Kromlek – "Strange rumours... distant tremors"

(SMP/Trollzorn/Twilight)
VÖ: 16. März 2007

Auf dieses Album war ich wirklich sehr gespannt, denn Kromlek hatten mich schon durch ihren Auftritt beim Eisenwahn-Festival 2006 begeistert, indem sie das Publikum in ca. 20 Sekunden zur Raserei brachten. Und hier ist es nun also, das Album mit dem ungewöhnlichen Titel „Strange rumours... distant tremors“, hinter welchem man ja nun nicht gerade Folk oder Pagan vermutet. Insofern war die Neugier noch größer.
Doch zuerst muß man sagen, dass das Album durch ein schönes Cover besticht (kommt auf den Scans, siehe oben, nicht so gut rüber wie es tatsächlich aussieht, wenn man es in Händen hält!)... goldbraunes Geäst auf der einen Seite, übergehend in silbergrau-kaltes Zweigwerk auf der anderen Seite, und darin verbirgt sich das sehr kunstvolle Kromlek-Logo.

Nach einem packendes Opening beginnt das Album eher handfest und kraftvoll... wenn man an den letzten Live-Gig der Band denkt, hätte man vermuten können, dass nun erst mal eine Humppa-Flut über einen hereinbricht, aber dem ist tatsächlich nicht so. Kromlek sind reifer geworden und schlagen nun etwas andere Wege ein. Obwohl der erste richtige Song des Albums („Herjan“) zu viele Synthesizer-Klänge birgt und somit leider zu künstlich und Computer-programmiert klingt, lassen zumindest die Lyrics und die Art des selbstbewussten Gesangs Größeres vermuten, was dann im Laufe des Albums auch folgen wird.
Doch zuerst sei gesagt, dass das Album ein Feuerwerk der Sprachen ist, deutsch, englisch und sogar schwedisch wird gesungen. Nicht jedermann’s Fall, wenn ein Album sprachlich so breit gefächert ist, aber mir gefällt’s und ich denke, die Band verdient Lob für das Wagnis. Lyrisch geht es sehr viel um Themen wie Paganismus, Natur, Mensch, Kampf, Jagd, Erkenntnis, Mythos.
Musikalisch dagegen handelt es sich um komplett ausgefeilte Kompositionen im Pagan-Bereich mit Einflüssen aus verschiedenen anderen Genres, meist auf schnellen, mitreißenden Riffs aufgebaut... aber eben kein Humppa-Album, sondern viel Bodenständigeres und Zeitüberdauernderes.
Der 3. Song „Grim omens“ lässt sofort aufhorchen, denn er kann mit der Anfangskomposition leicht mit Bands wie Turisas mithalten. Melodisch-folkisch-althergebracht, zwischendurch manchmal leider durch zuviel monotones Thrashing wieder stimmungsmäßig herabgesetzt, aber insgesamt sehr eigenständig und ausgefeilt, eine ganz neue Kromlek-Schattierung, in den melodischeren Teilen sehr durchdacht und packend.
Der Alphavarg, wie sich der Sänger selbst nennt, überzeugt durch sein tiefes Growlen, sich abwechselnd mit klarem Gesang in seiner tiefen, rauchigen Stimmfarbe.
Der Track „När tiden vissnar“ wird eure Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Mit zartem Frauengesang verziert und Alphavargs ursprünglichem, leidenschaftlichen Gesang auf schwedisch und sehr folklastig (Otyg lassen grüßen) und abwechslungsreich stellt es eins der abstraktesten Stücke des Albums dar. Zwar wäre es mit mehr „echten“ alten Instrumenten noch besser gelungen als mit dem manchmal recht nervigen Synthie-Sound (der wohl Cembalos und ähnliches faken soll), aber insgesamt ist es sehr kraftvoll und faszinierend geworden. Zwar sind lyrisch einige Wörter aus dem altschwedischen entnommen und freigeistlich zu eigenen Kreationen zusammengesetzt, die ein echter Schwede so nicht verwenden würde, aber inhaltlich ist es doch ergreifend, denn es sind Lyrics im Stil der alten Vintersorg-Songs, also sehr mythisch und sensibel. Wer eine grobe Übersetzung braucht, kann sie gerne bei mir anfordern.

Was euch bei den restlichen Stücken, unter anderem dem epischen Brachialstück „Harvest“ erwartet, möchte ich noch nicht verraten, damit dem Hörer noch genügend Aha-Effekte vorbehalten bleiben. Es gibt einen Stilbruch, nur soviel. Auch weitere Stücke, die mit vielen stilistischen Extravaganzen aufwarten, darf sich der Hörer noch erarbeiten. Daß es ein unglaublich abwechslungsreiches Album ist, das steht sicherlich unumstößlich fest. Noch nach dem 50. Durchgang wird man Neues entdecken. Und für die, die immer noch denken: „Kromlek... da war doch beim Live-Gig auch was mit Humppa“ gibt es am Ende des Albums doch endlich noch einen furiosen Humppa-Gimmick, ein gnadenloser Rausschmeißer und gelungenes, wenn auch parodisches, Finale!

Anspieltipp: "När tiden vissnar"                                                    Punkte: 7 von 10

Review von Twilightheart

Kromlek beim Eisenwahn Festival 2006:

<<<zurück zu den "Reviews"

 

besucherzählerXStat.de