Minas MorguL – "Ära"
Black Skull Records/ VÖ: 14.September 2012
MINAS MORGUL - Eine Band, die sich nach stolzen 15 Jahren in der Pagan Metalszene einen durchaus würdigen und guten Namen erspielt hat, legt mit ihrem 5. Album "Ära" eine Scheibe hin, die nicht nur das widerspiegelt, was diese Band schon seit Jahren auszeichnet - melodischer Pagan-Metal mit Black- und Death-Metal-Einflüssen, sondern zeigt auch, dass diese Band noch lange nicht müde geworden ist und immer wieder eine Schippe extra drauflegt. Der erste Song auf dem Album mit Namen "Einklang" treibt mit seinen Blas- und Streichinstrumenten sehr stimmungsgeladen und episch dahin und man hat das Gefühl, auf einem riesigen Adler zu sitzen und mit ihm über die kargen und fruchtbaren Landschaften zu fliegen. Die Chor-Einlage, die eine kurze Zeit zu hören ist, unterstreicht diesen monumentalen und knapp 2-minütigen Augenblick. Dagegen donnert der Anschluss-Song „Winterherz" wieder los und es wird dem Hörer keine Verschnaufpause mehr gegönnt. Pulsierend und unerbittlich drückt der Song auf das Gemüt, wohl aber mit einem sehr guten Rhythmus-Mix und dem Gefühl, dass man nach dem "Winterherz" greifen will. Wer gedacht hat, dass das Tempo jetzt weniger wird oder gleich bleibt, hat sich in dem dritten Song "Leben" gründlich getäuscht! Die Drums und Gitarren liefern ein wahres Klanggewitter ab und nehmen keine Rücksicht auf Verluste. Was sehr gut gefällt ist die Tatsache, dass auch sehr cleane Vocals neben dem Growling zum Einsatz kommen und der Song somit an Komplexität und Charakter gewinnt. Dazu gibt’s dann noch ein paar langsamere und ruhigere Passagen, die zwar sehr gut zu der Song-Atmosphäre passen, aber das Haupt-Kriterium liegt auf dem Klang-Bombardement, was aber sehr geil ist. So schnelllebig wie die heutige Zeit und das Leben jedes einzelnen ist, so schnell donnert der Sound auch dahin. Mit "Stimme in mir", dem 4. Song auf der Scheibe, gibt’s am Anfang eine kleine Bass-Einlage, die wieder so typisch für MINAS MORGUL ist: Kein Song klingt wie der davor oder der danach und man will als Hörer in die Welt von "Ära" entführt werden. Das Drumming bei dem Song ist stellenweise so schnell, dass man das Gefühl hat, dass die Scheibe einen Sprung hat, was aber bewusst gewollt ist. Auch bei diesem Song kann man mit ruhigem Gewissen sagen, dass sehr viel Herzblut in ihm steckt und die Band will, dass man an dem Album förmlich klebt. Der 5. Song "Im Krieg" IST Krieg! Dreckig, unverhohlen und bissig - "Schwadroniert, gebt den Krieg frei", so eine Textpassage, trifft den Nagel auf den Kopf. Eine klangliche Explosion jagt die nächste und will dem Hörer nur eines sagen: Jage mit uns oder gehe in uns unter! Kühl, abweisend, aber keinesfalls distanziert geht der 6. Song "Ego" auf den Hörer zu. Die bewusst dominant gewählten Texte kreisen die ganze Spieldauer über einen her, bis sie mit einem Donnerschlag auf einen einschlagen und alles in sich aufsaugen, was Gegenwehr verursacht. Das Tempo ist im Vergleich zum "Leben"-Song zwar deutlich langsamer, aber darum geht es hier auch nicht, da der Song wie alle anderen Songs auf der "Ära"-Scheibe etwas ganz Individuelles ist. Viel wichtiger ist es, die beklemmend wohlige Atmosphäre zu vermitteln, was "Ego" auch mit Leichtigkeit schafft. Mit "Halbzeit" auf der Songnummer 7 haben MINAS MORGUL ein sehr feines Instrumental abgeliefert, das seinem Songtitel durchaus zu trotzen weiss. Die langsamen cleanen Gitarren-Parts wechseln sich mit den schnellen verzerrten Parts harmonisch und abwechslungsreich ab und wer hier denkt, dass er mit "Halbzeit" zur Ruhe kommt, hat sich gewaltig geirrt, denn das Instrumental lädt geradezu zum Headbangen ein. Überraschend und stimmungsgewaltig geht es auch bei "Aus alten Wunden", dem 8. Song zu, der mit einem kleinen Klavier-Intro zu