Lönndom – "Till Trevaren"

Eisenwald Tonschmiede/ VÖ: 30. März 2012

Mr. Sanström und Mr. Petterson haben wieder zugeschlagen. Zwar beliefern uns die schwedischen Naturburschen dieses Mal nicht mit einem ganzen Album, aber eine EP mit einer viertel Stunde Spielzeit tut es ausnahmsweise auch, um die Wartezeit zu einem neuen Album zu überbrücken. Und wer Lönndom bereits kennt, wird sich denken können, dass auch die EP trotz der Kürze vollwertigen Hörgenuss bietet.

Was zuerst auffällt, ist das liebevoll gestaltete/gezeichnete Artwork von Cover und Booklet. Genauso reizvoll wie jenes ist auch der musikalische Inhalt. Man wird sofort weggelockt von allen Gedanken an Alltag und Sorgen, stattdessen wird man entführt in eine Welt, in der nichts existiert als die Natur weitab von allem Getümmel. 

Wie immer eröffnen Lönndom mit einer hörbaren Geräuschkulisse, bei der man  in Gedanken das Geschehen visualisieren kann. Nur eine tickende Wanduhr hört man und bei den ersten Schritten, die sich nähern, hat man sofort die Vorstellung einer Holzhütte im Wald, deren Tür sich knarrend öffnet, frierend und händereibend kommen die Waldschrate herein und tauschen auf schwedisch einige Worte aus (dass es verdammt kalt ist und dass man erst mal Kaffee machen sollte). In dem Moment, wo man dann gedanklich mit den Jungs vorm Kamin in der Waldhütte sitzt, setzt die Musik ein. Selbige eröffnet weniger ruhig, als man es von den Vorgängeralben gewohnt ist. Zwar ist die Musik immer noch gediegen und in gewisser Weise beruhigend, aber dieses Mal hat sie trotzdem mehr Drive, mehr Kraft. So als würde man im ersten Song stetig und kraftvoll den Weg zur Hütte mit Lönndom gemeinsam meistern, vorerst in hügeligem Land. 

Der zweite Song beginnt weitaus ruhiger, leiser Sprechgesang mischt sich unter die Akustikgitarren-Harmonien, mit Instrumenten wird der Eindruck fauchenden Windes im Hintergrund erzeugt und man meint, gemeinsam mit den Protagonisten immer weiter durch die Tiefen der Wälder zu laufen, immer vorwärts, ruhig und ausdauernd. Eine weitere Stimme im Hintergrund, die geisterhaft-rufend aus der Ferne hervordringt, macht den Song spannender.

„Bårgå“ bildet den musikalischen Abschluss des Albums. Mit fast ungewohntem Tempo und ungewöhnlich viel Instrumentierung kreieren Lönndom eine beinahe leicht psychedelische Atmosphäre, die sogar zeitweilig etwas düster wirkt. Und trotz allem fühlt man sich gewohnter Weise eingelullt und in eine andere Welt versetzt, in der man noch etwas verweilen möchte. In diesem Song versteht man die klar gesungenen Lyrics sehr gut, beide Bandmitglieder singen einfach frei heraus, mal klingend, mal stoisch. Wie auf jedem Album sind die Singstimmen angenehm und urig-natürlich. 

Man hätte es sich denken können... Lönndom erlauben sich, das Album so ausklingen zu lassen wie es begann. Man ist wieder in der Hütte, die Jacken werden angezogen, mit kurzen markigen Worten, wie die Schweden eben sind, verabschiedet man sich und die Tür wird knarrend zugezogen. 

Zusammenfassend kann man sagen, dass der ureigene Stil der Band zwar erhalten geblieben ist, sie aber mal ein wenig experimentiert haben. Mir persönlich fehlen allerdings solche Hammerstücke wie auf „Fälen Från Norr“, bei denen man gedanklich quasi mitten im Wald am Lagerfeuer sitzt und lange Zeit nichts fühlt, als vollkommene Einheit mit Ort und Zeit und Dankbarkeit an die Natur. Insofern betrachte ich die EP tatsächlich eher als Überbrückung bis zu einem neuen Full-Length und höre weiter die alten Alben der Band, wenn ich wirklich exzessives gedankliches Verweilen in imaginärer Natur brauche. Trotz allem ist auch „Till trevaren“ etwas Besonderes, also versteht mich nicht falsch... es hält nur lediglich dem Vergleich zu den alten Alben der Band nicht stand, im Vergleich zu vielem, was sonst so von anderen Combos auf dem Markt ist, gehört es immer noch zu den Perlen.

Anspieltipp: „En stillastående vandring“                                                                   Punkte: 8 von 10

Review von Twilightheart

 

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