Soleil Gris – "Grey Sun"

Eigenproduktion/ VÖ: 19.Januar 2013

Wie kommt man daran vorbei, Soleil Gris zu beschreiben, ohne auf die musikalische Vergangenheit von Sänger Max Marquardt hinzuweisen? Dazu besteht kein Muss, dennoch ist der stilistische Wechsel vom Pagan/Black-Metal, der mittlerweile aufgelösten Band Helfahrt zu Soleil Gris' Desert/Doom-Rock eine Entwicklung, die bemerkenswert erscheint. 

Inhaltlich finden sich um ein harsch klingendes Riffgebilde, das als Grundstruktur die Züge von Kyuss vermuten lässt, allerlei Erweiterungen (aufgrund derer das Desert Rock-Gerüst fast schon wieder verschwindet), die Soleil Gris zu einem dreckigen Bastard machen. Lässt das Intro „Sungrazing Void“ noch Allüren zu Post-Metal a la Agalloch durchscheinen, versetzt das schleppende, jammende „As Wind became Earth“ den Hörer in dreckige zähe Staublandschaften. Der Sound setzt sich aus langsamen und rockenden Passagen zusammen. Überlagert von bluesigen Soli, und „bad ass“-Vocals irgendwo zwischen Lemmy, Warrior Fischer und Cronos. Das knackige Schlagzeug, das heavier als in sämtlichen bis dato gehörten Desert Rock-Werken sich in Szene setzt, stellt sich zwar als E-Drum-Set heraus, welches aber angenehm dynamisch gemischt wurde und deshalb überhaupt nicht negativ auffällt.

Ein Song wie „Frozen Desert“ hätte auch gut und gerne in die Songwriting-Sessions von Abbath's Nebenprojekt „I“ fallen können. Die grandios eingesetzte Hi-Hat, die die langweiligen Wah-Wah-Parts retten und der leicht zum Düsteren neigende Sechssaiter-Strudel kokettiert mit finster-stolzen Vocals. Orange Goblin regieren die Mitte mit verspielter Schlagseite. Fiesester Song der Platte, ganz klar. Aber auch der mitunter „zeitloseste“.

Glorreiche Momente erfährt die Scheibe ebenso in treibenden Werken wie „Brachland Baby“ und „Goatrider“ (Double Bass!!!), die ordentlich Druck machen. Die Drums schaffen ihr übriges um die Vorwärtsrichtung zu unterstreichen: ein Groove an der richtigen Stelle hat noch so manchen Song zum Killer gemacht. 

Der Rausschmeißer „Valley of Doom“ hat in der Strophe so krasse Venom-Anleihen, weswegen ich nur raten kann danach einmal „Poison“ von Venom anzuhören. Doch entpuppt sich die Nummer ab der Mitte als getragenes atmosphärisches Stück Wüste. Sandig, staubig, kratzig. Endet und beendet die Scheibe dann aber gewagt knapp. 

Soleil Gris wissen auf Scheibe den Umfang der Einflüsse und Details in ihrer Musik klarer umzusetzen als auf der Bühne. Was kein Vorwurf an die Live-Performance ist, welche einfach mehr die Desert Rock-Schiene bedient.

Tatsächlich ist „Grey Sun“ von Soleil Gris ein Sammelsurium an Ausdrücken männlicher Potenz. Das fängt bei den Anleihen von Motörhead, Venom und Celtic Frost an in der Stimme an, geht dann weiter zu den Riffs, die ebenso an Venom und Motörhead, aber auch an Kyuss und Orange Goblin Liebesgrüße verschicken, und endet bei einem Rhythmus, der sich aus einem dröhnenden Bass (und der kommt meines Erachtens nach mehr von einer „Welcome to Hell“ als von einer „Blues to the Red Sun“) und einem durchdachten glanzvoll arrangierten Schlagzeug zusammensetzt.

Einzig die Produktion klingt klar nach Erstlingswerk und nicht so fett wie man es sich bei der Stärke der Songs wünschen würde. Da geht definitiv mehr, als erster Hinhorcher aber immer noch geeignet.

Bei den Vergleichen drängt sich folgendes Fazit einfach auf: Soleil Gris sind die Venom des Desert Rock!

Anspieltipp: "Goatrider"                                                                 Punkte: 8 von 10

Review von Surtr

<<<zurück zu den "Reviews"

 

besucherzählerXStat.de