überzeugen weiss. Der ruhige Klavier-Part geht aber sehr schnell in ein sehr angenehmes und schnelles Gitarren-Tempo über, das mit den Vocals perfekt einhergeht. Auch hier finden sich wieder sehr schöne melodische Parts, die mit klassischen Death Metal-Elementen bespickt sind und den gewohnt guten MINAS MORGUL-Sound darstellen. "Kardia" dringt wie eine aus einem schwarzen, tiefen Loch emporsteigende Hand hervor, die einen packen und in die Tiefe ziehen will. Und doch steckt sehr viel mehr dahinter, als nur roher, dreckiger und unnachgiebiger Metal, denn mit "Kardia" wird auf die tiefen Abgründe in uns selbst gezeigt und genauso ist auch der Sound - dreckig, böse, direkt, aber auch sehr tiefsinnig. "Wir sind der Sturm, der mit dir zieht", so die erste Text-Passage von Songnummer 10 bzw. dem Song "Wir", sagt eigentlich das aus, was MINAS MORGUL schon die ganze Zeit und seit ihrem 15-jährigen Bandbestehen vermitteln will: Wir ziehen mit dir und geben dir Rückendeckung, wenn du in deine Schlacht ziehst. Der "Wir"-Song gleicht einem Schlachtruf und reißt alles ein, was sich nicht mehr retten kann. Mit "Religion" wird ein gesellschaftlich sehr schwieriges Thema angeschnitten, das aber durch seine sehr schönen und klaren Gesangseinlagen zu überzeugen weiss und einem das Gefühl vermittelt, nie alleine zu sein. Die Textpassage „Nie gab es diesen einen Gott, die Kraft ist Schöpfung aus Dir selbst, alles, was dann kommen mag, ist Werk, ist Teil von Dir“ beschreibt sehr schön, dass man nicht unbedingt einen Gott oder ähnliches braucht, um an etwas zu glauben und zu erschaffen. Der Song will dem Hörer vermitteln, dass man an sich selbst glauben und sich nicht davon abbringen lassen soll. An etwas Bestimmtes zu glauben kann oftmals zu einem Irrglauben führen, an sich selbst glauben und sich nicht beeinflussen zu lassen ist meistens der bessere Weg. Der vorletzte Song auf dem "Ära"-Album trägt den Namen "Kalt" und läutet langsam aber stetig das Ende dieser musikalischen Reise ein. Auch hier wird einem die Virtuosität dieser Band stets vermittelt und "Kalt" glänzt unter anderem durch die ständig wechselnden Rythmen. Mit dem letzten und gleichnamigen Song "Ära" bekommt das Album nochmals einen Temposchub und donnert ungebrochen auf die Album-Zielgerade zu. In den ersten 10 Sekunden klingt der Sound dumpf und weit weg, der sich aber ab der 10. Sekunde schlagartig in der Lautstärke ändert und man die gespielten Parts um die Ohren geknüppelt bekommt. Die Vocals und Instrumente dringen mit unverminderter Härte, aber dennoch sehr klar in die Ohren des Hörers und man merkt, was diese Band seit Jahren ausmacht - richtig guten und abwechslungsreichen Pagan Metal, den man immer wieder gerne anhört. Fazit: Mit "Ära" ist MINAS MORGUL kein typisches Album gelungen, sondern etwas sehr viel besseres. Man merkt, dass diese Band Spaß an der Musik hat und vor allem, dass sie den Hörer immer wieder zu begeistern weiss. Für den Hörer, der sich nicht genügend Zeit nimmt, die Texte zu verinnerlichen, mögen die Lyrics vielleicht stellenweise etwas oberflächlich wirken, wer sich aber die Songtexte genauer zu Herzen nimmt, wird feststellen, dass jeder einzelne eine sehr schöne Tiefsinnigkeit besitzt und nicht nur geradeaus in eine Richtung verläuft, sondern sich immer wieder in neue Richtungen verzweigt, so dass es einem schon wie ein sehr komplexes Gerüst vorkommt. Außerdem wurde auch bei der Produktion darauf geachtet, dass die Klangqualität perfekt ist und man jeden einzelnen Ton und jede Silbe klar und deutlich zu hören bekommt. Für’s "Ära"-Album gibt’s eine klare Kaufempfehlung an die Leute, die gute und ehrliche Musik zu schätzen wissen. Bleibt weiterhin so geil Jungs! Anspieltipp: "Leben" Punkte: 10 von 10 Review von Vidar
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