Månegarm – "Nattväsen"

Regain Records/ VÖ: 19. Nov. 2009

Seien wir doch ’mal ehrlich. Bei manchen Bands möchten die meisten Fans keinesfalls großartige  Änderungen auf neuen Alben. Da wollen viele einfach, dass die Band weiterhin die mitreißende Stimmungsmusik macht, die live so abgeht, dass man dazu ordentlich Party machen kann. Månegarm sind eine solche Band. Seit es einen Geiger bei den Schweden gibt, ist es mit bedrückender Stimmung einfach vorbei. Wer das erste Album der Band hat, welches ja noch ganz übler Black Metal war (leider auch übel im Sinne von „ganz schwer zu ertragen“ bzw. „schlimmer geht nimmer“), wird über die Änderung des Stils im Laufe der Zeit sicherlich froh sein. Die herzhafte Folk-/Viking-Musik scheint genau das zu sein, was der Band liegt. Der BM-Faktor ist mit den Jahren beinahe vollends verschwunden. Und so ist es wohl immer eine gute Nachricht für die Viking-Metaller, wenn es alle 2 Jahre heißt, dass Månegarm ein neues Album draußen haben. 

Bereits der erste Song von „Nattväsen“, „Mina fäders hall“(„Meines Vaters Halle“) beginnt mit einem hymnischen Viking-Chor (nicht ganz stimmig in sich, aber dafür authentischer) und sogleich breitet sich rhythmisch-, folkiger Metal aus. Rau und ruppig wird in schwedisch gesungen und sofort ist klar, dass die Fans auch dieses Album gut annehmen werden, hat es doch alles, was das Herz der heutigen „Viking-Jugend“ begehrt: hymnenhafte, epische Grundmelodien und folkig-heroischen Gesang, begleitet von ein paar ansteckenden Gitarrenriffs und dem gewohnten leichtverdaulichen, metallischen Rahmen. 
Der zweite Track „Nattsjäl, drömsjäl“ („Nachtseele, Traumseele“) ist zwar etwas rasanter, aber ansonsten steht er dem ersten in nichts nach. So ansteckend das Ganze natürlich ist, so ist leider auch eine Tendenz zu den typischen Turisas-Mitgröhl-Hymnen auszumachen. Aber da das ja heuer immer noch der Trend ist, wird man davon noch eine ganze Weile nicht verschont bleiben. In diesem Song hat nun auch die Fiedel einen sehr dominanten Part und verdrängt die Metal-Elemente beinahe vollends. Was man hört ist einfach ansteckender, simpler Folk.
Der dritte Track „Bergagasten“ („Berggeist“) ist dafür wieder etwas metallischer, hat zumindest ein paar Basis-Gitarrenriffs, die sehr rockig rüberkommen. Natürlich ist auch hier die Geige wieder in der Lage, die Stimmung umschlagen zu lassen, auch wenn das ganze Stück insgesamt einen ernsteren Charakter hat als die ersten Stücke.
Um das zu kompensieren, wird es in „In den svartaste jord“ wieder leidenschaftlicher und es fiedelt von Anfang bis Ende. Rasant jagt der Song dahin und wird in den ersten Minuten immer noch schneller. Der Gesang hat Bergtrollcharakter und es stellt sich nach einiger Zeit heraus, dass der 7:17 Minuten lange Track nicht nur der längste, sondern auch der abwechslungsreichste des Albums ist... wie eine kleine, imaginäre Reise durch alle Facetten des Folk-/Viking-Metal. Von schnellen, thrashigen Passagen bis hin zu melodischen, getragenen Parts ist alles dabei, vornehmlich natürlich irres und unaufhaltsames Gefiedel. 
Nach einem kurzen Zwischenstück geht es mit „Vetrarmegin“ („Des Winters Kraft“) sehr kriegerisch und forsch weiter. Kurz mischen sich gut platziert Fetzen klaren Gesangs unter, die dem ganzen einen wohlklingenden, ernsthaften Folk-Charakter geben. Zumindest bei diesem Song will ich mal die Vergleiche zu den Turisas- Hymnen mal unter den Tisch kehren. 
Leider kann der folgende Song „Draugen“ nach einem solch gelungenen Stück beinahe keinen Eindruck mehr schinden, wird nur durch die melodischen Einlagen der Geige im Mittelteil halbwegs gerettet. 
Kann der Titelsong „Nattväsen“ das wett machen? Ja, sieht so aus. Mit nicht übertrieben schnellem, dennoch ansteckendem Tempo und passendem, selbstbewusstem, mitreißendem Gitarrenriffing und leidenschaftlichem Gesang überzeugt der Song sofort. Eine unaufdringliche Flöte macht das Ganze noch interessanter. Auch die Geige hält sich uneigennützig zurück und sorgt zusammen mit anderen, tieferen Streichern nur an ausgewählten Stellen für ein paar gezielte Effekte. 
Der letzte Song „Delling“ sorgt für den melodischen, überraschenden Ausklang des Albums. Berührender, melodischer Folk-Gesang, anfangs nur von wenigen Instrumenten begleitet, sorgt für eine traurig-schöne Stimmung. Später nimmt die Instrumentierung zu, was die packende Stimmung des Songs noch einmal voll unterstreicht. Wirklich schön und faszinierend!

Was die Aufnahme-Qualität betrifft, so gibt es an "Nattväsen" nichts auszusetzen. Schließlich kommt es aus dem Hause „Regain“, da werden seit einiger Zeit sowieso keine halben Sachen mehr gemacht. Stilistisch sind sich Månegarm wie erwartet treu geblieben, obwohl sie hier und da mit großer Ernsthaftigkeit überraschen. Aber überwiegend dominieren natürlich ansteckende Folk-Rhythmen mit viel Drive und hohem Livetauglichkeits-Faktor. 

Anspieltip „In den svartaste jord“                                                                   8,5 von 10 Punkten

Review von Twilightheart

Månegarm live:

<<<zurück zu "Reviews"

 

besucherzählerXStat.de