Slartibartfass – "Nebelheim"

Trollzorn/ VÖ: 19. Okt. 2007

Der Connaisseur einschlägiger Science Fiction Literatur wird bei dem Namen Slartibartfass sicher eher an einen fjordkonstruierenden Weltenerbauer denken als an eine Ulmer Pagan/Folk Metal Band, aber genau mit diesem Sextett aus der Trollzornfamilie und deren Debutalbum „Nebelheim“ bekommt es der geneigte Hörer hier zu tun.

Die sieben sauber produzierten  Stücke des Silberlings befassen sich textlich in Muttersprache mit Natur, Glaubensfragen und den damit assoziierten Konflikten, Sagenhaftem und der dem Menschen innewohnenden Melancholie und Zerstörungskraft. Slartibartfass erschaffen eine atmosphärische und insgesamt betrachtet harmonische Klangwelt, die die aufziehenden Nebelschwaden der Donau und die Schönheit der umliegenden Naturlandschaft aus der Heimat der Musiker förmlich spürbar macht. Die Härte der Gitarren wird sanft umschmeichelt von einem tragenden Keyboardteppich und gleichzeitig durch den rasiermesserscharfen Kreischgesang durchbrochen. Die an sich bewundernswerte Fülle an Instrumentierung, die mit Dudelsack, Maultrommel und Akkordeon die Basis einer jeden Metalkombo aufhübscht, erbringt an mancher Stelle den letzten Pfiff für einen Song, wirkt andererseits aber auch erschlagend und überladen. Ebenso verhält es sich mit den Gitarrensoli und den teilweise langatmig wirkenden Gesangspausen. Zum Teil entsteht das Gefühl, die Band will zu viel auf einmal und schießt damit über das Ziel hinaus. Die richtige Dosierung zu finden ist sicherlich eine große Aufgabe, könnte den ausgeklügelten Kompositionen der Schwaben jedoch zukünftig zu einem noch höheren Niveau verhelfen. Zumeist präsentiert der Sechser fast tanzbare und zum Feiern animierende Midtemponummern mit fröhlichen Humpa- und Irish Folk-Anleihen (z.B. „St. Cuthbert“, „Erdmacht“), lediglich „Ásatrú“ besticht mit aller Kraft und Ernsthaftigkeit des Heidentums in einer schnelleren aggressiveren Geschwindigkeit und lädt zu exzessiver Nackenrotation ein. Die ganze Verspieltheit von Slartibartfass zeigt sich in dem bezaubernden Lied „Rache der Kobolde“, in dem sie es verstehen einen verwunschenen Märchenwald mit verschmitzten kleinen Wesen vor dem geistigen Auge entstehen zu lassen, die in ihrer Welt erschüttert und erzürnt von der Ignoranz der Menschheit zum holprig-unbeholfenen aber zielstrebigen Gegenschlag ausholen. Den Abschluss des in der Gesamtheit guten und runden Werkes „Nebelheim“ bildet das 12-minütige Mammutstück „Keltenschanze“; eine epische, kraftvolle Hymne, die mit akustischen Gitarren, wuchtigen E-Gitarrenriffs und Dudelsack eine Lagerfeuerromantik zaubert, die diesen Naturdenkmälern innewohnende Schönheit, Wirkung und Spiritualität gut unterstreicht. Allerdings hätte man mit 4 Minuten weniger sicherlich den gleichen Effekt erzielen können ohne in die oben beschriebene Langatmigkeit abzudriften. Die letzten Minuten entführen den Hörer mit prasselndem Lagerfeuer, rauschendem Wind, dem Ruf der Eule und einem herannahenden Gewitter, das sich mit dumpfen Grollen ankündigt, in die dunkle Tiefe der Natur um die sich der Schleiher der Nacht legt.

„Nebelheim“ macht auf jeden Fall neugierig auf das, was die jungen, talentierten Schwaben von Slartibartfass wohl noch liefern werden. Eine Menge Potential steckt in dieser ambitionierten Band, die sich mit dem richtigen Schliff und einer größeren Portion Eigenständigkeit zu einem Diamanten der Pagan Metal Szene entwickeln kann.

Anspieltip „Ásatrú, Keltenschanze“                                                                     7 von 10 Punkten

Review von Anja

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