Lönndom – "Fälen Från Norr"

Eisenton - VÖ: Herbst 2008

Mit dem Album „Fälen Från Norr“ (was soviel heißt wie „Spuren des Nordens“) von der schwedischen Band „Lönndom“ kam im Herbst 2008 eins der unglaublichsten, abgefahrensten Folk-Metal-Alben der letzten Jahre als Reissue (CD und LP) auf den Markt. Dass eine Neuauflage nötig wurde, wundert nicht. Denn selbst wenn das Album in der ersten Auflage mit Sicherheit nur ein Untergrund-Geheimtip war, so wird kein Metal-Fan, der auch nur im Ansatz auf Folkiges und Experimentelles steht, dieses Album wieder hergeben. Noch nie hatte ich ein Album in den Händen, auf dem so viele fantastische Ideen einerseits und Elemente der schwedischen Volksmusik andererseits mit so viel Hingabe zu einem fließenden Ganzen verarbeitet wurden. 

Das Album beginnt mit a-capella Gesang in schwedischer Sprache, nur begleitet von Geräuschen des Windes und eines Lagerfeuers. Dies kommt unglaublich authentisch rüber, denn sogar das Räuspern des Vokalisten zwischen den Zeilen (um die Stimme zu „richten“) wurde nicht rausgeschnitten. Der Gesang erinnert an schwedischen, leicht melancholischen Folk-Gesang. 
Die friedliche Stimmung täuscht allerdings, denn es bleibt nicht so romantisch, sondern gleich beim zweiten Stück „Ripeluokte“ setzen treibende, düstere Gitarrenriffs ein, wie sie auch im Black Metal verwendet werden. Doch selbst wenn der Stil bekannt anmutet, merkt man an verschiedenen ideenreichen Gimmicks, dass hier die Eintönigkeit keinen Einzug halten wird, sondern dass es höchstens interessanter werden kann. So kommen manche Zwischentöne vom Woodblock oder anderen Instrumenten, die manch einer nicht'mal vom Namen her kennt, geschweige denn vom Klang. Später mischt sich dieses Stück mit Gesang, der klingt, als höre man ihn aus der Ferne und es wird etwas folkiger.

Beim dritten Stück „Himlalågor“ wird es richtig interessant. Der Gesang klingt nämlich wie der Yoik-Gesang (für die Laien: das klingt ein wenig wie die Laute eines Indianers, der um’s Feuer tanzt), wie ihn auch die Finnen von Korpiklaani schon auf einigen Stücken ihrer ersten Alben benutzt haben. Doch die Antwort ist einfach: die Sami, von denen dieser Gesang stammt, gab es nicht nur in Finnland, sondern auch in Schweden (und Norwegen), insofern ist auch diese Art des Gesangs ein Stück schwedische Geschichte. Später wird das Stück recht ausgefallen und in die Musik wird eine Sprechstimme eingebaut, die die Lyrics quasi „vorliest“, was dem ganzen einen uralten, geschichtenerzählerhaften Touch gibt. 

Der vierte Track beginnt geheimnisvoll mit einem dauerhaften, einlullenden Ton, den man vom hervorgerufenen Gefühl her am ehesten damit beschreiben kann, wie man sich bei einem Gang durch einen morgendlichen Nebelwald fühlt. Das ganze eben nur in musikalische Form gepackt. Aufgewertet wird das noch durch die Geräusche einiger gefiederter Waldbewohner. Ein sehr einfach gehaltenes, aber von der Idee her ausgefallenes Stück, welches man nicht alle Tage in dieser Form auf einem Album präsentiert bekommt. 

So wird man durch insgesamt 8 Stücke geführt, von denen wirklich jedes anders ist und als Einzelkunstwerk für sich alleine bestehen kann. Ideenreichtum wird ganz groß geschrieben. Die Umsetzung der Natur bzw. was man von ihr für sich lernen und aus ihr genießen kann, findet hier einen Weg in die vertonte Form, gepaart mit zumeist folkigem Gesang und Metal, in den Elemente aus vielen Stilen einfließen. Die rein schwedischen, klar gesungenen Lyrics sind ein Genuss für jeden Liebhaber der Sprache. Jedes einzelne Wort ist deutlich verständlich und die Passagen mit erzählerischem Charakter  könnte man sicherlich nach einigen Durchläufen mitsprechen. 
Von der Qualität kann man das Album zwar im Großen und Ganzen als gut bezeichnen, aber manche Stellen klingen sehr rustikal bzw. ursprünglich, fast so, als wäre manches tatsächlich am Lagerfeuer aufgenommen worden. Das letzte Stück mit Sicherheit. Mit einer Shaman-Drum und a-capella Yoik-Gesang (nur vermischt mir Wind und Feuer) klingt das Album voller Ruhe und vertonter innerer Zufriedenheit aus. Da bleibt nur noch zu sagen: dieses Album ist nicht einfach nur Musik, sondern auf seine spezielle Art eine Homage an echten Folk und an die Natur.

 

Anspieltipp: "På Fjället"                                                                      Punkte: 9 von 10

Review von Twilightheart

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