Endlich landet
nach all den vielen Neuerscheinungen im Death Metal Sektor mal wieder guter
alter Black Metal hier zum rezensieren ... ich dachte schon, er stirbt aus. Dann
auch gleich noch von einer heimischen Band aus München, die mir schon mit
vielen geilen Live-Auftritten so manchen Abend versüßt hat.
Es handelt sich um
„Sycronomica“, die nach dem schon recht eingängigen Vorgänger „Paths“
nun die nächste Stufe erklimmen wollen, und zwar mit
dem Album „Gate“, dessen sehr imposantes, aber düsteres Cover hier für
den ersten Eindruck sorgt. Doch so grau und düster wie das Cover anmuten lässt,
ist das Album allerdings nicht, denn es handelt sich hier zwar um Black Metal,
aber nicht von der old-school „Keyboards sind untrue“-Sorte, sondern
musikalisch werden alle Register gezogen, denn die Melodiösität kommt auf
diesem Werk keinesfalls zu kurz. Zwar ist das Album streckenweise ziemlich
kompromisslos düster und wuchtig, aber immer auf sehr eingängige Art und
Weise. Jede einzelne Zeile der Lyrics wird durch die Instrumentierung
mehrschichtig so unterstrichen, dass es vollwertig klingt und immer genau so,
wie es gemeint ist, auch wenn dies den Einsatz von melodischen Keyboardklängen
oder andere instrumentalische Eskapaden verlangt.
Vielleicht muß man noch dazu sagen, dass die Musik zwar vorwiegend im Stil des
melodischen Black Metal anzusiedeln ist (wobei eine starke Eigenständigkeit des
Songwritings diese Zuordnung eigentlich erschwert... ähnlich Bands wie Dark
Fortress oder Borknagar), aber die Lyrics sind doch stärker in der epischen
Pagan-Richtung anzusiedeln.
Doch von vorne:
Nach einem sehr
eindrucksvollen Intro, das sich „Preludium II“ nennt und mit kalten und
verzerrten Geräuscheffekten aufwartet, übergehend in chorale Anspielungen mit
leicht heroischen Zügen, beginnt das Album danach mit einem Titel, den einige
von euch bereits von diversen Live-Auftritten kennen dürften: „Beyond the
gate of light“. Dieser Song dürfte sich spätestens jetzt hier auf der
klangtechnisch 1A-durchproduzierten CD tief in die Gehirnwindungen fressen, denn
der Song besticht durch abwechselnd aggressives Black-Metal-Gekreische umgeben
von wilden Gitarren und grimmigem Bass, und dann tiefes Gegrunze mit wuchtigen
Midtempo-Beats unterlegt, die laut aufgedreht mit Sicherheit alle Gläser in der
Nähe zum zerspringen bringen würden (und beim Live-Gig alle Matten zum
kreisen).
Leider haben es aus dem deutschsprachigen Repertoire von Sycronomica nur drei
Songs auf das neue Album geschafft, so auch der 3. Track „Für die
Ewigkeit“, wo man sogar trotz Gekreische die Lyrics noch akustisch versteht,
wenn man genau hinhört. Dieses Stück überzeugt durch die eingangs erwähnte
Melodiösität. Sehr virtuos kommen alle Instrumente vielschichtig zum Einsatz,
vor allem das Keyboard, welches spielerisch durch den Song wandert, als gelte
es, alle Aktivität der Welt in Melodien einzufangen. Zusammen mit den souveränen
Gitarrenriffs ergibt dies eine sehr positive Grundstimmung, eigentlich eher
untypisch für den BM... dieser Song speziell geht sowieso eher in die
Pagan-Richtung.
Sycronomica haben einfach so viel Potential in mehrere Richtungen, dass sie gut
und gerne zwei Alben aus diesem einen hätten machen können. Ein Pagan-Album
mit epischer Grundstimmung und althergebrachten Themen, und ein progressives
BM-Album mit grimmen Lyrics und technischen Zaubereien. Auf „Gate“ schaffen
sie es, die besten Elemente beider Richtungen einzufangen und widerzugeben. Da
braucht es kein Schubladendenken, jeder Song wird so dargebracht, wie er am
besten klingt, auch wenn es eben (wie bereits erwähnt) genre-übergreifend ist.
Der 6. Song „To the rivers end“ sticht ganz besonders hervor, einer der
besten Songs des Albums, würde ich sagen, denn er ist streckenweise schwer und
schleppend, als würde jeder dunkle Gedanke, den es je gab, mitgeschleift... mit
absolut geilen, wenn auch schwermütigem Growling, sehr intensiv und packend.
Auch dieser Song wird allerdings vom melodischen Keyboard- Experimenten
durchbrochen oder teilweise begleitet, bevor er zum Ende hin etwas schneller und
siegreicher wird.
Ähnlich wird man durch das ganze Album hindurch in interessante Klangwelten
entführt, die immer wieder Neues und Überraschendes hervorbringen. Doch bei
all dem kommt der gute alte „Headbang“-Faktor bei weitem nicht zu kurz.
In „Farewell olden world“ taucht noch einmal das exzessive Growling in sehr
tiefer Stimmlage auf, was ich persönlich einfach geil finde, zumal es auch in
Richtung „verständliche Lyrics“ geht, wodurch ich das ganze noch mehr genießen
kann.
Bei nächsten Song deutet sich auf dem Cover der Promo der wohl bei keiner Band
vermeidbare Typo an: Es heißt natürlich nicht „Unleashed FORM...“ sondern
„Unleashed FROM ancient chains“ (aber ich denke mal, das haben die
Korrekturleser des Labels schon entdeckt und ausgemerzt). Wie der Titel schon
vermuten lässt, sind die Lyrics hier sehr passioniert, doch auch der Song
selbst ist ein Feuerwerk des Abwechslungsreichtums und der Hingabe. Das selbe
gilt für das gesamte Album. Es ist ein Zeugnis der Fähigkeit dieser Band, den
Hörer in einen Sog aus gefühlter Musik und damit verbundener Imagination zu
ziehen.
Ich hoffe
wirklich sehr, dass die Band, die es schon seit ca. 10 Jahren gibt, es nun mit
Hilfe von Armageddon Music schafft, auf all den großen Metal-Festivals
auftreten zu können, denn da gehören sie einfach hin (ganz besonders auf`s
Party San, Jarne!). Des weiteren hoffe ich, dass die Band es nun schaffen wird,
endlich ein stabiles Line-Up zu behalten, denn kurz vor der Veröffentlichung
von „Gate“ musste der Bassist (ein wirklich begnadeter Musiker) die Band
leider verlassen. Für den Nachfolger wird es schwer werden, diese Lücke zu füllen.
Aber vielleicht gehören solche Rückschläge einfach dazu, damit eine Band an
sich selbst wachsen kann.
Kleine Zusatzinfo: Es wurde noch ein Bonus Track geschrieben („Was nie unser
war“), der aber nicht auf der Kauf-CD sein wird. Ich befürchte fast, dass
wieder nur die Japaner auf einer ihrer DigiPak-Versionen in den Genuß dieses
Tracks kommen werden. Schade.
Wer in die neue
CD schon einmal vorab reinhören will, findet Infos dazu auf www.sycronomica.de
.
Anspieltip:
„To the rivers end“
Punkte:
8 von 10
Review von Twilightheart
Sycronomica live on
stage:
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