Skaur – "Skaur"
Eigenproduktion/ VÖ: November 2011
Vielleicht
einmal im Jahr trudelt hier eine Promo ein, die einem als Reviewer Hoffnung
macht, dass es sich um eine vielversprechende neue Band handeln könnte (neu im
Sinne von „mir bisher unbekannt“), die den Spirit aufrecht erhält, den
bereits Quorthon besang. Beim
Lesen der Lyrics bin ich fasziniert. Teils erinnern sie mich an die Texte aus
alten Vintersorg-Alben, in denen Natur und Geschichte Skandinaviens auf
eindrucksvolle Weise miteinander verknüpft werden, andererseits erinnert mich
die Auseinandersetzung mit dem eigenen Volk und die Reflektion der eigenen
Geschichte, die aus den Texten sprechen, an die Intensität der Lyrics von
Bathory. Doch
nun zur Musik! Der zweite Song namens „Nordnorsk Svartmetall“ ist ein recht rasanter Brocken. Gewaltiges Drumming und düster-kraftvolles Riffing mehrerer Gitarren + Bass reißen den Hörer mit. Das Growling ist nicht weniger energisch als im ersten Song. Auch hier gibt es nostalgischen Klargesang im Mittelteil des Songs, dieses Mal noch interessanter als im ersten, denn eine wunderbare, klare Männerstimme wird von leisem Growling begleitet. Sehr gut gelungen! Ach ja, und wer da im Text Klischeehaftes zum Thema nordnordischer Schwarzmetall vermutet, der irrt. Es geht um den Tod, die letzten Augenblicke, die gedankliche Auseinandersetzung mit dem Thema, einerseits voller Ehrfurcht, andererseits auch mit großem Verstehen im Hinblick auf Vergangenheit und das, was das Leben gegeben hat oder auch nicht gegeben hat. Aber auch der Tod als letzter Ausweg für jene, die im Selbstmord die Freiheit zu finden glaubten. All das eingebettet in wohlklingende Wortwahl-Szenerien, die zum Teil natürlich sehr traurig und melancholisch sind. Weiter
geht es mit „Heimfar“. Dieser ist tiefer tönend als die Vorgängertracks,
und trotz der unterschwelligen Schwermut immer noch beißend und temporeich. Während
der erste Teil des Liedes straff durchgezogen wird, wird es im zweiten Teil
etwas abwechslungsreicher und mehr Raffinesse in Form von musikalischen
Verzierungen hält Einzug. Titelsong „Skaur“ folgt als nächstes und zuerst sei gesagt, dass dieser Tracks die eindrucksvollsten Lyrics hat, die ich seit langem gelesen habe. Nicht vom Anspruch her, aber von der Szenerie her, die man sich mithilfe der Texte im Geiste vorstellen kann. Das ganze wird musikalisch unterlegt, indem wuchtige, akzentuiert gesungene Passagen und mächtige Gitarrenwände zusammenwirken. Auch sanfte, malerische Akustikgitarrenklänge werden eingebaut, zu denen jede weitere musikalische Untermalung wegfällt. „Skaur“ ist pure Leidenschaft und Hingabe. Den Abschluss des über 41-minütigen Albums, dessen Aufnahmequalität nichts zu wünschen übrig lässt, bildet ein Gitarren-Instrumentalstück mit dem Titel „Midnattsol“, zu welchem man sich noch ein letztes mal in sphärische Landschaften hineinträumen kann. Minimalen
Punkteabzug gibt es im Prinzip nur für die kleinen Ungereimtheiten in den
Songs, die in frühen Jahren geschrieben wurden. Was Intention, Umsetzung,
Intensität von Songs und Lyrics betrifft, so kann ich alle Fans von Bathory,
Vintersorg, Windir oder Waldgeflüster nur dazu auffordern, sich „Skaur“
unbedingt zuzulegen! Anspieltipp: "Nordnorsk Svartmetall" Punkte: 9,5 von 10 Review von Twilightheart
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