Mondvolland – "d'Olde Roop"

Apollon Records/ VÖ: 1. Juni 2010

Nach ein paar Demos und einer EP haben Mondvolland mit „d’Olde Roop“ nun endlich ein ordentliches Konzeptalbum in voller Länge auf den Markt gebracht. Hierbei handelt es sich um Folk-Metal einer niederländischen Kapelle, die sich als Schlagzeuger niemand geringeren als Ask Ty Arctander von Kampfar geholt haben (allerdings hat er auf dem hier vorliegenden Album noch nicht getrommelt, er kam erst vor den letzten Live-Auftritten zur Band, steht aber ab sofort voll hinter der Band und ist dauerhaftes Mitglied). 
Sehr zu meiner Freude handelt es sich bei dem Album nicht um Sauf- und Stimmungsgedudel (auch wenn sich zwei oder drei Songs des Albums schon dafür missbrauchen lassen), sondern um ernsthaftes Songwriting, in welchem alte Sagen des Landes (durchgehend in niederländischer Sprache, wie es sich für echte Patrioten gehört) textlich verarbeitet werden. Außerdem ist eine reiche folkige Instrumentierung (inklusive Flöte, Geige und einige heimische Instrumente) präsent. Das Gefühl, was durch dieses Album übermittelt wird, könnte man auch als in Liedgut umgewandelte Heimatverbundenheit bezeichnen. 

"d'Olde roop” bedeutet im übrigen “Der alte Ruf” in einem ost-holländischen Dialekt (der vom Ur-Sächsischen abstammt). Die Gegend, aus der dieser Dialekt stammt, ist auch das Gebiet, welches auf dem Album besungen wird, mit seinen alten Sagen und was von der Geschichte des Landes blieb. „Der alte Ruf“ beschreibt des weiteren eine alte Tradition, bei welcher das Mittwinter-Horn in den Wintermonaten geblasen wird, die in besagtem Gebiet immer noch praktiziert wird (z.B. in Twente und de Achterhoek). Dieses Motiv spiegelt sich (wie unschwer zu erkennen ist) im Cover des Albums wieder (die Gestaltung des Booklets von innen ist ähnlich, und natürlich sind die Texte abgedruckt). Was auf dem Coverbild symbolisiert wird, sind die gerufenen Seelen, die dem Horn (und auf einem Bild im Booklet auch einem Baum) entweichen. Es sind die Geister bzw. der Spirit der alten Zeiten, die im Brauchtum sowie in manches Nachfahren Erinnerung noch existieren, aber ansonsten größtenteils natürlich vergessen wurden. Leute, die sich mit Germanischen Mythen beschäftigen, werden noch die ein oder andere Symbolik im Artwork entdecken, die natürlich ebenfalls Bezug zu den Texten hat.

Doch zur Musik! Gleich der erste Song hat eine sehr mitreißende Harmonieführung, wird aber im Mittelteil etwas melancholisch, denn eine akustische Gitarre drängt alle anderen Instrumente in den Hintergrund und schafft besinnliche Stimmung. Doch schon kurz darauf drängt blackmetallisches Growling durch und jagendes Gitarrenriffing bestimmt kurzzeitig das Hauptthema, bevor klarer Gesang wieder die folkige Atmosphäre aufleben lässt, beinahe würde der Refrain zum mitsingen einladen, wenn die Growlstimme nicht immer wieder mitmischen würde. 

Der zweite Track beginnt mit Todesschreien eines im Feuer Sterbenden. Passend dazu heißt der Track übersetzt „Der Feuermann von Papendal“. Während dieser Track sehr melodisch ist und inmitten seines volkstümlichen Grundcharakters einige Passagen enthält, die ans Herz rühren, kommt der dritte Track des Albums sehr schnell und furios daher. Wie schon in den vergangen Liedern hat die Violine einen nicht unerheblichen Anteil am Gelingen der tragenden Melodielinien. Der Klang dieser klassischen Instrumente inmitten all des Growlings und der oftmals recht wilden Gitarrenlinien holt einen immer wieder zum Kern der Songaussage zurück und man lässt sich unbewusst von der klaren Geigenmelodie durch den ansonsten manchmal recht überladenen Song tragen. 

Insgesamt kann man sagen, dass viele der 9 Songs vor allem von mitreißendem Geigenspiel eingeleitet werden, dann oftmals von BM-ähnlicher Gitarrenarbeit dominiert werden, während die anderen Instrumente mitreißend taktieren und der Gesang entweder brachiales Growling bietet, oder aber zum mitsingen animierenden Klargesang, meist mit tiefer und männlicher Stimme. Wenn es melancholisch wird, ist es zumeist eine einzelne klare Gitarrenlinie, die dann das Thema trägt, während die anderen Instrumente zurückgenommen werden. 
Am wichtigsten ist aber natürlich, dass die Melodien und die Gesamtstimmung des Albums gelungen sind und man es sich gerne anhört. Bei "d'Olde Roop" hat man das Gefühl, dass die Menschen, die hinter dem Album stehen, es wirklich ernst damit meinen, einen Teil ihrer Geschichte und Traditionen in der Musik festzuhalten. Die Melodien können nur direkt aus dem Herzen kommen, ansonsten wären sie nicht so intensiv. Minuspunkte gibt es lediglich dafür, dass die rasanten Passagen aufgrund der streckenweise einfach gehaltenen Gitarrenuntermalung auf Dauer etwas langatmig wirken können (wobei die Geige, die dies am Ende mit einer kurzweiligen Melodie aufpeppt, sicher nie allzu lange auf sich warten lässt) bzw. dass zugunsten des volkstümlichen Effektes auf allzu gewagtes spielerisches Experimentieren verzichtet wird (wobei das sicher auch ein Vorteil sein kann, somit weiß man, was man bekommt, nämlich solide pagane Handwerkskunst von Mondvolland). Alles in allem aber sehr vielversprechend. Zumindest kommt das Album unglaublich ehrlich und ernsthaft rüber (was nicht alle Folk-Bands schaffen). 

Anspieltipp: "De vuurman van Papendal"                                                           Punkte: 8,5 von 10

Review von Twilightheart

 

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