Rimmersgard – "ErzHerz"

Miriquidi Prod./ VÖ: 2001

Ich möchte euch heute mal eins meiner Lieblingsalben vorstellen, auch wenn dieses bereits über 7 Jahre alt ist. Da es ein außergewöhnliches Album für einen speziellen Geschmack ist, werde ich es möglichst genau beschreiben, damit es nicht zu Fehlkäufen und Enttäuschungen kommt. 

Zuerst muss man vielleicht sagen, dass es diese Band und dieses Album lange vor dem großen Pagan-Boom in Deutschland gab, insofern handelt es sich um einen Vorreiter und ein Original des Genres, wobei das Wort „Pagan“ lyrisch nicht unbedingt greift. Melodischer, balladesker Fantasy-/Folk-Metal trifft es vielleicht eher, wobei der Stil sehr eigen und eigentlich mit nichts zu vergleichen ist. Emotional sehr intensiv wird auf diesem Album der erzgebirgischen Band „Rimmersgard“ über die Schönheit der Natur, Melancholie, Sehnsucht und vieles mehr gesungen oder es werden auch Fantasy-Themen aufgegriffen. Hierbei wurde Mastermind Cruinh zuweilen von Ted Williams Werk „Der Drachenbeinthron“ inspiriert. Auch der Bandname „Rimmersgard“ ist übrigens diesem Werk entnommen. 

Was das Songwriting betrifft, so findet man auf diesem Album, auf dem rein und klar & auf Englisch gesungen wird, einige der schönsten Melodien, die man sich vorstellen kann. Dies trifft vor allem auf das unglaubliche Stück „Dream ends (dream on ...)“ zu, in dem Cruinh mit tiefer, erhabener und mächtiger Stimme auf ergreifende Weise singt. Hier ein kurzer Auszug aus den Lyrics, damit ihr euch eine Vorstellung machen könnt:

„Lone I roam the open fields of dreaming
I hear tunes from Distant Land afar
Afraid of sunsets following nightfall
And silently I shall dream on

And the wind whispers to me
Of a land's shining light unseen
And it wears an unheard tune
From where I've never been.”

Balladen wie diese tauchen auf dem Album in einigen Abständen wieder auf, was das Album vielleicht noch spezieller macht. Man wird nicht auf einen Schlag mit zu vielen Emotionen konfrontiert, sondern man wird auf die gezielt eingesetzten herzzerreißenden Höhepunkte durch das restliche Konzept des Album vorbereitet und gleitet quasi beim Hören des ganzen Albums automatisch in die tiefe Emotionalität hinein. Diese gipfelt für mich persönlich in der verträumten Ballade „Winds beyond your time“, die mit eingängigen Klavierklängen beginnt und später sehr keyboardlastig wird. In jedem Fall aber geht sie tief unter die Haut.  Das Keyboard spielt eh eine nicht unerhebliche Rolle bei einigen Stücken, auch hat Schlagzeuger Asmon kreatives Drumming beigesteuert, was aber durch die Aufnahmequalität nicht ganz so gut rüberkommt. Bass und zu großen Teilen verzerrte E-Gitarren sind natürlich ebenfalls nicht wegzudenken, genauso wie die akustische Gitarre. Doch in jedem Fall steht der Gesang im Vordergrund und macht in vielen Stücken die Instrumentierung eh vergessen. 

Da für Sänger Cruinh, der die Geräusche von Bäumen im Wind als Musik empfindet, Ursprünglichkeit und Wahrhaftigkeit über alles gehen, ist das Album auch nicht oder nur minimal nachbearbeitet worden. Einige Stücke, die über die Jahre auf ihr Erscheinen gewartet hatten, wurden auch so auf dem Album verewigt, wie sie seinerzeit aufgenommen wurden: mit allen Bandmitgliedern in einem Raum und dann wurde gespielt und aufgenommen. Vom Tape wurden diese alten Stücke dann auf CD gebrannt. Die anderen Stücke sind in Eigenregie in einer Art Homestudio aufgenommen worden. Gerade diese Demo-Qualität gibt dem Album ein unglaubliches Flair von Glaubwürdigkeit und Aufrichtigkeit. Die Band will auch laut eigener Aussage nicht professionell klingen, sondern lieber handgemacht. Liebhaber von durchgestylten Aufnahmen werden das Album deshalb weit von sich weisen. Wem jedoch zum Beispiel schon bei Bathory auf den „Viking“-Alben immer Melodie und Hingabe beim Singen wichtiger waren als der ein-oder andere schief gesungene Ton von Quorthon, sprich, wem Gefühl und Ehrlichkeit über alles gehen, der könnte bei Rimmersgard richtig sein. Im übrigen soll das obige Beispiel kein Hinweis darauf sein, dass Cruinh vielleicht nicht singen kann. Im Gegenteil. Er singt meisterhaft und unvergleichlich, vor allem im Tieftonbereich.  Nicht umsonst wird er, in Verbindung mit seinem songwriterischen Können, von einigen Kennern der Band als musikalisches Genie bezeichnet.

Am Erzherz-Album haben übrigens auch zwei Musiker mitgewirkt, die dem ein-oder anderen bekannt vorkommen könnten. Nämlich Asmon (Eminenz, Fabula, Ex-Cultus Ferox) und Briantanus (Fabula, Ex-Cultus Ferox). 

Der Titel des Albums „ErzHerz“ bezieht sich, wie man sich sicher denken kann, auf das Erzgebirge, die Heimat der Band, und auf die tiefe, innige Verbundenheit derselben zu eben dieser, ihrer Heimat. 

Wer sich nun angesprochen fühlt, könnte allerdings Pech haben, denn mit nur 522 durchnummerierten Exemplaren dürfte die CD nach so vielen Jahren schwer zu bekommen sein. Über Ebay oder Versand sicherlich überhaupt nicht mehr. Asmon hat meines Wissens ein paar wenige Exemplare übrig ( myspace.com/asmoniac ). Aber mit Sicherheit nicht mehr viele. 

Ich für meinen Teil bin stolz, dass ich damals vor vielen Jahren bei der kleinen Release-Feier in Mildenau am Feld-/Waldrand dabei sein konnte, und dass die Band noch heute auf ihrer Webseite meine Worte als Einleitung stehen hat, die ich damals in’s Gästebuch geschrieben hatte und mit denen ich das Review auch ausklingen lassen möchte:

Devine music, heartful, clear...
sudden thoughts of a long gone sphere...
magic flowing through your veine;
And magically inside your brain
your soul wanders through an ancient scene
as you've never before seen;
awaking the wisdom inside your heart...
the mystic music of RIMMERSGARD!

Anspieltipp: "Winds beyond your time"                                                                         Punkte: 9 von 10

Review von Twilightheart

 

 Aluco & Cruinh von Rimmersgard in den Wäldern des Erzgebirges, Herbst 2001:

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