen Riffs wieder auf schwedische Schlagseite. Nachdenklicher und melancholischer als die Frohnaturen davor ebnet dieser Song einen breiteren Tiefgang. Denn wirkte das Album bis jetzt durchschaubar kommt dieser Song gerade rechtzeitig um die voreingenommene Meinung zu revidieren. 

„Spielmann“ greift noch mal in die Hit-Kiste und kann als zweites „Kriegsschrei“ betrachtet werden. Weiß aber durch gut umgesetzten schnellen Refrain („Spiel, spiel, spiel ein Lied!“) zu trumpfen.
Der letzte Song „Nordmannen“, nun, ein letztes Aufbegehren der heldenhaften Melodien. Durchgängig schön, nicht aufgesetzt oder nervtötend. Gut umgesetzt und als Rausschmeißer gut platziert.

Zu Beginn des Fazits, ein Resümee: Als dem Rezensenten aufgefallen ist, dass Pagan/Viking/Folk Metal ihn eigentlich nicht mehr sonderlich interessiert, das war zu der Zeit als er zum ersten Mal auf dem Ragnarök Festival war. Zu viel Gedudel, zuviel Asen-Verherrlichung als Rechtfertigung für Met-Trinkgelage, und der stete Wille unbedingt die komplette Edda zu rezitieren. 
Zugegeben, dieses Genre hat seine Daseinsberechtigung, ohne Zweifel, und lebt weiterhin fort, nicht durch bestimmte Szene-zerstörenden Mega-Touren, sondern durch Größen, die die Musikrichtung durch stilistische Ernsthaftigkeit beleben wie Moonsorrow, Thyrfing und auch Primordial.
Der Underground sowie Instanzen wie das "Ragnarök-Festival" und das "Barther Metal Open Air" tragen zur Stärkung der Emporkömmlinge bei und sorgen für den angemessenen Rahmen große Namen live zu sehen. Dass die Musikrichtung dennoch durch kommerzielle Ausrichtung und Modeerscheinungen, sowie das „In“-Sein von germanischem Glauben, dazu führt ins Lächerliche gezogen zu werden sowie Neuerscheinungen innerhalb des Genres sinnlos erscheinen, ist eine Begleiterscheinung, die leider in den Köpfen vieler „umherwabert“. So erscheint es für mich ebenso eine überflüssige Tat, heute noch Musik in dieser Richtung zu schreiben, da das Genre genauso verbraucht wirkt wie die zigtausend Core-Abwandlungen, aus denen sich letzten Endes auch nur ganz wenige erlesene Bands herauskristallisieren konnten. 

Warum schreibe ich hierüber, beziehungsweise weshalb werde ich so ausführlich? Weil das mir hier vorliegende Album „Die Lichtung“ von Knaat ein Album des Untergrundes ist, welches viele Elemente vereint, die mir normalerweise, würde ich sie bei anderen Bands hören, eher sauer aufstoßen würden. Knaat allerdings haben mit ihrem Debüt „Die Lichtung“ ein Album geschaffen, welches modern, traditionell und jedem Hörer zugänglich ist. Sprich, ein Meisterwerk. Es ist die Perfektionierung aller Stile, die sich unter dem vielfältigen Banner Pagan/Viking/Folk-Metal vereinen. Straight, voran preschend, authentisch und eingängig. Und tatsächlich, sie haben einem arg voreingenommenen Rezensenten gezeigt, dass es trotzdem noch funktionieren kann in diesem Genre und auf diese Art und Weise ein faszinierendes Album zu schreiben. 

So sei es jedem ans Herz gelegt, diese Band auszuchecken. Daumen ganz weit nach oben!

 

Anspieltipp: "Kriegsschrei"                                                      Punkte: 9 von 10

Review von Surtr

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