Lönndom – "Viddernas tolv kapitel"

Eisenwald - VÖ: 22. Februar 2010

Die Schweden von Lönndom, die mich schon mit ihrem letzten Album schwer beeindruckt haben, haben ihr neuestes Werk „Viddernas tolv kapitel“ veröffentlicht. Zwar sagt man, dass sie Folk mit Metal mischen, aber auf diesem Album gibt es nur noch reinen Folk, aus welchem allerdings an manchen Stellen andeutungsweise folkige Stil-Elemente aller Herren Länder einfließen. Das ganze ist sehr ruhig, atmosphärisch und voller Sehnsucht nach Freiheit gehalten und das gesamte Album kommt mit nur zwei Instrumenten aus, nämlich den beiden akustischen Gitarren der zwei Bandmitglieder.

Wie bereits der Vorgänger beginnt auch dieses Album mit Naturgeräuschen, man hört ein Lagerfeuer, leise Laute von den Vögeln der Nacht, das Rauschen eines Baches in der Ferne, das Klappern der Töpfe am Lagerfeuer. Dann zieht Wind auf und ähnlich dem Yoiking von Korpiklaani (nur in der etwas dezenteren Variante) beginnt der Gesangspart des Albums, nur begleitet von der akustischen Gitarre. Später gesellt sich eine gepfiffene Melodie hinzu. Sofort verspürt man den unbändigen Drang, die Nacht selbst mit der Gitarre am Lagerfeuer zu verbringen, um die Freiheit in den Wäldern zu spüren. Die Geräusche des rauen Nachtwinds lassen den Song ausklingen.

Sanft geht es weiter... man hört wieder den Bach, zwei akustische Gitarren, eine Melodie, die für Fernweh sorgt, und alles ist von sehr viel Gefühl durchzogen. Man möchte in Gedanken entfliehen, sich in tiefe Wälder träumen, zumal auch die durchweg schwedischen Texte von der Natur, ihrer Magie, und der Zufriedenheit, die sie vermitteln kann, handeln. In vielen Songs, wie auch in diesem hier („I vattnets flöde“) wird einfach etwas aus der Natur beschrieben, was man unterwegs bei einer Wanderung sieht oder aus der Erinnerung kennt, sei es eine wunderbare Landschaft, ein Fluss, ein See, eine Waldlichtung oder dergleichen. Und das mit ausgesuchten Worten, die immer wieder die Erhabenheit der Natur hervorheben und den Respekt spüren lassen, den die Musiker vor dieser haben. Die schwedische Sprache klingt hierzu natürlich herrlich. Hätten die beiden Naturburschen, die diese Band begründen, auf englisch getextet, wäre dadurch meiner Meinung nach viel von der Ursprünglichkeit und der Stimmung der Songs verloren gegangen.

Vom immer wiederkehrenden Ruf eines Käuzchens „begleitet“ wird der dritte Song „Skaldekonst om ljusets återkomst“ eingestimmt. Der Fantasiegesang erinnert kurzzeitig beinahe an indianische Gesänge, unweigerlich denkt man an Natur-Schamanismus. Knarrende Schritte über den Waldboden ergänzen das Ganze, bis sie in der Ferne verhallt sind und Song 4 („En vär är kommen“) mit munterem Vogelgezwitscher eröffnet wird. Nun singen die Herren erstmals beide zusammen, in tiefer Tonlage, was dem Lied in Verbindung mit dem sehr gemäßigten Tempo eine gewisse Schwermut verleiht.

„Vindaflykt“ ist da anfangs etwas rasanter, wird aber später auch sanft und spielerisch, passend zu den Lyrics, die den Wind beschreiben. Wunderbar ist der Gesang, der sich später hinzugesellt, so richtig schön skandinavisch folkig. Beinahe wünscht man sich in dieser Passage mehrere weibliche Stimmen, die dies singen. Aber auch die tieftönende Variante der gestandenen Kerle hat was für sich. Eine gewisse Romantik wohnt dem allemal inne. Genau wie dem restlichen Album. Mit 12 langen Songs kommt man auf eine Spielzeit von fast genau einer Stunde. Und diese Stunde ist eine wunderbare Reise durch die Natur Schwedens. Verträumte, leicht melancholische, aber niemals kitschige Melodien wecken die Sehnsucht nach Freiheit, Natur, frischer Luft, rauen Winden, wogenden Wäldern, verborgenen Seen, plätschernden Bächen, eben einfach nach der Seele der Natur.
Das Album „Viddernas tolv kapitel“ ist eines, welches den ganzen Tag im Hintergrund laufen könnte, man kann es trotzdem immer wieder hören und sich davon tragen und inspirieren lassen. Da es in seiner Art zwar herzergreifend, aber trotzdem nicht aufdringlich ist, wird es einem niemals zuviel.
Auch gibt es im Vergleich zum Vorgängeralbum keine Makel bei Klang und Soundqualität mehr. Man bekommt hier ein rundum wundervolles Konzeptalbum, welches mit ganz viel Feinsinn komponiert und getextet wurde. Wer auf akustischen Folk steht, der kommt um dieses Album früher oder später sicher nicht herum.

 

Anspieltipp: "Höstdagar"                                                                    Punkte: 10 von 10

Review von Twilightheart

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