Lost Life – "Wrecked Human Deathcult"

Pestilence Records/ VÖ: 24. November 2008

Mit einem ungewöhnlich sanften, leicht melancholischen Intro, das von Klängen einer akustischen Gitarre dominiert wird, beginnt das Album "Wrecked Human Deathcult". Sodann geht es über in den ersten Song „Atrocious Pleasure“, der recht eigenwillig daherkommt. Tiefes Growlen, Röcheln und zwischendurch Schreie der Pein graben sich in die Sinne, alle Instrumente jagen dazu im Hintergrund den Vocals hinterher, wobei einige Stellen (vor allem in Verbindung mit den Schreien) an Shining erinnern, nur dass es mir hier bei „Lost Life“ weniger übertrieben und damit wahrhaftiger rüberkommt. Der Fokus liegt eindeutig auf viel Gefühl (auch wenn dieses mit Sicherheit ein wie auch immer geartetes abartiges oder groteskes ist, kann man den Songtitel doch mit „abscheulicher Freude“ übersetzen). Dies lässt viel Raum für eigene Interpretationen, wobei der blutüberströmte Körper auf dem Cover sowie der aufgeschnittene Arm auf dem Backcover sicherlich eine Richtung vorgeben. Auf jeden Fall finde ich es gekonnt, diesen herausragenden Song an den Anfang des Albums zu stellen, denn dieser bewirkt, dass man sofort in den Bann des Albums gezogen wird und unbedingt auch den Rest hören will, in der Hoffnung, dass weitere schmerzvoll-fesselnde Goldstücke dieser Art darauf verewigt sind.

Der zweite und dritte Track („Der Fluch“ und „Deathcult“) sind genauso treibend und wirken gehetzt, sind aber nicht ganz so emotional wie der erste, wodurch man quasi eine kurze Verschnaufpause hat (schade, dass die Lyrics nicht abgedruckt sind und man sie durch das Growling nicht wirklich versteht, denn gerade zu „Der Fluch“ hätten mich diese interessiert). Die eben erwähnte Verschnaufpause ist insofern eine gute Sache, da mit dem Beginn des vierten Tracks „Swallowed by darkness“ wieder eine schwer verdauliche Ladung dunkler Emotion auf einen einstürzt. Während der Großteil des Songs wie bei den Vorgängern schnell und treibend ist (mit vielen vordergründigen Gitarrenriffs), enthält der Track ein paar Midtempo-Parts, an denen die Vocals akzentuiert werden und dadurch intensiv Aufmerksamkeit fordern. Gibt man sich dem hin, fühlt man sich von den hervorgebrachten Emotionen peinlich berührt. 
Die restlichen Songs sind wieder im schnellen, manchmal fast thrashigen Stil gehalten (aber immer gekoppelt mit vielen ansprechenden Gitarrenlinien, die runtergehen wie Öl, souveränem Drumming und passioniertem Gesang). 

Als Zugabe gibt es „Death, pierce me“, ein Silencer-Cover, welches durch seine hohe dunkel-durchdringende Gefühlsdichte und deren perfekte Umsetzung noch einmal ein Highlight des Albums darstellt. Es wird geschrieen, als wäre dies die letzte Chance auf Erden hierzu. Sehr beeindruckend!
Zusammen mit diesem Song enthält das Album 8 Tracks, davon 2 auf deutsch.
Das Booklet ist schlicht in schwarz-weiß gehalten. Persönliche Worte des Hauptacteurs Nephesus zieren die Mittelseite und wenige Worte den Rest. Dieser Minimalismus steht dem Album gut, liegt doch das Augenmerk auf den Emotionen der Musik. Neben diesen bietet das Album viele eigene Ideen, die teils so ungewohnt sind, dass man sich nicht gleich mit ihnen anfreunden kann. Doch gerade das  grenzt das Album natürlich vom Einheitsbrei ab und es bleibt auch bei späteren Durchläufen noch Raum, Neues zu entdecken bzw. es anders auf sich wirken zu lassen als in der Vergangenheit, was es in gewisser Hinsicht wertvoll macht.

Anspieltipp: "Atrocious Pleasure"                                                                          Punkte: 7 von 10

Review von Twilightheart

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