Auf dieses
Album war ich wirklich sehr gespannt, denn Kromlek hatten mich schon durch ihren
Auftritt beim Eisenwahn-Festival 2006 begeistert, indem sie das Publikum in ca.
20 Sekunden zur Raserei brachten. Und hier ist es nun also, das Album mit dem
ungewöhnlichen Titel „Strange rumours... distant tremors“, hinter welchem
man ja nun nicht gerade Folk oder Pagan vermutet. Insofern war die Neugier noch
größer.
Doch zuerst muß man sagen, dass das Album durch ein schönes Cover besticht
(kommt auf den Scans, siehe oben, nicht so gut rüber wie es tatsächlich
aussieht, wenn man es in Händen hält!)... goldbraunes Geäst auf der einen
Seite, übergehend in silbergrau-kaltes Zweigwerk auf der anderen Seite, und
darin verbirgt sich das sehr kunstvolle Kromlek-Logo.
Nach einem
packendes Opening beginnt das Album eher handfest und kraftvoll... wenn man an
den letzten Live-Gig der Band denkt, hätte man vermuten können, dass nun erst
mal eine Humppa-Flut über einen hereinbricht, aber dem ist tatsächlich nicht
so. Kromlek sind reifer geworden und schlagen nun etwas andere Wege ein. Obwohl
der erste richtige Song des Albums („Herjan“) zu viele Synthesizer-Klänge
birgt und somit leider zu künstlich und Computer-programmiert klingt, lassen
zumindest die Lyrics und die Art des selbstbewussten Gesangs Größeres
vermuten, was dann im Laufe des Albums auch folgen wird.
Doch zuerst sei gesagt, dass das Album ein Feuerwerk der Sprachen ist, deutsch,
englisch und sogar schwedisch wird gesungen. Nicht jedermann’s Fall, wenn ein
Album sprachlich so breit gefächert ist, aber mir gefällt’s und ich denke,
die Band verdient Lob für das Wagnis. Lyrisch geht es sehr viel um Themen wie
Paganismus, Natur, Mensch, Kampf, Jagd, Erkenntnis, Mythos.
Musikalisch dagegen handelt es sich um komplett ausgefeilte Kompositionen im
Pagan-Bereich mit Einflüssen aus verschiedenen anderen Genres, meist auf
schnellen, mitreißenden Riffs aufgebaut... aber eben kein Humppa-Album, sondern
viel Bodenständigeres und Zeitüberdauernderes.
Der 3. Song „Grim omens“ lässt sofort aufhorchen, denn er kann mit der
Anfangskomposition leicht mit Bands wie Turisas mithalten.
Melodisch-folkisch-althergebracht, zwischendurch manchmal leider durch zuviel
monotones Thrashing wieder stimmungsmäßig herabgesetzt, aber insgesamt sehr
eigenständig und ausgefeilt, eine ganz neue Kromlek-Schattierung, in den
melodischeren Teilen sehr durchdacht und packend.
Der Alphavarg, wie sich der Sänger selbst nennt, überzeugt durch sein tiefes
Growlen, sich abwechselnd mit klarem Gesang in seiner tiefen, rauchigen
Stimmfarbe.
Der Track „När tiden vissnar“ wird eure Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Mit
zartem Frauengesang verziert und Alphavargs ursprünglichem, leidenschaftlichen
Gesang auf schwedisch und sehr folklastig (Otyg lassen grüßen) und
abwechslungsreich stellt es eins der abstraktesten Stücke des Albums dar. Zwar
wäre es mit mehr „echten“ alten Instrumenten noch besser gelungen als mit
dem manchmal recht nervigen Synthie-Sound (der wohl Cembalos und ähnliches
faken soll), aber insgesamt ist es sehr kraftvoll und faszinierend geworden.
Zwar sind lyrisch einige Wörter aus dem altschwedischen entnommen und
freigeistlich zu eigenen Kreationen zusammengesetzt, die ein echter Schwede so
nicht verwenden würde, aber inhaltlich ist es doch ergreifend, denn es sind
Lyrics im Stil der alten Vintersorg-Songs, also sehr mythisch und sensibel. Wer
eine grobe Übersetzung braucht, kann sie gerne bei mir anfordern.
Was euch bei
den restlichen Stücken, unter anderem dem epischen Brachialstück „Harvest“
erwartet, möchte ich noch nicht verraten, damit dem Hörer noch genügend
Aha-Effekte vorbehalten bleiben. Es gibt einen Stilbruch, nur soviel. Auch
weitere Stücke, die mit vielen stilistischen Extravaganzen aufwarten, darf sich
der Hörer noch erarbeiten. Daß es ein unglaublich abwechslungsreiches Album
ist, das steht sicherlich unumstößlich fest. Noch nach dem 50. Durchgang wird
man Neues entdecken. Und für die, die immer noch denken: „Kromlek... da war
doch beim Live-Gig auch was mit Humppa“ gibt es am Ende des Albums doch
endlich noch einen furiosen Humppa-Gimmick, ein gnadenloser Rausschmeißer und
gelungenes, wenn auch parodisches, Finale!
Anspieltipp:
"När tiden vissnar"
Punkte: 7 von 10
Review
von Twilightheart
Kromlek
beim Eisenwahn Festival 2006:
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