Over Your Threshold – "Facticity"

Metal Blade/ VÖ: 24. August 2012

Seit 2005 zockt die Band "Over Your Threshold" aus Bayern nun schon unter diesem Namen. Verschrieb man sich anfangs straightem Death/Thrash-Metal, geht der Sound nun ausschließlich in die progressive technische Death-Metal-Richtung. So ist die erste selbst-releaste EP „Progress in Disbelief“ keinesfalls vergleichbar mit dem aktuellen Werk „Facticity“, welches innerhalb eines längeren Zeitraums in Eigenregie entstand. An den Reglern finden wir V. Santura, der auch schon Acts wie Obscura, Dark Fortress und Triptykon gemischt hat. Ebenso finden wir den Ex-Obscura-Bassisten Jonas Fischer von Hokum, sowie Steffen Kummerer von Obscura auf der Scheibe durch Gast-Soli vertreten. 

Es liegt also irgendwie die Vermutung nahe, dass "Over Your Threshold" einen Narren an "Obscura" gefressen haben, nicht zuletzt, da die Band schon mehrmals mit Obscura auftreten konnte. 

Tatsächlich ist man anfangs versucht, Over Your Threshold als Abklatsch der großen Tech- Death-Brigade aus Landshut abzutun. Definitiv steckt auch ein großer Anteil an Anleihen im Songgeflecht. Gerade der Fretless Bass, sowie die Akustikpassagen haben den bekannten Obscura-Touch, jedoch haben die "Over Your Threshold"-Werke eine wesentlich größere Verbindung zu Cynic und Death, so dass die Frage ob die Band ein Klon von Obscura ist, sich überhaupt nicht stellen kann. Mehr noch, können die Münchner doch Eigenständigkeit beweisen indem sie entgegen vieler Prog/Tech- Death-Gruppen ansprechendes Songwriting auf Platte gepresst haben und nicht einzig drauf los prügeln und vor sich hin düdeln und blasten. Das was Bands wie "Cattle Decapitation" auf die Beine stellen, damit lassen sich Over Your Threshold nicht vergleichen. Die Band lehnt sich eher an die alten Meister Death, Cynic und Atheist an und poliert das ganze auf moderne Art und Weise mit viel Gefühl für Melodie und Abwechslung im Riffing auf. 

Höhepunkte des Albums sind der Opener „Cortical Blindness“ welcher einem innerhalb weniger Sekunden erklärt zu was Over Your Threshold fähig sind. Hier stoßen vertrackte Harmonic-Riffs auf wohl gesetzte Drum-Hits und geniale Blast-Beats. Wütender Keifgesang ergänzt das Bild authentisch. Nach knapp anderthalb Minuten bekommt dann auch noch der geniale Fretless Bass seine Aufmerksamkeit. 

Daneben die absolute Hitnummer „Obscure Mind Stasis“, welche ihr Live-Debüt schon im September 2008 feiern konnte, also ein Oldtimer unter den Songs ist, die aber ebenso eingehend den Stil umreißt und viele Momente von technischer Brillanz glorreichen epischen Parts gegenüberstellen kann. Der Hang Over Your Thresholds Melodie nie außen vor zu lassen, egal wie komplex es zugeht, kommt hier besonders gut zur Geltung in den ruhigen Stellen zu Beginn und Schluss. Gefühlt eine der besten Melodien des Jahrhunderts.

Der Titeltrack „Facticity“ sei ebenso hervorgehoben, da hier die chaotischen Gitarrenläufe am besten funktionieren und man immer wieder erneut staunend dabei zuhören kann wie scheinbar unvereinbare Rhythmen zusammenfinden und am Ende immer wieder in einem sich steigernden Ton die hochgesetzte Geschwindigkeit vorantreiben. Die kleinen taktlangen Akustikpassagen sind der Puderzucker auf der Torte. Das Outro umfasst am besten die Versuche sich nicht nur im Hochgeschwindigkeitsrausch zu verlieren und das klappt wie bei Death's „Perennial Quest“ vorzüglichst. 

Definitiv wird hier hervorragend berechneter und ausgearbeiteter Prog-/Tech-Death der Spitzenklasse gespielt. Mag die Produktion auch ein wenig stumpf wirken, so stehen die Songs für sich. Ein Hochgenuss für Frickelfreunde und Fans von melodischem Death Metal gleichermaßen. 

Daumen hoch!

 

Anspieltipp: "Obscure Mind Stasis"                                                      Punkte: 9 von 10

Review von Surtr

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