Molllust – "Schuld"
Type G Records/ VÖ: 22.Sept. 2012
„Schuld“,
dieses Wort prangt einem auf dem gleichnamigen Album der Band „Molllust“
entgegen. „Suicide“, „depressive“ und dergleichen Worte mehr kommen
einem da im ersten Moment in den Kopf, in Hinblick auf die romantisch/traurige
Covergestaltung vielleicht noch „Gothik“. Doch dann liest man „Opera
Metal“ auf dem Cover. Hm, „Wird doch nicht noch eine Nightwish-Kopie sein“
schießt es einem durch die Gedanken. Doch allein die Titelwahl macht Hoffnung,
dass es sich um was Eigenes handelt. Und siehe da, so ist es wohl. Das Album beginnt mit einer leicht psychedelischen Ouvertüre, die meiner Meinung nach zwar musikalisch gut und anrührend gelungen ist, aber keinen Vorgeschmack auf den Gesang von Sängerin Janika Groß geben kann, da der Silbensingsang zu einfach ist und außerdem etwas schwankt. Da ist der Eindruck im ersten Song „Sternennacht“ schon besser. Nach einer anfänglichen Phase, in der einem die Stimme immer noch zu dünn und leise vorkommt, wird es im und um den Refrain herum immer besser, fester und selbstbewusster und stellenweise tritt auch schon die ureigene Stimmfarbe der Dame in Verbindung mit einer berührenden Melodie grandios hervor und man ahnt, dass sie mehr kann. Ansonsten ist der Song virtuos und berührend. Die E-Violine leitet den Song tragend ein, die Metalinstrumente wie Schlagzeug, Bass und Gitarre mischen sich forsch und melodisch unter. Das ganze wird durch einen emotional-romantisch-nachdenklichen Text abgerundet. Der nächste Song „Alptraum“ (ich nehme an, dass „Albtraum“ gemeint ist) wird zwar gediegen durch sanfte Celloklänge eingeläutet, wird dann aber passend zum aufgewühlten Inhalt/den Lyrics treibender und rockiger, wenngleich die Celloklänge immer wieder durchdringen und Ruhepausen vergönnen. Wunderschön ist das Liebeslied „Aufwind“, welches an Melodie und Gefühl so viel auffährt wie möglich ist. Die Streicher werden zum Äußersten getrieben, um Stimmung zu erzeugen, die Metalinstrumente fließen zwar ein, werden aber in dem Mittemposong nicht zu dominant, dafür steht der Gesang umso mehr im Vordergrund. Es geht auf und ab, je nachdem was der Kontext des Songs gerade fordert; stimmlich wird die ganze Bandbreite der Gefühle, die er Song vermittelt, durchlebt und so wird alles in seiner Gesamtheit zu einem Genuss. Melancholisch, traurig und langsam beginnt „Spiegelsee“, ein Song mit einem Text, der im Gegensatz zum vorherigen Lied viel abgründiger ist. Entsprechend wird die Musik im Laufe des Songs aufgewühlter, und stimmlich muss Janika in die oberen Töne gehen, die leider nicht so ganz voll und kräftig gesungen sind, sich trotzdem gut einfügen. Insgesamt 11 Stücke bietet das Album, man hat also ein vollwertiges Album, in welchem Kurzweil großgeschrieben wird. Jeder Song hat seine eigene Note. Als klassischen Opernmetal würde ich „Schuld“ gar nicht bezeichnen, dafür hat er zu viele rockige und frische Elemente aus anderen Genres. Oftmals hat das Album auch einen Hauch Erzählcharakter, als würde man durch eine Geschichte geführt. Jeder Song bietet überraschende Momente, die man erst mal zuordnen muss und deren Wirkung sich erst nach einigen Hör-Durchgängen erschließen. Auch abwechselnder männlicher und weiblicher Gesang wie zum Beispiel in „Puppentanz“ machen das Album interessant. Schade ist, dass man nicht wie z.B. bei „Within Temptation“, deren Sängerin ja live ein recht schwaches, zartes Stimmchen hat, auch bei Molllust auf der CD-Produktion das Beste herausgeholt hat mit der Nachbearbeitung. Aber gut, andererseits liegt dann hier keine Mogelpackung vor und man weiß, was einen erwartet, wenn man die Band dann einmal live erleben sollte. Von der spielerischen Qualität gibt’s im Großen und Ganzen nichts auszusetzen. Kleine Makel hört man zwar, auch könnte klanglich und spielerisch noch nachgesetzt werden, aber speziell für diese Band scheinen Instrumentenwahl und Harmonie der Musiker untereinander zu stimmen. Kompositorisch sind viele Ideen in das Album eingeflossen, die verdammt gute Ansätze bieten und emotional im Hörer viel bewirken können. Leider fehlt noch das gewissen Etwas. Daher hat diese noch junge Band noch viel Raum für Verbesserung und Wachstum, aber sie sind auf dem richtigen Weg, zumal sie sich nicht in die Nightwish-Kopie-Schiene pressen lassen, sondern ihr eigenes Ding durchziehen, mit individuellen Kompositionen, die auf den ganz großen Bombast verzichten, dafür mehr zart und feinfühlig sind. Da geht in der Zukunft auf jeden Fall noch was. Mit sehr viel Mühe wurde auch das Cover gestaltet, sowohl was das Layout als auch die Fotos der Bandmitglieder betrifft. Des Weiteren besticht das Zitat von Victor Hugo, welches das Digipak ziert: „Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist“. Wunderbar. Gesamturteil: nicht perfekt, aber eigenständig und empfehlenswert. Anspieltipp: "Aufwind" Punkte: 7 von 10 Review von Twilightheart
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